A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1971 (Debrecen, 1972)

Történelem – Geschichte - Komoróczy György: Die Lage des Debrecener Zunftwesens in der Reformzeit (1820–1848)

György Komoróczy DIE LAGE DES DEBRECENEK ZUNFTWESENS IN DER REFORMZEIT (1820-1848) Der Verfasser behandelt die Zustände in der Zeit des Untergangs des Zunftwesens innerhalb der wirtschaftlichen Entwicklung und der gesellschaftlichen Organisation und in der Zeit, die in der ungarischen Geschichte als Reformzeit bezeichnet wird, stellt er die­jenigen Gründe und Faktoren dar, die bewiesen haben, dass die feudale Organisations­form des Zunftwesens im Vergleich mit den Anforderungen der bürgerlichen Entwicklung nicht mehr lebensfähig sei. Als grundlegende Widersprüche des Zunftwesens zur Zeit des Untergangs der Zünfte, also in der Zeit von den 1820-er Jahren an galten der Gegensatz der Zunftmeister zu den Gesellen, die sich erhöhenden Ansprüche der Produktion, die Erweiterung des Marktes und die rückständige Technologie der Zünfte den Anforderungen gegenüber. Der Landesindustrieverein erkundigte sich 1847 in einem Rundschreiben an einige Städte, u. a. an die Behörden in Debrecen, wie hoch das Verhältnis der Kapitalinvestition der Zünfte stehe, wie hoch die Produktivität sei, wie die Anschaffungsmöglichkeiten be­schaffen seien, wieviel der Gewinn bei einem Industrieartikel betrage. Die Antworten auf die Fragen überzeugen einen gleichweise davon, dass die Anforderungen der kapitalisti­schen Entwicklung die Rahmen des Zunftwesens schon längst überspannt hatten, und dass sich die Produktion der Zünfte unter den gesellschaftlichen Umständen der Reformzeit als wenig erwiesen hatten. Obwohl die Mehrheit der Handwerker noch immer von den Zunft­meistern gebildet wurde, konnte man schon Kaufleute finden, die ihr Kapital in freie in­dustrielle Unternehmen investierten und den weiteren Weg der Entwicklung ausser den Zünften suchten. Nach der Wirtschaftskrise im Jahre 1825 entstanden günstige Bedingungen zur in­dustriellen Entwicklung in Ungarn. Die Zahl der selbständigen Handwerker betrug 1875 in Debrecen, dagegen waren 815 Kaufleute hier tätig. Von den 1875 Handwerkern stellten nur 475 Gesellen an, was darauf hinwies, dass der meiste Teil der Zunfthandwerker teils perio­disch ohne Angestellte, teils stets unter primitiven Verhältnissen arbeitete. Die Gesamtzahl der Gesellen war 555 im Jahre 1829. Die Handwerker machten etwa 8-10% im allgemeinen im Verhältnis zu der gesamten Einwohnerzahl der Stadt aus. Im Laufe der Entwicklung im 19. Jahrhundert erweiterten sich die technologischen Basen der industriellen Produktion und die ganz Europa um­fassende industrielle Revolution schuf auch neue Produktionszweige. Demzufolge waren mehrere neue Produkte auch in der Stadt Debrecen vorzufinden, aber die Rahmen des alten Zunfwesens waren nicht geeignet, die Meister der neuen Industriezweige aufzunehmen, und die aus der alten Organisationsform ausgestossenen Handwerker waren gezwungen, als verfolgte Pfuscher ausser den Zünften ihre Produktionstätigkeit auszuüben. Eine bedeu­tende Differenzierung erfolgte infolge der ständig höherer Entwicklung, und diese Differen­zierung war so kraftvoll, dass immer neuere Handwerkstypen fast von Jahr zu Jahr ent­standen. Die industrielle Entwicklung bedeutete aber nicht immer die Erhöhung des gesell­schaftlichen Ansehens der Handwerker in der Reformzeit. Die Zunftmeister nahmen nur selten an der Leitung der sozial-politischen Arbeit teil. In der Studie wird weiterhin die fachliche Bildung behandelt, wobei vom Verfasser festgestellt wurde, dass die Bildung der meisten Zunftmitglieder in grossem Masse lückenhaft war und dass ihre Kundigkeit zu ein­seitig beschränkt zu sein schien. Gleichzeitig kam die Zusammenarbeit der verwandten 171

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