A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1979 (Debrecen, 1981)

Történelem - Székely György: Die Umwandlung des europäischen Siedlungsnetzes im 16–19. Jahrhundert und Ungarn

Aus Platzmangel soll hier von den besser bekannten Beispielen aus Holland (haupt­sächlich vom Ostsee- und Welthandel der Stadt Amsterdam) nicht weiter gesprochen wer­den, obwohl gerade diese Häfen aufgrund ihrer gesellschaftlich-wirtschaftlichen Struktur und ihrer wissenschaftlichen und künstlerischen Entwicklung die charakteristischen Typen der neuzeitlichen Städteentwicklung verkörpern. Auch ein weiterer Aspekt erinnert an diese wie auch an die schweizerischen und die deutschen Städte: Vom Aspekt des Gesellschaft­sideals, der Kirchenstruktur, der Volksbildung, der Verbindungen auf dem Gebiet der Bildung sowie des Universitätsbesuches her bestimmten der evangelische und der refor­mierte Typ der Reformation bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts einen bedeutenden Teil der osteuropäischen und mitteleuropäischen Bevölkerung. Ein Gebiet voller Widersprüche war in ihren gesellschaftlichen Kämpfen bei der Städte­und Landwirtschaftsentwicklung die Schweiz, Hier bildeten nämlich bedeutende Städte ebenso wie zurückgebliebene bäuerliche Gebiete Kantone und erwarben politische Bedeu­tung. Natürlich konnten diese Städte im europäischen Maßstab gesehen nicht zu den ersten gerechnet werden. So gibt es Forscher in der Schweiz, die die Einwohnerzahl von Zürich um 1500 auf nur 7 000 schätzen. Diese Zahl hat sich dann aber ständig erhöht, sodaß es 1637 in Zürich rund 8 600 und 1682 rund 11000 Einwohner gab. Eine andere bedeutende deutsch-schweizerische Stadt war Basel. Laut Mauersberg hatte sie um 1500 9 000 bis 10 000 Einwohner und 1739 13 000. Der Bevölkerungszuwachs ist demnach sehr langsam, obwohl dies nicht auf Kosten der Kriegsjahre aus dem 17. Jahrhundert geschrieben werden kann: die Literatur vertritt hier einhellig die Meinung, daß Basel sich am Rande des 30-jährigen Krieges neutral verhielt, indem es im großen und ganzen seine alte Lage beibehielt und sogar auch süddeutsche Flüchtlinge aufnahm. Wahischeinlich haben die Kriegsverhähnisse, die auch die Schweiz in Unruhen ver­setzten, die Einwohnerzahl durch die Zahl der Flüchtlinge in die Höhe getrieben, sodaß es sich ergab, daß Steinberg für das Jahr 1638 rund 20 000 Stadtbürger und 7 600 süddeut­sche Flüchtlinge rechnete. Gleichsam blieb aber das Handwerk des 16. bis 18. Jahrhunderts ein stagnierendes Zunfthandwerk. Glarus gehörte auch an den schweizerischen Maßen gemessen zu den kleineren Siedlungen. Dieser Ort bestand aus einigen Häuserzeilen, die von Allmenden umgeben waren. Nach Angaben von Aegidius Tschudi gab es hier 136 Häuser, wonach die Geschichtsforschung die Einwohnerzahl auf rund 1 300 Personen für 1550 ansetzt. Obwohl der schwarze Tod von 1526 130 Menschen dahinraffte, darf dies nicht als Grund für die niedrige Einwohnerzahl angesehen werden. Es ist nicht von unge­fähr, daß die Literatur an einigen Stellen von Glarus nicht als Stadt sondern als Flecken spricht. In der Reformation spielten sowohl die großen als auch die kleinen Kantonzent­ralen eine erwähnenswerte Rolle, die in ihrem Niveau oftmals das einiger deutscher Groß­städte überstieg. In den unabhängigen Stadtstaaten der deutschen Schweiz nahm die radi­kale bürgei liehe Reformation ihre Entwicklung: in Basel mit Oekolampad, Karlstadt und Cellarius an der Spitze und in Zürich mit der Reformation Zwingiis und seiner Sinnes­genossen. Eine iecht eigentümliche Stellung mag Glarus hier eingenommen haben, denn als Marktflecken muß es nicht einfach gewesen sein, sich zwischen den Stadt- und den Bauern­kantonen zu entscheiden, was in diesem Land gleichbedeutend war mit einer Entscheidung zwischen der Reformation und dem Katholizismus. Beide Seiten erbaten zwar Hilfe von Glarus, doch es blieb neutral in den Kappeier Kriegen. Im zweiten Kappeier Krieg erlangten die Katholischen den Sieg auf dem Schlachtfeld, doch Glarus bewahrte auch weiterhin seine erhabene Stellung. Es gelang Valentin Tschudi und seinem Gefährten Hans Heer, ihre Lehren und Lebensweise so fest beizubehalten, daß sie gleichsam für die An­hängei des alten als auch des neuen Glaubens ihr Pastorat behielten. Als verheirateten Männern war es ihnen einzig untersagt, Messen zu lesen. Mit dieser Tatsache nahm Glarus im Jahre 1532 dann aber auch Abstand von den bäuerlichen Urkantonen, als hier nämlich frei ausgesprochen wurde, daß beide Religionen anerkannt werden und es die Sache eines jeden Einzelnen sei, zu entscheiden, zu welcher Messe oder Predigt er geht. Somit fanden die Groß- und die Kleinstadt gleichermaßen ihren Platz in der Entfaltung der schweizeri­schen Reformation. Im französich-schweizerischen Gebiet kam diese Rolle in erster Linie 85

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