A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1983-84 (Debrecen, 1985)

Régészet - M. Nepper Ibolya–Módy György: Die Aufdeckung einer Kirche aus der Arpadenzeit in Szentgyörgy (Kismacs) – Das Dorf im 13/14. Jahrhundert

Ibolya M. Nepper—György Módy DIE AUFDECKUNG EINER KIRCHE AUS DER ARPADENZEIT IN SZENTGYÖRGY (KISMACS) DAS DORF IM 13/14. JAHRHUNDERT Dem Museum wurde 1975 gemeldet, dass aus dem östlichen Teil des von Debrecen aus nord­westlich zu beiden Seiten des Weg nach Hajdúböszörmény gelegenen Dorfes Józsa — Alsójózsa — in dem Gemarkungsteil Klastrom-Part auf einem sich von der Oberfläche deutlich abhebenden Hügel durch einen Bagger verschiedene Grabstellen aufgeworfen wurden. Im höchstgelegenen Teil in der von Mörtel und Ziegelresten durchsetzten Ackerkrume wurde auch ein breitgeklopfter, am Ende in ein S auslaufender Haarreif aus Gold gefunden. Dieser gelangte ins Museum. Die lokale Flurberei­nigung berührte 1981 auch diesen Fundort. Zuvor im September 1981 wurden aber fundbergende Ausgrabungen vollzogen. Im Verlaufe dieser gelang es, die Fundamentreste einer Kirche aus dem 13. Jahrhundert aufzufinden und auf dem Gebiet des Forschungsabschnittes vorhandene Gräber auf­zudecken. Als erstes wurden ein südöstlich gerichteter Stützpfeiler und die sich an ihn anschliessenden Fundamentreste einer südwestlich verlaufenden Mauer, danach ein völlig zerstörter Teil der Süd­mauer des Kirchenschiffes und daraufhin ein gerade auch den Eingang umfassender Abschnitt der Westmauer entdeckt. Später kamen auch ein neuer Abschnitt der Westmauer des Kirchenschiffes sowie ein Teil des Fundamentes der Nordwand zum Vorschein. Schliesslich konnten die in der Geraden abgeschlossene Sakristei, ein am Anschluss an die Nordwand befindlicher Pfeiler, die Nordwand, das westliche Ende der Südwand und die westliche Eingangswand sowie das Funda­ment der sich daran anschliessenden zwei Stützpfeiler entdeckt werden' Zusammenhängende Zie­gelreihen waren einzig beim nordöstlichen Pfeiler der Sakristei und in einem Abschnitt der Nord­wand erhalten. Nahezu überall waren selbst die letzten Zielgelreihen durch Arbeiten mit der Spitz­hacke zerstört. Dies geschah — unseren Informationen zufolge — in den 1920er Jahren. Die Fun­damentschicht aus Mörtel und darunter das gestampfte Fundament aus gelbem Lehm waren so umfassend und so gut erhalten, dass der Grundriss exakt rekonstruiert werden konnte. Die gesamte innere Länge der Kirche betrug 16,55 m, davon waren das Schiff 10,7 m und die Sakristei 5,95 m lang. Die innere Breite des Schiffes machte 6,6 m und die der Sakristei 4,55 m aus. Das Fundament der Nordwand des Kirchenschiffes war 1,15 m, das der Sakristei 1 m stark. Dem gegenüber waren die Südwand des Schiffes und der Sakristei 1,2 m stark. Der gerade Abschluss der Sakristei, die an ihren Ecken sowie am Anschluss von Schiff und Sakristei und des weiteren die an den Ecken der Westwand befindlichen Stützpfeiler und der west­liche Eingang lassen eindeutig darauf schliessen, dass diese Kirche aus dem 13. Jahrhundert stammt. Aus dem Zustand der aufgedeckten Fundamentreste folgert, dass hier nicht die Rede davon sein kann, dass nach der Entvölkerung auch die Kirche dem Verfall dahingestellt war. Die aufsteigenden Wände hatte man schon im 17. Jh. niedergerissen und Ende des 18. Jh. war schon nichts mehr von ihnen zu sehen, obgleich diese Gegend damals nicht bewaldet war. Urkundliche Quellen, hand­schriftliche Landkarten sowie archäeologische Forschungen liefern den einstimmigen Beweis, dass diese Kirche mit der in schriftlichen Quellen zuerst 1234 auftauchenden St. Georgskirche identisch ist. So kann der Zeitpunkt ihrer Erbauung für spätestens 1233 und für frühestens 1210 angesetzt werden. Aus den zerstörten Gräbern rings um die Kirche kamen folgende Funde zum Vorschein: der schon erwähnte, in ein S auslaufende Haarreif, ein anderer, ebenfalls in ein S auslaufender Haarreif aus Bronze, Eisenschnallen, Beschläge aus Blattbronze von Ledergürteln, Kranzbeschläge usw. Diese gehören teils zu Gräbern aus dem 13. Jh., teils zu späteren Gräbern. Es ist gewiss, dass die Kirche und der darum angelegte Friedhof zum Ende des 16. Jh. hin dem frühesten Kern des sich immer mehr ausbreitenden und zunehmenden Dorfes nahe gestanden haben. Auf einer Militärkarte aus. dem Jahre 1783 war der Hügel von Klastrom-Part mit Faluhely (Dorf) bezeichnet. Es wurden auch reichlich Gefässreste gefunden, die das Leben der Siedlung vom 13. bis 16. Jh. widerspiegeln. Die charakteristische Keramik aus der frühen Arpadenzeit kam nicht hier, sondern in südlicher Richtung nicht weit von den aufgedeckten Kirchenfundamenten zum Vorschein. Dies umgrenzt den Teil des 11.—13. Jh. der — unserer Meinung nach vom 10./11. Jh. an ständig besetzten — Siedlung. 130

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