A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1968 (Debrecen, 1970)

Tóth Béla: Ady in Debrecen um die Jahrhundertwende

Gábor Oláh, Mihály Baja, Endre Gyökössy und Gyula Madai die Tonangeber bei der Zeitschrift, die weiterhin im Geiste des „volksnatiolen" Geschmacks schreiben. Später am Anfang des Jahr­hunderts spiegelt sich die Begeisterung für die Kurutzenzeit in der Zeitschrift hauptsächlich in den Werken von István Milotay und Zoltán Nagy wider, der sich später einen guten dichterischen Ruf errang. Der Kampf zwischen den Anhängern der alten und der sich immer verstärkenden neuen Literatur flammte in dem Jahrgang 1907—1908 auf. Zuerst hört man nur die Töne des Angriffs in Prosa und im Gedicht gegen sie (Gábor Fejes: In moderner Richtung), aber bald wird der Gegen­angriff mit dem vernünftigen Aufsatz des Gymnasiasten in der VIII. Klasse István Zoltán in Gang gesetzt, und bald erscheint der Feind auch „intra muros" in der Person von István Szom­bati Szabó, der anfangs gegen die modernen Strömungen kämpfte, später aber sich in den Dienst der modernen Dichtung stellte, und sich als Dichter und Redakteur als der eifrigste Kämpfer der neuen Richtung erwies. Vom Herbst 1909 an wird die Zeitschrift von ihm redigiert, und er bietet nicht nur den Schülerpoeten mit gleichem Geschmack (Györék, Simonka, Ferenc Nagy), die alle stark von Ady beeinflusst waren, sondern auch den Vertretern der neuen Literatur von nationaler Bedeutung, wie Babits, Ákos Dutka, Gyula Juhász, Árpád Tóth usw. in der Zeitschrift Platz. Es ist interessant und ausserordentlich kennzeichnend für die Zeit, dass der grösste Einfluss auf die jungen Dichter des Kollegiums durch die Todesdichtung Adys, durch den sezessionistischen Kult „des schönen Todes" ausgeübt wurde. In der nachfolgenden Zeit gab es Rückfälle und Schwankungen hauptsächlich unter dem Einfluss der konservativen Professoren, aber der Sieg konnte man nicht mehr verhindern. Der neue Geschmack zeigte sich nicht nur in der Umwandlung des Geschmacks der Dichter, sondern auch das Thema und Methode der Prosaschriftsteller veränderten sich. Aktuelle Probleme der Jugend und des Volkes werden öfters erörtert (Sándor Karácsony, Ernő Molnár), die Kritik, die bisher aus reklamhafter Besprechung kirchlicher Veröffentlichungen und der Studentenliteratur bestand, wird sachlicher, frischer und mutiger, worin auch die Organisierung der philosopischen Fakultät im Jahre 1907 ausser den äusserlichen Gründen der fortschrittliche Geist der Zeitschrift „Nyugat" (Westen) mitwirken soll. Die Bereicherung der Übersetzungsliteratur ist auch darauf zurückzuführen. In dieser Hinsicht ist der Jahrgang 1911—1912 besonders reich. Die erneuerte ungarische Literatur vollzog also fast innerhalb eines Jahrzents die Umfor­mung des Geschmacks, des Denkens und der literarischen Praxis der Jugend. Dieses Denken und dieser Geschmack veranlassen den verständigeren und bedeutenderen Teil der Jugend, die Werke der modernen Schriftsteller nicht nur anzunehmen, sondern sogar ihnen zu folgen. Sie folgen ih­nen in der mehr realistischen, kritischen Anschauung des brausenden Lebens und darin, dass sie ihren Horizont über den ungarischen Globus ausbreiten, und dass sie bereit sind, die dortigen und die einheimischen neuen literarischen Erscheinungen ohne Entrüstung, sogar mit Einvers­tändnis betrachten, die dort bestehenden gesellschaftlichen und ästhetischen Ideen anzunehmen, sogar zu verbreiten, den neuen Musterbildern ihre Bestrebungen unterzuordnen. Und obwohl die Sektionen der Hochschule um die Mitte des Jahres 1914 durch die neue Universität einverleibt wurden, fielen die Samen auf guten Boden, Der Selbstbildungsverein des Kollegiums, Géza Juhász, der das Abitur 1913 bestand, später Pál Gulyás, Lőrinc Szabó und andere gingen ihres Weges wei­ter, bis die zerstreuten, aber sich immer erneuernden Versuche endlich im Jahre 1927 durch Gründung der Ady-Gesellschaft zu einer Bewegung von entscheindender Wirkung, zu einer be­deutenden literarischen und gesellschaftlichen Kraft wurden. 583

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