A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1981 (Debrecen, 1983)

Irodalomtörténet, művelődéstörténet - Tóth Béla: Die Wirkung Christian Wolffs in Debrecen

Béla Tóth DIE WIRKUNG CHRISTIAN WOLFFS IN DEBRECEN Nach dem beinahe anderthalb Jahrhunderte andauernden Einfluss der Philo­sophie von Ramus und Descartes entfaltete sich von der Mitte des 18. Jahrhunderts an die Wirkung Christian Wolffs in Debrecen. Durch die Intelligenzler der Stadt, ihre Leiter, die Seelsorger, sowie die seinerzeit schon auf eine zweihundertjährige Vergangenheit zurückblickende reformatorische Hochschule und die Professoren und Studenten des Kollegiums wurde diese Wirkung geltend gemacht. Eine bedeu­tende Zahl von ihnen hatte nämlich mehrere Jahre lang an ausländischen, wie den protestantischen schweizer, holländischen, englischen und deutschen (z. B. Halle und Göttingen) Universitäten studiert, und so die jüngsten Ergebnisse der Wis­senschaft in Europa gleich an ihre Stadt vermittelt. Als erster wurde Márton Do­mokos, der spätere Hauptrichter in Debrecen, mit Wolff in Halle bekannt (um 1719). Seine Lehren wurden aber in bedeutendem Masse zuerst von György Ma­róthi, dem vielseitig tätigen Professor (1738—44), verbreitet, welcher diese während seines sechseinhalbjährigen Studiums im Ausland kennengelernt hatte. Durch die Vermittlung Maróthis wurden die Kollegiumsstudenten hauptsächlich mit der Wolff sehen Mathematik und Logik bekanntgemacht. Das Wirken Maróthis wurde dann durch István Hatvani (1749—86) erweitert, der neben seiner Befähigung zum Seelsorger auch das Diplom eines Mediziners erworben hatte. Er führte im Kol­legium die Arbeiten von Wolffianern, wie J. H. Winckler und J. G. Heinecke, ein, doch Wolffs Errungenschaften wandte er vor allem auf dem Gebiet der Fachwis­senschaften (Mathematik, Naturrecht usw.) an, während er sich als allgemeinen grundsätzlichen Hintergrund schon auf naturwissenschaftlichen Auffassungen und Methoden von Newton und Boerhave stützte. Eine neue starke Welle für das Vor­wärtsdrängen des Wollfianismus in Debrecen bedeutete das Hauptrichteramt von Lajos Domokos, der selber auch in Halle studiert hatte und zum grossmächtigen Kurator des Kirchendistrikts jenseits der Erhalter des Kollegiums wurde. In der Zeit zum Ende des Jahrhunderts hin der Erhalter des Kollegiums wurde. In der Zeit seines Tun und Wirkens wurden zwei Ordo Studiorum herausgegeben (1782, 1792), die den Lehrplan des Kollegiums aufs neue regelten, neben der Logik von Wolff auch die Bücher von Heinecke und Fr. Chr. Baumeister sowie die 1774 in Kolozs­vár (Klausenburg) herausgegebene lateinische Überarbeitung des Werkes „Natur­lehre" von dem Hallenser Professor J. G. Krüger in die Reihe der Lehrbücher auf­nahmen und auch die theologische Instanz den Wolff sehen Lehrbüchern (E. H. D. Stosch und G. Less) eröffneten. Hierdurch wird offenbar, dass die Wolffsche Philosophie von den Vierziger Jahren des 18. Jahrhunderts an das gesamte geistige Leben der Stadt Debrecen duchwirkte, und ihr Einfluss erst durch das Auftreten der Kantschen Philosophie zu Beginn des neuen Jahrhunderts beendet wurde. 480

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