A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1966-1967 (Debrecen, 1968)

Bakó Endre: Egy fejezet Oláh Gábor életéből

Endre Bakó Ein Kapitel aus dem Leben von Gábor Oláh Gábor Oláh (1881-1942), der in Debrecen geboren wurde, kehrte im Sommer 1904 von der Universität in Budapest in seine Vaterstadt zurück, wo er als Bibliothekar in der Bücherei der Reformierten Hochschule vom 1. November 1904 angestellt wurde. Er verbrachte neun Jahre in dieser Stellung, wobei er eine nach modernen Gesichtspunkten geordnete Handschriftensamm­lung gründete. Im August 1913 war der immer grösseren Ruhmes erfreuende Dichter den Urlaub in Uj­tátrafüred, unterdessen wurde er seiner Anstellung entlassen. Er wurde davon nicht benachrich­tigt, er wurde von anderen darüber berichtet. Die Presse teilte den Lesern die Tatsache mit, was einen heftigen literarischen Kampf her­vorrief, wobei alle Interressierten ihre Meinung aussprachen. Der Direktor der Bibliothek der Hochschule Dr. Gyula Ferenczy erklärte, die Entlassung von Gábor Oláh sei damit begründet, dass er seine Aufgabe nicht recht erfüllte. Gábor Oláh protestierte gegen diese Anklage in seinem berühmten handschriftlichen Tagebuch, nach seiner Vorstellung der Grund der Entlassung sei darin zu suchen, dass Gyula Ferenczy um seine Stellung fürchtete. Gut informierte Zeitungsschreiber wussten so, dass Gyula Ferenczy wegen eines Ge­dichtes ihm böse wäre, das ihn kompromittierte. Andere waren der Meinung, dass Bewegungen an der Hochschule im Gange waren, die gegen konservativ eingestellten Leiter gerichtet waren, und Gábor Oláh mit diesen Bewegungen sympathisierte, deshalb musste er abgehen. Die öffentliche Meinung stand an der Seite von Gábor Oláh. Die Reformgesellschaft von Debrecen und der Dichterkreis Csokonai erachtete das Verfahren des Kollegiums für einen Kul­turskandal. Die Freunde von Gábor Oláh bemühten sich, eine Anstellung für ihn zu erwerben. Auf die Intervention von Zsolt Beöthy, Lie auf den Rat von Albert Kardos erfolgte, wurde er im Oktober 1913 zum Lehrer an der staatlichen, Realschule von Debrecen ernannt. Die Sache schien abgeschlossen zu sein. Nach einer kurzen Zeit wurde das Gerücht nicht öffentlich, sondern im geheimen, was umso beleidigender war, verbreitet, dass Gábor Oláh eine Handschrift gestohlen hatte, deshalb sollte er entlassen werden. Er wurde dadurch ganz nieder­geschlagen, diese unwürdige Anklage verwundete ihn tief bis zum Tode. Zwei Dokumente von hohem Wert beweisen, dass sein Bewusstsein tief beleidigt wurde. In seiner gereimten Autobiographie „A bérkocsis fia (Der Sohn des Droschkenkutschers)" be­schäftigt er sich ausführlich mit der Anklage. Er erzählte, dass sich ein gebundenes, dickes Heft in der Bibliothek mit dem Titel: Reliquien von Csokonai befunden habe. In diesem aus rein weis­sen Blättern bestehenden Heft habe er ein mit Hand geschriebene Gedicht mit dem Titel: „Ver­giss mein nicht" gefunden. Weil er vom Gedicht festgestellt habe, dass es nicht vom Dichter Cso­konai stamme, habe er das Blatt aus dem Heft entfernt und vernichtet. Der Fall wurde in den Bibliothekskatalog eingeführt. In das jetzt leer stehende Heft habe er seine an lyrischen Bemer­kungen reichen Aufzeichnungen eingetragen. Am 16. Januar 1942 diktierte der mit der tödlichen Krankheit kämpfende Dichter dem Po­eten Mihály Baja und seinem Freund Endre Gyökössy in der Klinik für Innere Krankhe iten sein Testament, in dem auch diese sonderbare Geschichte wieder erzählt wird. Drei Bände seines Tage­buches wurden noch 1925 an das „Petőfi-Haus" der Petofi-Gesellschaft geschenkt. Weil aber der Stoff, die Decke und das Papier eines Bandes früher im Besitze der Bibliothek der Reformierten Hochschule waren, verfügte er, dass dieser Band zurückverlangt und der Hochschulbibliotek von Debrecen übergeben werden sollte. Die erschütternde Situation, die Aufrichtigkeit des Sterbenden vertreibt auch den Schatten des Verdachts. Aber auch aus seiner Korrespondenz und der Äusserung seines Nachfolgers der Varga wissen wir, dass sich der Dichter ganz besondere Verdienste in der Ergänzung der Csoko­nai-Reliquien und in der Begründung der Handschriftenabteilung der Bibliothek erworben hat. Dieser Zwischenfall spielte eine grosse Rolle im Leben von Gábor Oláh, weil er die Lehrtä­tigkeit nicht besonders gern hatte, ausserdem zog er sich dadurch finanzielle Nachteile zu, weil die in der Bibliothek verbrachten neum Jahre nicht als Dienstjahre gerechnet wurden. 636

Next

/
Thumbnails
Contents