A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1983-84 (Debrecen, 1985)
Történelem - Nyakas Miklós: Das kulturelle Leben der Debrecener Drucker in der Zeit des Kapitalismus
Miklós Nyakas DAS KULTURELLE LEBEN DER DEBRECENER DRUCKER IN DER ZEIT DES KAPITALISMUS In der Österreichisch-Ungarischen Monarchie konnte anfangs die durch den preussischen Nationalökonomen repräsentierte Tendenz der Vereinigungen zur Selbsthilfe und Selbstbildung Raum gewinnen. Die Anhänger dieser Vereinigungen waren darum bemüht, der Arbeiterklasse mit Verbrauchergenossenschaften und Hilfskassen aus ihrer materiellen Not zu helfen. Und durch die Verbreitung der Losung „Durch Bildung zur Freiheit" vermeinten sie, die gesellschaftliche Gleichberechtigung des Proletariats erreichen zu können. Obwohl dieses kleinbürgerliche Bestreben durch die Verbreitung des wissenschaftlichen Sozialismus recht bald in den Hintergrund gedrängt wurde, büsste diese dennoch nicht völlig ihre Wirkung ein, vor allem nicht bei den sich schon früh konstituierten Druckervereinigungen. So ist unter anderen auch diese Tatsache ein Beleg dafür, dass die Arbeitervereinigungen der Drucker der Selbstbildung sowie der Entwicklung allgemeiner und fachlicher Kenntnisse stets besonders grosse Aufmerksamkeit schenkten. Obwohl die Drucker im Innern des Landes — zum Beispiel in Temesvár, aber auch in Debrecen — ihre auf dem Boden der Zunfttraditionen entstandenen Vereinigungen besassen, kamen die modernen Vereinigungen auf Wirkungen aus der Hauptstadt zustande. In Debrecen wurden 1872 der Verein zur Kranken- und Reisehilfe der Buchdrucker und 1873 der Selbstbildungsverein der Debrecener Buchdrucker gegründet. Die Grundlage für den Selbstbildungsverein bildete die Bibliothek, welche teils durch Käufe teils durch Schenkungen bereichert wurde. 1905 erging an die Druckereibesitzer die Bitte, je ein Exemplar von den in ihren Druckereien angefertigten Arbeiten der Bibliothek des Selbstbildungsverein zu überlassen. Dies brachte natürlich einen dynamischen Aufschwung des Bestandes mit sich, Hess aber die Aspekte einer bewussten Büchersammlung in den Hintergrund treten. Der Bibliothekar versah seine Aufgabe aus freien Stücken, ohne Bezahlung. Die wichtigste Aufgabe des Selbstbildungsvereins bestand dennoch darin, für die in Debrecen ansässigen Drucker eine Art geselliges Leben zu schaffen. So spielte der Verein bei der Organisierung verschiedener Bälle, Veranstaltungen und anderen Zusammenkünften eine wichtige Rolle. Natürlich sah der Verein auch in der Förderung der fachlichen Entwicklung eine bedeutende Aufgabe; aus diesem Grunde wurden Speziallehrgänge, Lesungen, Diskussionen usw. veranstaltet. Im Ergebnis dessen erreichte das Fachwissen der Debrecener Drucker um die Jahrhundertwende ein weitaus höheres Niveau, als es ein bis zwei Jahrzehnte zuvor besesses hatte Die Drucker riefen — wie so viele andere kulturelle Arbeitervereinigungen in Ungarn — auch eine Liedertafel ins Leben, zu deren Unterstützung grosse materielle Opfer gebracht wurden. Zwischen den beiden Weltkriegen blieben zumeist jene Formen und Fonds erhalten, die schon eher gebildet werden konnten, obgleich von ihrem Inhalt her hier zahlreiche und wesentliche Veränderungen eintraten. Auch veränderten sich die Proportionen, und neue Bildungsformen traten ein. Der Bestand der Bibliothek nahm eine bedeutende Entwicklung; doch in noch stärkerem Masse wachs die Zahl ihrer Mitglieder und die Ausleihziffern. Auch weiterhin vergrösserte sich der Bücherbestand in drei verschiedenen Arten; durch Anschaffungen, Gratisexemplare der Druckereien und Schenkungen. Der Bücherbestand zeigte auf diese Weise ein recht heterogenes Bild. Ein bewusstes Aussortieren — vor allem des Kürzen rechtsgerichteter Arbeiten •— brachte hier Abhilfe. Die Bibliothek wurde im Raum des Gewerkschaftsbundes untergebracht; später gelangte sie in das sogenannte Arbeiterheim, das von den Debrecener Arbeitern gemeinsam unterhalten wurde. Der Gewerkschaftsbund der Drucker erbaute 1928 ein selbständiges Stammhaus, in welches dann auch die Bibliothek verlegt wurde. Das selbsttätige künstlerische Schaffen der Drucker verlief zum Teil innerhalb der Mauern des schon erwähnten Arbeiterheims, zum anderen Teil jedoch in dem eigenständige Gewerkschaftsstammhaus. Obwohl die einzelnen Gewerkschaften auf kulturellem Gebiet selbständig tätig waren, 181