A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1979 (Debrecen, 1981)
Történelem - Székely György: Die Umwandlung des europäischen Siedlungsnetzes im 16–19. Jahrhundert und Ungarn
Namen zu nennen, so handelt es sich hier um das unaufhörliche Anwachsen des Einflußes von London. Im Wirtschafts- und Gesellschaftsleben sowie nicht minder in der Politik und in der Religion kam dieser Stadt eine große Rolle zu. Immer weitere Landesteile wurden zur Sicherung der Versorgung in der Hauptstadt gebraucht. Doch auch die Gesellschaft •der Stadt und die Funktionen ihrer Bürgerschaft erneuerten sich; London entwickelte sich zu einer lebendigen Zentrale von Institutionen, die im Mittelalter noch völlig unbekannt waren. Die Guildhall wurde zum Stadthaus der Londoner City. Es entstanden die Börse (1566—70), die britische Ostindische Gesellschaft (1600), und Englands Bank (1694). In diesem Zeitraum wuchs die Einwohnerzahl von Englands Hauptstadt stürmisch an. Im Jahre 1500 betrug sie 75 000, 1600 mehr als 200 000, 1605 225 000, 1650 350 000, gegen Ende des 17. Jahrhunderts über 500 000 und 1696 belief sie sich auf 535 000. Sie war als Großstadt die am stärksten bevölkerte Stadt in Europa. Ihre Lebensmittelversorgung spornte die Entwicklung des Marktes und der englischen Landwirtschaft an und trieb sie zur Intensivierung an. So versorgte die englische Landwirtschaft die Hauptstadt auch mit allem, nur Fisch mußte von außerhalb geholt werden. Die Besitzunterschiede vertieften sich unter den einzelnen Gesellschaftsschichten. Zur Zeit der Königin Elisabeth kam in London neben der ortsansäßigen Bürgerschaft dem Bankier Benedetto Spinola aus Genova eine Rolle zu. Er lieferte seine Meinung zu den Fragen von Staatssekretär Sir William Cecil in Verbindung mit der Geldreform und der Neuaufwertung des Pfund Sterling. Seit 1576 hatte in dieser Großstadt das Theaterleben neuen Elan bekommen. Ständig entstanden neue Schauspieltruppen, man schrieb und spielte zur Befriedigung der Vergnügungs- und Bildungssucht, einem Ausdruck politischer Symbolik während des Absolutismus. Einer ihrer Vertreter, und auf alle Fälle ihr bedeutendster, war Shakespeare. Doch auch in England gab es einzig und allein nur ein London. Ihm folgte in Hinsicht auf die Einwohnerzahl und den Besitz im zweiten und dritten Viertel des 16. Jahrhunderts Norwich. Sein Handwerkssystem war anfangs jedoch noch recht mittelalterlich: 1525 übten 705 freie Menschen 79 verschiedene Berufe aus, 1569 arbeiteten 1250 Menschen in 102 verschiedenen Berufen. Auch im England der frühen Stuart-Macht hob sich die Hauptstadt weit heraus. Hier lebten 7% der Gesamtbevölkerung des Landes. Auf wirtschaftlichem Gebiet wurde England zum führenden Zentrum, seine Struktur modernisierte sich. Die Provinzstädte konnten London immer langsamer folgen. 1700 war Bristol mit seinen rund 20 000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt und auch der zweite Hafen. In den 1690-er Jahren liefen jährlich 240 Schiffe den Hafen von Bristol an. Währends des 17. Jahrhunderts wohnte der Großteil der rund fünf Millionen Einwohner Englands in ländlichen Zonen. Norwich hatte zu der Zeit 15 000 Einwohner. Gegenüber den Manufakturen der größeren Städte bestand die wirtschaftliche Rolle der größeren Dörfer und der sich zu Städten entwickelnden Ortschaften in der Lebensmittel- und Rohstoffproduktion, im Aufkauf sowie in der Endfertigung und Verteilung der Waren. Bis zum 18. Jahrhundert wuchsen die englischen Städte dermaßen an, daß die Einwohnerzahl von zwölf Städten die 30 000 überschritt, und auch die durchschnittliche Einwohnerzahl der anderen bedeutenderen Städte lag um 15 000. Gegen Ende des Jahrhunderts lebten ohnehin 25—30% der Bevölkerung in den Städten. London zählte um 1800 insgesamt 900 000 Einwohner und 1811 waren es schon über eine Million. Daneben bewegte sich die Einwohnerzahl von vier englischen und einer schottischen Stadt zwischen 50 000 und 100 000 Einwohnern. Um 1850 wohnten schon mehr als 50% der Bevölkerung Englands in den Städten, und mehr als zwei Millionen von ihnen in London. Somit können das 18. Jahrhundert und der Beginn des 19. Jahrhunderts als die klassische Periode der Industrialisierung und der Umwandlung in der Bevölkerungsstruktur für England angesehen werden. Das England der Herausbildung des Kapitalismus, das uns aus den Werken von Marx und Engels über die politische Ökonomie bekannt ist, ist das England des Prinzips laissez faire, das die London-Szene in Madách's „Die Tragödie des Menschen" zum Ausdruck biingt, dies ist die Epoche der industriellen Revolution, der Herausbildung des factory system, die Paul Mantoux in seinem Werk „La revolution industrielle au XVIII е siecle" (1906) bearbeitet hat. In England, besonders in London machte das Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft einen tiefen Umwandlungs93