A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1986 (Debrecen, 1987)
Történelem - Hetey Sándor György: Debrecen und Umgebung auf der Reiterparaden bis 1920
Sándor György Hetey DEBRECEN UND UMGEBUNG AUF DEN REITERPARADEN BIS 1920 Die ausgeglichene, schöne Gestalt der Pferde hat im Laufe der Jahrhunderte nicht nur die Künstler immer wieder angeregt, sondern das Pferd wurde auch auf den verschiedenen Schauen und Tournieren unausbleiblich. Nur allzu gern Hessen die Pferdebesitzer und Züchter ihre Tiere Revue passieren, denn so eine Schau war ja „Reklame" für ihre Züchtungsarbeit. So erntet die Parade von Reit- und Gespannpferden schon seit langen Zeiten grossen Erfolg. Bandérium wurden jene Reitergruppen genannt, deren Mitglieder in unterschiedliche ungarische Galaanzüge, alte Uniformen oder schöne Bauernanzüge gekleidet waren und auf Prachtpferden daherkamen. Die treffende Bezeichnung für solch ein Bandérium und die Prachtgespanne ist die Reiterparade. Diesbezüglich, das heisst, auf dem Gebiet beider Elemente der Reiterparaden machten sich Debrecen und Umgebung im ganzen Land einen hervorragenden Namen. Früher und auch heute noch sind Reiter- und Gespannumzüge die Glanzpunkte von Veranstaltungen zu Hochzeiten, Ernte- oder Winzerfesten oder zu politischen Ereignissen in Stadt und Land. Was das Geschirr und auch das Einspannen betrifft, so haben die jetzigen Parade- und Turniergespanne viel von den alten Bauerngespannen übernommen. In der folgenden Aufzählung kommen die Namen für die Pferde im Achtergespann je nach Einspannplatz vor. Unterstrichen sind die, die auch bei den heutigen Turnier-Vierern noch gebräuchlich sind: Hinten von links gesehen: Bummler neben dem Menschen — Sattelpferd — Stangenpferd — Bummler an der rechten Seite; vorn von links gesehen: Pferd mit Kette neben dem Menschen — Zügelpferd — Peitschenpferd (oder vorn rechts) — Pferd mit Kette an der rechten Seite. Ein anderes Element der Parade ist das Reiterbanderium. Heutzutage stellt dies jenes Ehrengeleit da, das — wie schon oben beschrieben — zu festlichen Anlässen aufzieht. Seinerzeit veranstalteten neben den Komitaten auch die Munizipalstädte berittene Ehrenbanderien. Diese fanden sich aber nur zu geplanten Feierlichkeiten zusammen. Meistens wurden sie von abgedienten Kavalleristen bestritten, denn viel Übung war dafür nicht nötig. Heute gehören zu einem Bandérium gewöhnlich Reitsportler. Die Rolle des Fahnenträgers ist die schwerste, gleichzeitig aber auch die ehrenvollste. In Debrecen wurde das Bandérium im ungarischen Galaanzug, das sog. „úri bandérium" (dt. etwa: Herrenbanderium) von den reicheren Bürgern, das sog. „cívisbandérium" (dt. etwa: Bürgerbanderium) jedoch von der bäuerlichen Schicht versehen. Zu festlichen Anlässen wurde das Geschirr für die Gespanne besonders geschmückt. In unserer Gegend verbreiteten sich vor allem die Lederschallangen, die gleichzeitig auch dazu dienten, die Fliegen abzuhalten. Man nannte diese Schallangen: Stirn-, Ohr-, Seiten- und Rückenschallang. Sie wurden in geflochtener, ausgeschnittener oder gesaltener Form hergestellt. Bei uns gehört sowohl zum Parade- als auch zum volkstümlichen Geschirr das Brustblattgeschirr. Hier ziehen die Pferde nicht mit dem Kumtgeschirr wie in den westeuropäischen Ländern. In Ungarn werden die Traditionen bei der Einspannung und beim Geschirr der schönen, geschmackvollen ungarischen Bauerngespanne am treuesten in der Umgebung von Debrecen bewahrt. Die Fahrzeuge auf den Paraden waren früher die tiefgebauten Equipagen, auf ländlichen Festen jedoch mehr die Leiterwagen. Heute rollen auf Umzügen die auch im Sport gebräuchlichen hochgebauten Kutschen an uns vorbei; die mit Esterházy-Muster sind am beliebtesten. Auf dem Lande transportiert man die Festgesellschaft ausser auf Leiterwagen (deren Schrägen in der Hajdúság gerade sind) auch oft schon auf geschmückten Planwagen. Als bekanntestes Fahrzeug auf ungarischen Paraden gilt die alte städtische Paradekutsche (ein Landauer Typ), die für die letzte Krönungsfeier im Jahre 1916 angefertigt wurde, und nach ihrer Wiederherstellung im Jahre 1954 das Glanzstück aller Paraden ist. Auch für die Zusammenstellung der Pferdegespanne gelten ungeschriebene Gesetze: Einfarbige oder in der Farbe völlig abweichende, auf alle Fälle jedoch ins Auge stechende Pferde werden zusammen eingespannt. Auch das Zaum- und Sattelzeug für die Pferde im Bandérium wurde solide geschmückt, auf die Satteldecke kam ein Wappenzeichen. 333