A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1974 (Debrecen, 1975)

Néprajz - Módy Gyorgy: Zur folkloristischen Untersuchung den Verhältnisses zwischen den Volkskenntnissen und der Wirklichtkeit

in erster Person bei, man kann wirklich sagen, dass der Held der Geschichte der Erzähler selbst ist. 5 In der Einleitung möchten wir noch auf die Frage der Volkskenntnisse, des histo­rischen Bewusstseins hinweisen, auf die wir uns noch später mehrmals zurückkehren. Margit Luby war schon der Meinung, dass im historischen Wissen unseres Volkes eine grosse Un­sicherheit zu sehen ist. 0 Historische Ereignisse, Könige, Heerführer, die grossen Helden unserer Geschichte tauchen in der Volksüberlieferung meist an Zeit, Alter, sogar genauer an Ereignisse nicht gebunden auf. Zahlreiche Beispiele der Anakronismen können im Be­reich der Volkstradition, genauer der Volkskenntnissen, der Volkssage bemerkt werden. Aus den Forschungen von Imre Ferenczi über die historische Sage ist gut zu sehen, wie das Verthältnissen, der Sagenwelt und der Wirklichkeit in der mündlichen Überlieferung er­scheint. Er betont aber, dass das historische Wissen des Volkes und das historische Be­wusstsein nicht identisch sind. 7 Die Antwort auf diese Frage ist gar nicht einfach, und die allgemeine Schlussfolgerung kann nicht aufgrund der Erinnerungen bloss eines historischen Sagenkreises in der Volkstradition gezogen werden. Schon auch darum nicht, weil die Wahr­heit über ein bedeutendes historisches Ereignis durch den Schulunterricht, durch die Lektü­ren in der Volksüberlieferung der Genauigkeit nähern kann. Man muss mit dem kompli­zierten Prozess der Folklorisation rechnen und beachten, was Gyula Ortutay mehrmals betont hat: das Gemeinschaftserlebnis und den Formbestand, die Personen mit ausgezeich­neten Fähigkeiten, durch die Geschichten in breitem Strom in die Volkstradition ein­dringen. 8 Vom Standpunkt der folkloristischen Forschungen aus haben in den Volksgemeinschaf­ten natürlich nicht nur die besonders hervorragenden, sog. „schöpferischen" Personen wich­tige Rolle. In der Gesellschaft eines Dorfes gibt es oft manche, die durch ungewöhnliches Benehmen die Aufmerksamkeit auf sich richten,- anfangs sind sie Gegenstände des „Ge­klatsches", später entstehen Anekdoten über sie, es wird von ihren Handlungen gesprochen, und es kommt vor, dass ihr Gerücht die Dorfflur übergeht, und diese Geschichten sich von der Wirklichkeit awveichend verbreiten. So war der Váncsoder Sándor Pénzásó-Balogh, dessen Spitzname (Pénzásó = Geldgräber) schon ahnen lässt, dass er nebenbei so was trieb, womit er unter dem Volk die Aufmerksamkeit auf sich richtete. Der Glaube an den versteckten Schatz beschäftigt schon seit Jahrhunderten die Phan­tasie des Menschen, des Volkes. Wie darauf noch hingewiesen wird, verknüpfen sich zahl­reiche Aberlauben, Geschichten an den in der Tiefe der Erde steckenden Schatz. Meist be­wahrt nur die mündliche Überlieferung die diesbezüglichen Sagen. Es gab schon Fälle, als jemand afugrund der lokalen Tradition den imagnären Schatz suchen wollte, dafür ist aber kaum ein Beispiel zu erwähnen, dass ein Ackermann mit „wissenschaftlicher Vorbereitung" das Schatzgraben begann. Pénzásó Balogh wurde nicht nur vom Volksaberglauben, sondern auch von seinen eigenartigen, auch auf der Wirklichkeit basierenden Kentnissen Jahr­zehnte lang zum Schatzsuchen bewegt. Sein aus mehreren Quellen stammendes Wissen wurde mit dem Volksaberglauben verflochten, den er für zuverlässig genommen hat, so findet man in seinem Verhalten und in seinen Geschichten eine besondere Mischung vom Aberglauben, von der Wirklichkeit, vom Erlebnis, von den retionalen und irrationalen Elementen. Daher haben die Geschichten viele Lehren, die von Sándor Balogh mit der Überzeugung von der historischen Zuverlässigkeit erzählt wurden. Der Verfasser schreibt über die Bekanntschaft mit Sándor Balogh während der Aus­grabungen ab 1965 um Biharkeresztes-Ártánd-Farkasdomb. Er macht Baloghs Lebenslauf bekannt, wie dieser ihn erzählt hat. Dann publiziert er die vier interessantestenn Geschichten von Sándor Balogh. Zu den dei ersten gibt er archäologisch - geschichtliche, zur vierten folkloristische Ammerkungen, forschungshistorische Erklärungen. Die erste Geschichte erzählt das Umgraben des Berettyószentmár toner Korhánhaloms (halom = Hügel) und der Gáborjáner Földvár (Erdfeste). Auf dem Korhanhalom entdeck­ten Sándor Balogh und seine Freunde eine Urlagerstatte, die zur Kultur aus der mittleren Bronzezeit in Ungarn gehört. Durch ihre „Augrabung" kam ein wertvolles Material in das Debrecener Deri-Museum. 9-lö Auf einen Teil der Gáborjáner Földvár fanden sie die Mauer - und Fundamentreste des im 12. Jahrhundert gegründeten Gáborján-Klosters und Gräber mit Ziegelrahmen. 17-24 Die zweite Geschichte spricht über „die Stadt Guszár und das alte Váncsod." Dadurch war die genaue topographische Identifizierung von drei archäologischen Fundstätten mög­lich: 1. die Stätte des im 10. Jahrhundert entstandenen und Ende des 16. Jahrhunderts ver­nichteten Dorfes Guszár im westlichen Teil der Váncsoder Flur; 2. die vernichtete Stätte des Dorfes Váncsod und seiner Kirche aus der Arpadenzeit südwestlich von Váncsods heutigem Inn enteil; 3. die Stätte einer Siedlung mit dem Namen Vasas wahrcheinlich aus den 11. ­12. Jahrhunderten beim Treffpunkt der Aussenfluren von Váncsod und Bojt. 25-33 676

Next

/
Thumbnails
Contents