A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1966-1967 (Debrecen, 1968)
D. Sallay Katalin: Restaurátorszemmel Olaszországban
des Stoffes entdecken (Engel mit Trompeten, Verdammte). Bei den Deckenfresken wird die Harmonie in mehreren Stellen durch grosse Sprünge (Schöpfung der Sonne und des Mondes, Schöpfung Adams) gestört. Die Draufmalen früherer Restaurationen nahmen dunkle Farbe an. Unter den Deckenfresken sieht die Sintflut am schlechtesten aus, weil auch die kennzeichnende, von den anderen abweichende Stellung des Freskos seinen Zustand nicht günstig beeinflusste. Der Gesamtanblick wird auch durch die bei den früheren Restaurationen angewandten Eisenbänder und durch die zur Feststellung der Sprünge benützten Papierstreifen gestört. Auch bei den anderen Frecken z. B. bei der Verspottung von Noah kann man abgelaufene Teile, draufgemalte verdunkelte Flecke sehen. Man kann behaupten, dass feine Einzelteile, Plastizität, Schichten, die berufen waren, Raumwirkung zu erregen, durch mehrmaliges, nicht sorgfältiges Restaurieren, die im Mangel an Fachkenntnissen oder aus Fahrlässigkeit durchgeführt wurden, gewiss hätten entfernt werden können. Unsere Augen werden durch die fehlende Mannesfigur an der rechten Seite über der Delfica angelockt. Die Fresken von Raffael sind in grossem und ganzen in demselben Zustand, wie es überhaupt bei den Fresken in der Sixtinischen Kapelle der Fall ist. Das Fresko des Constantinus, nach dem der Saal genannt wird, ist auch nicht in bestem Zustand. Im allgemeinen kann man auf Grund der Erfahrungen feststellen, dass die Verhinderung des Verderbens, die Restauration und die Rekonstruktion der Fresken auch in Italien trotz der Tatsache nicht gelöst wurde, dass man hier die schönsten Denkmäler der Freskokunst vorfinden kann. Es war auch für uns noch ungewohnt, dass man überall eine Anzahl von Kopien berühmter Kunstwerke sehen kann, obwohl es sich um zeitgenössische und nicht moderne Kopien (z. B. der Diskuswerfer von Myron) handelt, und sie den Originalstücken ganz und gar übereinstimmen. Zu gleicher Zeitsin sehr schwache Kopien der ungarischen Krönungsinsignien im Museum des Vatikans ausgestellt. Mit den heutigen modernen Verfahren, mit galvanischer Methode ist es sehr leicht identische Duplikate von solchen Gegenständen herzustellen ohne das Original in geringstem Masse zu beschädigen. Die schönen Leder- und Pergamenteinbände sind überall etwas „überkonserviert". Nicht richtig angebrachte Lackschichten der vor anderthalb oder zwei Jahrzehnten bekannten Verfahren oder Kunstharzeinzüge moderner Methoden schimmern in überaus dicken Schichten angewandt auf diesen Gegenständen. Bei den in öffentlichen Plätzen und Museen untergebrachten, grossen Statuen sieht man oft bedeutende Verschiebungen, die unbedingt auf ihr grosses Gewicht zurückzuführen sind. Im Museum von Pompeji — im Antiquarium — sind viele Metallgegenstände ausgestellt, deren 60% nach unserer Schätzung gänzlich oxidiert ist. Die Gegenstände aus Bronze sind mit grober grüner Korrosion bedeckt, manche der eisernen Stücke bilden ein unerkennbares Konglomerat. Man könnte annehmen, dass weil immer neues Material im Gebiete von Pompeji aufgefunden wird, erachtet man das Konservieren dieser Gegenstände unnötig oder ist die Zahl der Restauratoren gering ? Aus der Ruinenstadt wurden alle Funde — mit Ausnahme einiger Wandgemälde — in verschiedene Museen des Landes fortbefördert, deshalb findet man hier nur Gegenstände in Kopien. Die Ruinenstadt ist selbst ein Museum, und der Zauber der Museen wird durch die originellen Stücke gewährt. Die in ihren originellen Stellen gelassenen Fresken sind sehr schön konserviert, während man von den aus Pompeji weggeführten und anderswo eingebauten Fresken eben das entgegengesetzte feststellen kann (z. B. Aldobrandiner Hochzeit, Fanciulli in Processione usw.). Es war unsere Absicht, die Beobachtungen, die wir während der Reise in Italien mit den Augen des Restaurators gemacht haben, kurz zusammenzufassen. So ist es zu verstehen, dass nur einige hervorragende Beispiele erwähnt wurden. Von den Kunstwerken Italiens werden Bücher in der Abfassung einer Anzahl namhafter Fachleute veröffentlicht, mit denen man ganze Bibliotheken füllen könnte. Ein Laie könnte es gar nicht übernehmen, die Kunstschätze, die Kunstdenkmäler und wunderbare Bauten der Architektur Italiens zu untersuchen. Man versucht nur, die schüpferische Kraft des Menschen zu bewundern, sich an der Schönheit und der Harmonie an dem Werken des einzig und allein da stehenden Kunstgeschmacks, der mit mathematischer Genauigkeit hergestellten, klassischen Kunst zu ergötzen. Alle Werke besitzen ganz verschiedene kennzeichnende Züge; eine Parallele zwischen ihnen zu ziehen, oder sie aufzuzählen wäre eine unmögliche Aufgabe, Die Piazza San Pietro, der Trevi-Brunnen oder eine Statue von Michelangelo, der Wolf auf dem Capitolium, der Golf von Neapel oder die Dolomiten beeindrucken einen auf verschiedene Weise. Man kann das Schöne, das Prächtige sowohl in den Kunstwerken, wie auch in der Natur bewundern. Es war aber uns von unserem Beruf angeregt doch möglich, die Fehler, Mängel neben den grossen Schätzen und den vielen Schönheiten, und den lauten, farbigen Verkehr der Märkte den Schatten neben dem Licht zu erblicken. 699