A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1979 (Debrecen, 1981)
Történelem - Székely György: Die Umwandlung des europäischen Siedlungsnetzes im 16–19. Jahrhundert und Ungarn
Man darf aber nicht in den Fehler verfallen, jede ungünstige Veränderung im Siedlungsnetz den Türken zuzuschreiben ! Es handelt sich hierbei nämlich teils um einen allgemeinen europäischen Prozeß, der in unserer Heimat durch die Osmanenexpansion und die Kriegszüge und Grenzlandskämpfe der gegen diese Expansion gerichteten Kriegereien nur beschleunigt oder zu stärkerer Geltung gebracht wurde. In zahlreichen Gebieten Europas gingen ohne jeden äußerlichen Beweggrund ebenfalls die Auflösung von Siedlungssystemen und die Verringerung der Leibeigenendörfer vor sich. So ist bekannt, daß in gewissen Ländern „die Menschen von den Schafen aufgefressen wurden". Das heißt, die Ausbreitung der Schafherden drängte den Umfang an Ackerland zurück. Am bekanntesten sind hier die englischen Abzäunungen (eng. : enclosures) und die Verbreitung der Weidehaltung in Spanien und im Neapolitanischen Königreich. Gegen Ende des Mittelalters entvölkerten sich die Leibeigenendörfer im Deutsch-Römischen Reich und verwüsteten, die Weinanbaugrenze ging bis zu den günstigeren Berghängen und Tälern zurück, indem man den Weinbau in den höher gelegenen Punkten aufgab. Dies alles ist ein Zeichen für den Übergang zu einer immer extensiveren Landwirtschaft. Daneben gestellt werden können die Herausbildung der ungarischen Pußtalandschaften, die Verödung der Leibeigenenhöfe und die Umwandlung des Ackerlandes in Weideland — das alles zu einem Prozeß gehörte, der schon vor den Türkenangriffen einsetzte und der von der das Vorrücken der osmanischen Grenzen begleitenden Flucht nur noch vertieft und durch die Entvölkerung der unter die Osmanenmacht gelangten Gebiete noch vervollkommnet wurde. Doch auch die Zurückeroberungskämpfe waren von Vernichtungen begleitet und trieben das Wirksamwerden dieser Tendenz nur noch voran. 2 Jedes Land bekam seine eigene Verwüstung zu spüren und fühlt dies am besten noch heute in den Folgen. Dennoch läßt der historische Vergleich deutlich werden, daß die Verwüstung um vieles stärker und die Umwandlung des Siedlungsnetzes um vieles tiefer in den Gegenden waren, wo auch die osmanische Eroberung schneller und tiefgehender war. Unter diesem Aspekt ist der von den Hunyadis angeführte Widerstand hoch einzuschätzen, denn dadurch gewann der ungarische Staat wertvolle Jahrzehnte, sodaß hier im großen gesehen innerhalb seiner Grenzen trotz allem das Siedlungsnetz bis zur Schlacht bei Mohács ganz erhalten blieb, während der Balkan schon eine wesentliche Umwandlung durchschritten hatte. Als Beispiel hierzu mag das Schicksal von Mazedonien gelten, wo in der Zeit zwischen 1520 und 1530 in der Mehrzahl der Städte die Führerrolle schon dem Moslem zukam. In Skopje lebten 630 muslimische und 200 christliche Familien nebeneinander; in Saloniki gab es 1 229 muslimische und 989 christliche Familien und daneben nahmen die 2 645 jüdischen Familien, die zahlenmäßig noch mehr als die beiden vorhergehenden gemeinsam ausmachten, im Wirtschaftsleben des Balkan eine recht große Rolle ein (Sephardim) ; in der kleineren Stadt Seres lebten 671 muslimische und 357 christliche Familien nebeneinander. In dem auf eine antike Vergangenheit zurückblickenden byzanthinischen Kassandreia standen am Ende des 16. Jahrhunderts noch 2 000 Häuser und in ihren Mauern waren christliche Bischöfe und 60 Geistliche tätig, im 17. Jahrhundert wurde diese Stadt noch erwähnt, doch dann ging sie zugrunde. Im Gegensatz zu diesen vom Schicksal gezeichneten Städten blieben die Städte auf den griechischen Inseln eher erhalten und ihre Seeleute gelangten zu einer bedeutenderen Rolle im griechischen Befreiungskampf. 3 tesítő 1976. II. A Dunántúl településtörténete I. 1686—1768) S. 116—123; Horváth, Ferenc: Nyugat-Dunántúl településszerkezetének változásai a XVI. században (VEAB Értesítő 1976. II. A Dunántúl településtörténete I. 1686—1768) S. 67—72; Kisasszondy, Éva: Tolna megye telepítési problémái a XVII. század végén és a XVIII. század első évtizedeiben (VEAB Értesítő 1976. II. A Dunántúl településtörténete I. 1686—1768) S. 87—95; Ausstellungsangaben des Ferenc Liszt Museums zu Sopron. 2 Vgl.: Joan Thirsk: Tudor Enclosures (London, 1959) passim; B. H. Slicher van Bath: The Agrarian History of Western Europe A.D. 500—1850 (London, 1966) passim; W. Abel: Die Wüstungen des ausgehenden Mittelalters (Jena, 1943) ^Stuttgart, 1955)passim; Lothar Berthold: (Leiter der Redaktionskommission): Atlas zur Geschichte. Band 1. (Gotha —Leipzig, 1973) S. 42; Szabó, István: Hanyatló jobbágyság a középkor végén {Szabó, István: Jobbágyok-parasztok. Budapest, 1976) S. 167—172, 178—179. 3 Apostolus E. Vacalopoulos: History of Macedonia 1354—1833 (Thessaloniki, 1973) S. 104, 147. 80