A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1978 (Debrecen, 1979)

Irodalomtörténet - Szilágyi Ferenc: Über die Beziehung von János Földi und Csokonai

Ferenc Szilágyi ÜBER DIE BEZIEHUNG VON JÁNOS FÖLDI UND CSOKONAI János Földi (1775—1801) war ein vielseitiges Mitglied des sogenannten „Dsbrecener Kreises"' zur Zeit der Aufklärung. Obwohl er auch beachtungswerte Gedichte verfasste und übersetzte, wurde er in erster Linie schon von seinen Zeitgenossen nicht als Dichter, sondern als Gelehrte in Evidenz, gehalten. Ausser grammatischer und metrischer Werke war seine in ungarischer Sprache nach Linné ausgearbeitete Tier- und Pflanzensystematik von grosser Bedeutung. Von dieser Systematik erschien nur Das Land der Tiere zu seinen Lebzeiten; seine botanische Sammlung wurde in das Ungarische Pflanzenbuch (1807) und in das Kräuterbuch (1813) eingebaut, das von Debrecener Wissenschaftlern ausgegeben in der Schaffung der ungarischen botanischen Sprache grundlegend war. János Földi nahm sich seinen Teil von der Popularisierung der gereimten-quantitierenden Metrik, der sogenannten west-europäischen Formen sowohl auf theoretischem, als auch auf prak­tischem Weg heraus. Da er mit dem hervorragendsten ungarischen Lyriker der Zeit, Mihály Vitéz Csokonai, in enger, freundschaftlicher Beziehung stand, schrieb ihm die Literaturgeschichte auch in der Entfaltung der Formkunst von Csokonai eine bedeutende Rolle zu. Die Arbeit befasst sich —die Beziehung von Csokonai und Földi untersuchend,die bisherigen Feststellungen überprüfend und mit einem Fragezeichen versehend — mit der Entstehung ihrer Freundschaft. Die metrischen Beziehungen betreffend beweist sie mit neuen Angaben, dass die west-europäische Metrik, nämlich die gereimten Anapesten in dem Reformierten Kollegium von Debrecen, wo beide studierten, schon früher wohlbekannt war bzw. waren. Der früheren Auffassung gegenüber hätte Csokonai diese Formen schon vor der Begegnung mit Földi von seinen Praezeptoren erlernen können. Trotzdem hat die Tätigkeit von Csokonai viele Gebiete, wo er greifbare Anregung von seinem Meister bekam (Gedichtstheorie, Botanik, Philologie). Csokonai wollte des Andenkens seines früh gestorbenen Freundes auch damit gedenken, da3 er in seinen letzten Jahren an der Übersetzung von Linnes Systema Vegetabilium arbeitete, er versuchte sogar auch mit seinem Landnahmeepos den von Földi angeregten Gedanke Erfolge zu erzielen. Auch den reichen Manuskript-Nachlass von János Földi versuchte Csokonai anzuschaffen und herauszugeben. Als wichtigstes Ergebnis der Arbeit legt der Verfasser ein bisher unbekanntes, umfangreicheres Werk von Földi dar, das er 1975 in der Bibliothek der Prager Universität entdeckte. Die im Druck 1787 veröffentlichte Übertragung ist die gereimte ungarische Übersetzung der moralisierenden Dialoge des niederländischen Barockdichters Jacob Cats aus dem 17. Jahrhundert, die mit dem Titel Ritus Nuptiarum in lateinischen Distichonen geschrieben wurde. Die Volkstümlichkeit der Übersetzung wird auch dadurch bewiesen, dass ausserhalb des Prager Exemplares heute nur ein Exemplar bekannt ist, und zwar in Budapest. Die jetzt entdeckte Übertragung ist eines der frühesten Andenken der holländisch-ungarischen Literaturbeziehungen und sie beeinflusste mit einigen Mo­tiven auch das Lustepos Dorottya von Csokonai, das eine wahrhafte Enzyklopädie des zeitlichen ungarischen Landlebens ist und es gehört ohne Zweifel zu den besten europäischen Produkten, dieser Gattung. 386

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