A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1969-1970 (Debrecen, 1971)
Néprajz - Szabadfalvi József: Überlieferungen der extensiven Schweinezucht in Ungarn
Anzahl der Schweineherden ernähren kann. Die Wälder bestehen nähmlich bloss aus Eichenbäumen, unter denen so grosse Bäume vorkommen, deren Umfang 6-7, sogar mehr Ellen ausmacht. Hier trifft man ganze Herden herumschweifender Schweine, die sich sowohl im Winter, wie auch im Sommer unter dem freien Himmel aufhalten und dort übernachten, wo die Nacht sie befiel, oder wo die Fülle an Futter, namentlich an Eicheln sie zurückhielt." Der französischen Geologe Beudant, der 1818 Ungarn bereiste, beschreibt dieselbe Gegend folgendermassen : ,,Das Bakony-Gebirge um Kisbér ist mit Zerreichen bedeckt, unter denen Hunderte von halbwilden Schweinen ihre Nahrung finden. Diese Tiere sind klein von Wuchs, aber viel lebendiger, als ihre französischen Verwandten. Ihre Haare sind rötlich, die an den Seiten stachelig hervorstehen. Sie verhalten sich gegen die Hunde besonders feindlich, die sie verfolgen und auffressen." Man könnte die Aufzählung der Angaben aus den verschiedenen Quellen noch lange fortsetzen, aber gehen wir lieber auf das Verbreitungsgebiet und Verfahren der Eichelmast ein. In Transdanubien, vor allem in den Wäldern des schon erwähnten Bakony-Gebirges findet die Eichelmast ohne Unterbrechung seit dem 11. Jahrhundert statt. Sie war noch in den Komitaten Zala, Vas und Somogy, an der südlichen Grenze des Komitats Baranya und in der Landschaft Ormánság bedeutend. Von hier wurden die Schweine Jahrhunderte hindurch systematisch über den Fluss Dráva (Drau) nach Slavonien zum Weiden und zur Eichelmast getrieben. Die Hirten brachen im Herbst, in den Monaten September und Oktober auf und kehrten erst gegen Frühling zurück. Das Treiben der Schweine in die entfernt liegenden Wälder kam in ganz Ungarn vor. Die Darstellung davon ist in der Karte 7 zu sehen. Eine bedeutende Eichelmast fand in der Gebirgsgegend an der nördlichen Grenze der Grossen Ungarischen Tiefebene, im Gebiet der Gebirge Börzsöny, Cserhát, Mátra, Bükk und Zemplén statt. In den Komitaten Abaúj, Borsod, und Gömör wurden die Schafe bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts beständig zur Eichelmast getrieben. Die Gebirgsgegend wurde von Hirten aus den benachbarten Gebieten der Tiefebene, sogar vom Gebiet jenseits der Karpaten, hauptsächlich aus Polen mit Schweineherden aufgesucht. So wurde eine polnische Schweineart in Ungarn einheimisch. Aber auch in der Tiefebene erstreckte sich die Praxis der Eichelmast in den Gegenden, wo es Eichenwälder gab. Eine sehr charakteristische Art der Schweinezucht und der Migration entwickelte sich im östlichen Randgebiet der Tiefebene, in den Komitaten Bereg, Szatmár, Bihar und Békés. Hier wurden die Schweineherden vom flachen Gebiet des Komitats in die bergige, mit Wald bedeckte Gegen des Komitats getrieben (Bild 7). Die Eichelmast war sowohl in den Grossgrundbesitzen, wie auch in den Dörfern allgemein verbreitet, wo eine Waldung vorhanden war. Wenn es keine Wälder in der Nähe gab, mietete man Eichenwälder in weit entfernten Gegenden, wohin die Schweineherden im Herbst getrieben wurden. Die Hirten wohnten in Erdhütten (Bild 10), aber vielleicht noch öfters verbrochten sie die Nacht unter dem freien Himmel am Feuer. Für die Schweine konnten sie keine Pferche (Bild 8-9) oder andere Bauten beim Winterweiden bauen, weil die Schweine beständig im Walde herumschweiften. Als die Eicheln in einer Stelle verzehrt wurden, wanderten sie weiter. Im Bihar-Gebirge bauten sich die Hirten im Anfang des 20. Jahrhunderts 2-3 täglich periodische Nachtquartiere. Die Schweine wurden unter grosse Bäume gestellt, wo es viel Laub gab, und die Hirten machten vier Feuer neben den Tieren, und auch sie legten sich am Feuer hin (Bild 12). Die Eichelmast wurde in Ungarn bis zum letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, hier und da bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts erhalten. Sie wurde erst zurückgedrängt, als der umfangreichere Maisanbau begann bzw. als die Forstbehörden das Weiden im Walde in höheren Masse verboten. Nachfolgend bildeten sich das Lesen der Eicheln und die Fütterung mit den gelesenen Eicheln aus. Man sagt, dass das Fleisch und Speck des mit Eicheln gemästeten Schweines den Duft der Eichel aufbewahre und der Speck eines solchen Schweines weicher sei, als der des mit Mais gemästeten Schweines. Die Zeit der Schweinehaltung im Ried und im Wald ist schon vorbei, das Andenken derselben lebt noch in verschiedenen Quellen, in den Schnitzereien der Volkskunst und im Gedächtnis der ältesten Menschen weiter. Diese Weisen der Tierzucht stellen die meist typischen Formen der einstigen extensiven Tierzucht dar, und sie tragen alle Begriffszeichen an sich, die als Kennzeichen der extensiven Tierzucht gelten: man machte keinen Gebrauch von modernen Bauten und die Fütterung wurde nicht von den Menschen, sondern durch die natürliche Vegetation gesichert. Infolgendessen gingen beide Zuchtweisen mit bedeutender Migration Hand in Hand. Ihre Vorherrschaft wurde durch den Aufschwung des mit der industriellen Revolution verbundenen Pflanzenanbaus und durch den Anbau der Futterpflanzen eingestellt. Mit der intensiven Fütterung verbreiteten sich auch die intensiven Schweinearien in Ungarn. 332