A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1966-1967 (Debrecen, 1968)

Tóth Endre: Földessy Gyula levelei Oláh Gáborhoz

Endre Tóth Briefe von Gyula Földessy an Gábor Oláhl Der Aesthetiker und Literaturhistoriker Gyula Földessy wurde der grossen Bedeutung des poetischen Wirkens von Endre Ady früh gewahr. Einen grossen Teil seiner Tätigkeit stellte er in den Dienst der Deutung der mit Symbolen überhäuften Poesie Adys und der Bemühung, dass der Dichter eine allgemeine Anerkennung findet. Und Gábor Oláh war viel versprechender, vielseitiger, phantasiereicher Schriftsteller der Ady-Generation, aber er wurde wegen seiner weltan­schaulichen Unsicherheit, Geschlossenheit und überaus grosser Produktivität immer mehr auf die Peripherie des literarischen Lebens gedrängt. In der Literaturgeschichte findet man keine Angabe darüber, dass Földessy und Oláh schon früher in Verbindung gestanden hätten, obwohl das Leben und Verhalten beider literarischen Per­sönlichkeiten durch die magnetische Wirkung Adys entscheidend beeinflusst wurden. Földessy war ein schwärmerischer Anhänger und Kommentator Adys, Oláh hielt Ady zunächst für seinen Rival, später aber erkannte er seinen unbestreitbaren Vorrang an und wurde sein eifriger Anhän­ger. Oláh ist in Debrecen geboren und — seine Studienjahre in Budapest abgerechnet — ver­brachte er sein ganzes Leben in Debrecen. Földessy trat in eine engere Verbindung mit Debrecen, als er 1940 zum Präsidenten der hier wirkenden Ady-Gesellschaft erwählt wurde. In der nachfol­genden Zeit besuchte er oft Debrecen. Oláh schickte seinen im Jahre 1941 herausgegebenen Gedichtband „Hangok lázadása (Auf­stand der Töne)" mit einer warmen Dedikation an Földessy, der für diese Gabe seinen wärmsten Dank aussprach. Er behauptete, dass er Oláh für eine der kräftigsten und originellsten Persönlich­keiten der ungarischen Literatur halte. Er betonte noch, dass er nie zu den Leuten gehört habe, welche die Begabung Oláhs unterschätzt haben. Oláh sollte es mit deutlicher Freude und Genug­tuung gelesen haben, und in der Antwort bat er seinen Freund, eine längere Studie über sein gan­zes Wirken zu schreiben. Földessy entwich der Bitte höflich mit der Behauptung, dass er nur die Gedichte Oláhs kenne, deshalb könnte er nicht unternehmen, sein ganzes Lebenswerk einzuschät­zen. Földessy fügt ziemlich subjektive Bemerkungen über die damaligen literarischen Verhält­nisse und die Rolle von Mihály Babits hinzu. Eine weitere Verbindung der beiden Schriftsteller ist uns nicht bekannt. 40 Déri Múzeum Évkönyve 625

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