A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1973 (Debrecen, 1975)

Néprajz - Papp József: Die Rolle des Hanfes im öffentlichen Leben von Tiszacsege

József Papp DIE ROLLE DES HANFES IM ÖFFENTLICHEN LEBEN VON TISZACSEGE In der Fachliteratur behandeln zahlreiche Artikel und Aufsätze die Verarbeitung des Hanfes, die damit verbundenen Arbeitsprozesse, Werkzeuge und Bräuche ausführlich. Der grosse Teil der ausgedehnten Literatur verarbeitet den Stoff der Volkstümer, die aus geog­raphischen oder anderen Gründen eine geschlossene Einheit bilden, in denen Bräuche und Überlieferungen charakteristisch sind, wo sich eine eigentümliche Volkskunst entwickeln konnte. Der vorliegende Aufsatz stellt die mit dem Hanf verbundenen Traditionen in einem Dorf an der Tisza (Theiss) vor, das zu keiner geschlossenen ethnischen Einheit gehört. Das Dorf heisst Tiszacsege, ist eine Grossgemeinde mit etwa 7 tausend Einwohnern im Komitat Hajdú-Bihar. Seine Vergangenheit ist bis zum 13. Jahrhundert zu folgen. Der Aufsatz, der auf Grund von archivarischen Forschungen und mündlichen Überlieferungen geschrieben wurde, stellt fest, dass die Hanfacker in der Feudalzeit keinen organischen Teil der Fronhöfe gebildet haben. Die aus dem Hanf hergestellte Leinwand war bis zum Anfang unseres Jahrhunderts ein unentbehrliches Zubehör der Csegeer bäuerlichen Haushaltes. Einst war der Hanf der Bedeutung nach dem Brot gleichwertig, alle seiner Stücklein wurden hochgeschätzt und verbraucht. Der Aufsatz behandelt die einzelnen Phasen der Hanfverarbeitung - da es hier von den bekannten Darstellungen keine wesentlichen Abweichungen gibt - nur skizzenweise. Nach der kurzen Übersicht der einzelnen Arbeitsprozesse untersucht der Aufsatz, was für eine Rolle die Männer und die Frauen bei der Hanfverarbeitung gespielt haben. Er stellt fest, dass die Männer mehr an der Produktion des Hanfes, die Frauen dagegen an dessen Verarbeitung teilgenommen haben. Der Aufsatz spricht auch über die Werkzeuge und deren Hersteller. Der grössere Teil des Aufsatzes stellt die mit der Hanfverarbeitung verbundenen geselligen Zusammenkünfte und die dortigen Bräuceh dar. Die erste Zusammenkunft er­folgte beim Reiben des Hanfes, als er zum Spinnen vorbereitet wurde. An dieser Arbeit nahmen alle Nachbarn ohne gesellschaftliche Unterschiede teil. Das Reiben war der Stim­mung nach eine dem Maisschälen ähnliche Zusammenkunft und hat bei demselben Haus jährlich nur einmal stattgefunden. Die längste und dabei die langweiligste Phase der Hanf­verarbeitung war das Spinnen. Spinnen konnte man immer, tagsüber und abends, aber nur dann, als es an der Zeit war, als die Feldarbeiten schon beendet oder noch nicht ange­fangen wurden. Im Sommer haben nur die alte Frauen gesponnen. Das Spinnen hat teils zu Hause oder in einer Gesellschaft bei den Nachbarn, teils in Spinnstuben stattgefunden. Spinnstuben gab es im Dorf mehrere, sie hatten einst eine bedeutende Rolle im öffentlichen Leben des Dorfes. Die vom November bis Februar in den Spinnstuben abend versammelte Jugend hat durch Jahrhunderte nicht nur die traditionellen Arbeitsweisen, sondern auch die Produkte des geistigen Lebens des Volkes für die Nachwelt erhalten. Das gesellige Spinnen ist eine alte Gewohnheit unseres Volkes, doch ist uns, über sein inneres Leben sehr wenig bekannt. Im Falle des betreffenden Dorfes besitzen wir Angaben ebenso erst vom Ende des vergangenen Jahrhunderts. Sie sind aber — wenn auch mit neuen Zügen - archaisch und bewahren das Andenken alter Zeiten. In Tiszacsege waren Spinnstuben - vielleicht auch wegen der Notzeit — auch kurz nach dem ersten Weltkrieg im Betrieb. Die Spinnstube wurde in einem Zimmer bei denen eingerichtet, wo es schon eine Familientradition war. Die Organisierung des Spinnkreises war die Aufgabe der heiratfähigen Tochter des Hauswirtes oder des sog. ,,ersten Mäd­chens", das aus den auch früher dort tätigen Mädchen gewählt wurde. In einer Spinnstube versammelten sich abends 10-12 Mädchen, an die sich ebenso viel Burschen angeschlos­sen haben. Je'de Spinnstube hatte einen Stammkreis, die dorthin gekommen sind, solange 17 Déri Múzeum évkönyve 257

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