A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1968 (Debrecen, 1970)
Sápi Lajos: Geschnitzte Tore in Debrecen
waren der Form nach eigentlich mit den Toren, der einzelnen Grundstücke identisch. Sogar hatten auch die ausser der Stadt Hegenden, umgezäunten Weingärten einen Schutzgraben und natürlich ein dadurch führendes Tor. Sowohl die Stadttore, wie auch die Tore der einzelnen Gebäude, die gleichweise durch Fussgänger und Fahrzeuge benutzt wurden, im allgemeinen von den Zimmerleuten, aber auch von Müllern und Wagnern verfertigt. Die hölzerne Einfriedung, die auch heute noch besteht, und die älteste Struktur und Form aufweist, hiess „berena" im Ungarischen. Diese Art der Einfriedung wurde ursprünglich ohne die Anwendung einer Eisenklammer, eines Nagels oder einer Schraube hergestellt. Nur hie und da wurden Eisenklammern oder Schrauben in geringem Masse meistens nur bei den Verbesserungen angewandt, als die Stützen schon alt waren und man sie schon absteifen musste. Solche Einfriedung steht auch heutzutage noch bei dem Grundstück um die Ecke der Strassen Kígyó und Lorántffy (s. Abb. 3). Bei der Herstellung der Stützen in entsprechendem Masse wurde der Teil der Stütze, der im Boden stand, nicht geglättet, sondern die Rinde blieb erhalten. Der aus dem Boden hervorragende Teil wurde viereckig ausgebildet, an beiden Seiten der Stütze wurden 2 Zoll (5 cm) breite und tiefe Falze zur Einfügung der Bretter der Einfriedung geschnitzt, die dem Masse des zur Verfügung stehenden Holzes entsprechend und in der Breite von 2 Zoll abgeschnitten waren. Oben auf der Stütze wurde ein Zapfen geformt, auf den der Schlussbalken gelegt wurde. Die Einfriedung wurde fast ausschliesslich ganz einfach gebaut. Verzierungen wurden nur hie und da an den kleinen und grossen Toren angebracht. Der Balken über dem Tor für Fussgänger, der fast ausnahmslos mit einer Verzierung oder mit Inschrift, versehen war, wurde nach der Form eines Jochs „Jochholz" (ung. ,járomfa') genannt. Ausserdem war es ein allgemeiner Brauch in Debrecen, den Oberbalken nach der Form eines „ungarischen Schnurrbarts" auszuschnitzen, wobei der Teil des Balkens, der in die Öffnung des Tores passte, nicht rundlich bzw. nach der Form eines Segments, sondern dem oberen Bogen des ungarischen Schnurrbarts entsprechend ausgebildet war. Sogar sieht man Verzierungen auf dem Oberbalken des Tores des Hauses No 8 in der Lorántffy Strasse, der nach der Form eines sich emporkrümmenden Schnurrbarts geschnitzt ist, was als ein charakteristisches Volksmotiv gilt (Abb. 4). An den Toren waren noch Schmiedearbeiten angebracht, die wennauch einfach, aber immer geziert waren. Einige Beispiele dafür sind in der Abb. 5 dargestellt. Diese Schmiedeeisenstücke waren früher aus Hammerblech, und nur später, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus Volleisen hergestellt. Im Teil nach dem Hof kam eine Einfriedung mit einer Nische und mit einem gewölbten Abschluss zwischen den Stützen in der Entfernung von 2-2,5 m vor, was ein stimmungsvolles Äussere sicherte. Solche Einfriedungen sind in mehreren Stellen des Stadtgebiets vorzufinden. Eine Einfriedung mit kleinem Tor, die um die Wende des 18—19. Jahrhunderts verfertigt wurde, kann das Haus No 44 in der Széchenyi Strasse im Barokstil aufweisen. Bei den Häusern in gleichem Stil und aus derselben Zeit in anderen Städten des Landes, in Buda, Esztergom, Eger, Pécs und Sopron wurden die Tore mit zwei Flügeln für Wagenverkehr immer so ausgebildet, dass das kleine Tor für Fussgänger in der Mitte der beiden Flügel ausgeschnitten wurde. Diese Lösung, die in den oben erwähnten Städten gesetzmässig allgemein war, ist in Debrecen fast völlig unbekannt, und wenn der Ausgang für Fussgänger in der Öffnung des grossen Tores angebracht war, wurde er nicht in der Mitte, sondern mit dem Ausschnitt eines Flügels halbseitig untergebracht. Das Haus No 42 in der Bajcsi Zsilinszky Gasse, das in einer geschlossenen Reihe und mit einem das ganze Haus begleitenden Hauptgesims gebaut wurde (Bild 7), sowie das Haus No 5 in der Szappanos Gasse weisen noch die traditionelle Form des charakteristischen Debrezener Bürgerhauses mit dem kleinen Tor für Fussgänger, das in der Mauer das ganze Grundstück begrenzenden Einfriedung ausgebildet ist (Bild 8) auf. Die Struktur und der Aufbau des grossen Tores stimmt mit der früher schon dargestellten althergebrachten Form (Bild 9) überein. Der Oberbalken am Fussgängertor des Hauses No 5 in der Csemete Gasse ist bis zur Höhe der Einfriedung mit Brettern bedeckt. Hier verwandelte sich das charakteristische Kleintor und nahm die Form des in die Einfriedung eingebauten Tores von neuer Form an (Bild 10). Der Oberbalken des Hauses No 3 in der Borz Gasse trägt die Jahreszahl 1848 und damit verrät es, dass es sich einer hundertjährigen Vergangenzeit rühmen kann. Dieses Tor wurde schon in die neue Form der Einfriedung eingebaut (Bild 11). Die Ausgestaltungsform mehrerer Tore ist nur in der Verzierung erhalten, die in dem oberen geschnitzt oder mit einer speziellen Säge ausgearbeitet wurde. Das ist der Fall z. B. bei dem Haus No 2 in der Timár Gasse aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert (Bild 12) und bei dem Haus No 62 in der Béke Strasse. Beim letzteren ist eine segmentive Verzierung mit Sonnenstrahlen aus dem Jahre 1850 zu sehen (Bild 13). Das Haus No 30 in der Kossuth Strasse weist eine stilisierte Verzierung mit Sonnenstrahlen auf, hier wurde sie aber in Hinsicht der Originalität etwas mangelhaft und formell (Bild 14), 397