A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1985 (Debrecen, 1986)
Történelem - Rácz István: Der Begriff des „Cívis”
Waisen — nicht von den Civis ausgeschlossen wurden. Dies heisst aber beiweitem noch nicht, dass sämtliche Bürgersöhne die Möglichkeit, das Bürgerrecht zu erwerben, wahrnahmen. Dreiviertel der angesiedelten kamen aus der Umgebung von Debrecen; die Anziehungskraft der Stadt breitete sich — mit Ausnahme von Siebenbürgen — auf das gesamte Land aus. Die Stadt nahm Elemente mit dem unterschiedlichsten gesellschaftlichen Status als Bürger auf. Wir wissen nicht davon, dass hier irgendein Unterschied getroffen wurde. Ein wichtiger Aspekt war hingegen, dass die Zuziehenden die bürgerrechtlichen Obligationen auf sich nehmen. In erster Linie baten Leibeigene und Adlige um ihre Aufnahme unter die Bürger. Das heisst, einerseits solche, die auf der Rangleiter der Gesellschaft von einer rechtlich niedereren Sprosse emporgestiegen waren, und andererseits solche, denen es darum ging, einen Status mit kleinerem Prestige zu erlangen. Der grössere Teil der zugezogenen Bürger stammte von Leibeigenen her, doch auch die Zahl der Adligen nahm ständig zu. So betrug ihre Zahl 1840 schon 740 Personen. So übertraf die Anzahl der nach Debrecen zugezogenen Adligen, deren Mehrheit das Bürgerrecht erwarb, im Verhältnis gesehen den Landesdurchschnitt. Diese Schicht wurde dann übrigens zu einem bestimmenden Element in der Debrecener Civis-Gesellschaft, weil sie mehr als ein Viertel der Bürgerschaft ausmachten und zu den begütertsten Gliedern gehörten. Die Führung der Stadt gelangte dann auch in ihre Hände. Vom Charakter des Bürgertums verrät zu jeder Zeit seine Zusammensetzung nach Berufen sehr viel. Natürlich ist dies nicht der alleinige Gradmesser der wirtschaftlichen Macht einer Stadt, aber ein wesentliches Kriterium. Mit Beginn des 18. Jahrhunderts kann die Berufszusammensetzung der Debrecener Bürgerschaft laut statistischen Werten wiedergegeben werden. Hier ist eindeutig festzustellen, dass die grössere Hälfte der Debrecener Bürger Handwerker waren, ein Fünftel waren Bauer-Bürger und der weitaus kleinere Teil waren Händler und Intelligenzler. Obgleich dies widersprüchlich klingen mag, aber in der über eine ausserordentlich grosse Gemarkung verfügenden Stadt Debrecen beschäftigte sich nur jeder fünfte oder sechste Bürger mit Feldwirtschaft. Dennoch gab es aufgrund des Bürgerrechts keinen Bürger in der Stadt, der nicht auch durch Bodenbesitz gebunden gewesen wäre. Die zahlenmässig belegbaren Erscheinungen fasste der Autor überall in statistische Systeme und analysierte sie in dieser Weise. Aufgrund der Quellenmöglichkeiten enthalten diese nur selten Angabenreihen aus dem 16—17. Jahrhundert, sondern beziehen sich vorwiegend auf die beiden folgenden Jahrhunderte. Doch auch rückschliessend kann man Tendenzen aus ihnen ablesen. 111