A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1978 (Debrecen, 1979)

Művészettörténet - Szabó Sándor Géza: Tibor Boromisza und das Hortobágy – Angaben zu der Kunsthistorie von Debrecen in den 20. Jh.

Budapest, wo er von den auf dem Hortobágy gemalten Werken eine Einzelaustellung vorbereitete, statt der erhofften kollektiven Ausstellung (15. Dezember 1929.—3. Január 1930.) Die Wirkung der Ausstellung ist außerordentlich groß. Die Vorstellung des Hortobágy, interpretiert im Geiste der malerischen Prinzipien von Boromisza regte in den damaligen Kritiken ein allgemeines Aufsehen sowohl in der „Nyugat" und in anderen Zeitschriften für Kunst, wie auch in dem Rundfunk. Das andere Ergebnis des erfolgreichen Sichvorsteilens waren die zahlreichen Einladungen, welche andere Gegenden des Landes dem Künstler übergaben, damit er ähnliche Studienreise organisieren konnte. Bakony, Borsod, Tiszahát, Balaton, Sümeg usw.) Bei der Zeitschrift „Előőrs" wurde ihm bald eine gesicherte Stelle gewährt, wo er dann auch seine Berichtenserie über das Hortobágy publizieren konnte. Aus der allgemeinen Anerkennung bleibt nur der Hauswirt, d. h. Debrecen aus. Die Gegen­sätze zwischen dem Künstler und den Vorstehenden der Stadt lösen sich zunächst nicht auf und erst im Mai 1939 wird eine Ausstellung von Boromisza auch in Debrecen im Rahmen der kollek­tiven Austeilung der „Gesellschaft ungarischer Maler" veranstaltet. Im August 1930 macht Boro­misza noch ejne Studienreise auf der Pußta, er bereichert seine Kollektion mit Akvarellen, Graphik und einigen Ölgemälden und damit schließt sich seine unmittelbare Verbindung mit dem Hortobágy ab. Am Ende des Aufsatzes finden wir eine Zusammenfassung des Programmes der „Gesellschaft der Hortobágyer Maler". Das von Boromisza formulierte und repräsentierte Programm der Gesell­schaft -das mit dem der Schriftsteller landschaftlicher Abstammung verwandt ist- ist mit dem Geist der Epoche in Ungarn identisch. Als Fehler kann allerding die Ausschließlichkeit bezeicnet werden, mit der Boromisza seine künstlerischen Prinzipien vertritt, ungeachtet, daß diese sich gleichzeitig auch in den Werken von mehreren zurückgezogenen, einsam arbeitenden Malers (József Egry, Ferenc Medgyessy, Géza Csorba, István Szőnyi) meldeten. Diese Agressivität rief Abneigung neben der Gesellschaft der Debrecener Kunstbeschützer natürlich auch unter den Mitgliedern der 1927 gegründeten Ady-Gesellschaft in der Sektion der bildenden Künste hervor, die im Gegensatz zu seiner östlichen Gebundenheit danach strebten, in ihrer Kunst mit westlicher Orientation die örtlichen Eigentümlichkeiten zu zeigen. Aus diesen Gegensätzen der beiden Lager entstammen aber auch positive Erscheinungen. Die Debrecener werden schneller einig, Boromisza's Kolonie breitet sich dagegen zur „Gesellschaft der Ungarischen Maler" aus, sie wird also zu einer Organisation staatlichen Ausmaßes, die sich 1933 im „Salon der Nation" vorstellt. In dem Abschlußteil des Aufsatzes werden die Probleme angetastet, welche bei der Einschätzung Boromisza's Hortobágyer Tätigkeit auftreten. Diese beziehen sich darauf, daß Boromisza nicht ausschließlich künstlerische Tätigkeit ausübte, sondern er wollte im Geist der Bestrebungen seiner Epoche auch ein Programm für die Erneuerung der Kunst geben. Er führte große Agitation im Interesse dieses Programmes, er organisierte Vorlesungen, schrieb Artikel und so machte er seine Vorstellungen zum Politikum. Zur gleichen Zeit gab er damit auch die Möglichkeit sie zu mißver­stehen und überzutreiben, wie es auch aus den Zeitungsberichten zu sehen ist. Diese von der Publizität in weitem Kreis hervorgerufenen Debatten wurden von dem Plakatstil der Hortobágyer Gemälde, von ihrer Reportartigkeit noch mehr angespitzt, die von den ungemischten Farben, von der expressi­ven unruhigen Linienführung, von den markanten Konturen noch gestärkt werden. Dagegen sind die aufgezählten Merkmale der Bilder (die bizarre Beleuchtung, die Sonnenspeichen, Farben usw.) tatsächliche Erscheinungen des Hortobágy und sie dienen bei Boromisza dem Zwecke mit ihrer Grelle die Aufmerksamkeit auf die übersehbaren Dingen zu lenken und sie mit den sehbaren Dingen zusammen auszudrücken, inzwischen neue Formensprache, neuen Stil schaffend. Mit dieser seiner Strebung schloß er sich zweifellos bewußt und konsequent den Absichten seiner besten Zeitgenossen an, an ihre Versuche auf dem Suche eines Auswegens aus der Krise und dieses Moment seines Lebens­laufes wurde von unseren berühmten Kunsthistorikern auch bisher genügend geschätzt. 373

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