A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1972 (Debrecen, 1974)
Művelődéstörténet, Irodalomtörténet - Tóth Béla: György Maróthi über die Pest von 1739–43 in Debrecen
Béla Tóth GYÖRGY MARÓTHI ÜBER DIE PEST VON 1739-43 IN DEBRECEN Die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts war für Debrecen die Zeit der grossen Heimsuchungen. Ausser den Leiden des Rákóczischen Freiheitskrieges (1703-1711) wurde die Stadt auch von Naturkatastrophen, Feuerbrünsten geschlagen, und in dieser Zeit erlebte sie auch die vielleicht grösste Pestseuche ihrer Geschichte. Die Seuche begann im Mai 1739, und bis Ende des Jahres hat sie etwa ein Drittel der Stadtbevölkerung, ungefähr 8000 oder noch mehr Mann hingerissen. Interessante Dokumente dieser schreklichen Verheerung sind die Briefe des ein Jahr früher von der ausländischen Studienreise zurückgekehrten Professors György Maróthi (1715-1744), die er an seinen früheren Kommilitonen Jacob Christoph Beck nach Basel geschrieben hat, dann noch ein langer Brief, den er an seinen früheren Hauswirt, den Züricher Geistlichen Johann Jacob Hug gerichtet hat, und dessen Kopie ebenso in Becks Nachlass gefunden wurde. Die fünf Briefe an Beck vom 21. März 1739 bis 2. Januar 1740 geben die dramatische Darstellung des Ablaufes der Seuche, des Verhaltens der Menschen in der Not, ihrer Auffassung über den ansteckenden oder nicht ansteckenden Charakter der Krankheit. Am ausführlichsten ist aber der an Hug geschriebene Brief vom 1. Dezember 1739, der sozusagen alles zusammenfasst, was er in den früheren Briefen Beck ausführlich mitgeteilt hatte, anderseits aber eine sorgfältige Beschreibung der Symptomen und des Ablaufs der Krankheit, der Heilverfahren der Ärzte, der Auffassung des Volkes über die Krankheit und ihre Heilverfahren gibt. Maróthi drückt hier wiederum seine eigene Überzeugung über den ansteckenden Charakter der Pest aus, und er irrt sich nur darin, dass er die Ansteckung nur durch unmittelbare Berührung, d. h. von Menschen an Menschen für möglich nimmt. Er weist aber die in seiner Zeit auch von Ärzten angenommene Anfassung zurück, dass die Pest durch die allgemeine Verderbung der Luft hervorgerufen würde. Es ist zu betonen, dass die Briefe auch die Beschreibung mehrerer zeitgenössischer Medikamente, Rezepte und Heilverfahren enthalten. Maróthi spricht auch über die wirtschaftliche Wirkung der Pest, die sich in der Abnahme des Ertrages und in der Erhöhung der Preise widerspiegelte. Weitere drei Briefe von ihm (Ende 1740 und 1742, Anfang 1743) sprechen über die neuen Wellen der Pest. Ihre Wirkung war aber viel milder, als die Verheerung von 1739, hauptsächlich dort, wo die letztere besonders stark wütete. Allerdings sind Maróthis Überzeugung, mit der er, wie er das auch in den Briefen oft betont, ganz isoliert, dem Spott der Ignorantem ausgesetzt, aber hauptsächlich unter der Verzweiflung geknickt, dass die Leute nicht zur besseren Einsicht zu bringen sind, in seiner Stadt lebte, weiter sein Vertrauen der methodischen und medikamentösen ärtzlichen Behandlung gegenüber - weit vorwärtsweisend und des Mannes würdig, der vielleicht der grösste Kopf des damaligen Ungarns war, und der mit den Angaben über die Debrecener Pest auch der Geschichtskunde einen wichtigen Dienst geleistet hat. 32 Déri Múzeum évkönyve 497