A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1960-1961 (Debrecen, 1962)

Ferenczi Imre: Bocskai István és szabadságharcának emléke a néphagyományban

Imre Ferenczi Das Andenken István Bocskais und seines Freiheitskampfes im Volksmund Der Verfasser behandelt im vorliegenden Aufsatz den volks dichterischen Nachlaß der Heiducken (ung.: hajdúk). Die Organisation der Heiducken entstand in der Folge der eigentümlichen historischen Entwicklung in Ungarn und kam besonders Anfang des 17. Jhs. zu wichtiger militärischer Bedeutung. Die Heiducken waren ursprünglich ein bewaffnetes viehtreibendes Hirtenvolk. Das als neue Gesellschaftsschicht erschei­nende Hirtenvolk nahm Ende des 15. — Anfang des 16. Jhr. insbesondere die Aller­ärmsten der Leibeigenendörfer in sich auf. Je mehr Land die Türken von Ungarn eroberten, umso größer wurde die Zahl der Heimatlosen, von denen viele sich den Heiducken anschlössen. Die Heiducken weisen Ende des 16. Jhs. Spuren einer Organisation und Verei­nigung auf. In der zweiten Hälfte des 16. Jhs. stehen sie größtenteils bereits im Sold des Wiener Hofes und sind ein richtiger Türkenschreck. Lange Zeit hindurch gab es keinen ungarischen Führer, der dieses umherziehende Volk organisiert hätte. Die Lange der Heiducken wurde insbesondere damals kritisch, als die Habsburger­macht im Jahre 1600 die Entlassung der bisdahin königlichen Söldner verordnete. István Bocskai organisierte 1604 die Heiducken zu einer Armee von bedeutender Stoßkraft; es war eben dieses Volk, an dessen spitze er im Oktober einen der ruhmrei­chsten und erfolgreichsten Freiheitskampf gegen die Habsburger ausgefochten hat. Um seine Dankbarkeit auszudrücken, verlieh er in den Jahren 1605 und 1606 mehr als 10 000 Heiducken freies Land in den Geländen jenseits der Theiß. So entstand das Heiduckenvolk, das bis in die jüngste Zeit das Andenken an die Kämpfe gegen Türken und Deutsche und an den Wohltäter István Bocskai aufrecht erhielt. Der Verfasser berührt in der Einleitung die Problematik der ungarischen histo­rischen Sagenforschung. Er verweist darauf, daß die Volkssagenforschung ein meist vernachlässigter Bestandteil der ungarischen folkloristischen Forschung ist. Die Studien, die sich mit den prinzipiellen und methodologischen Fragen der Sage be­schäftigten, stehen noch aus und es wurden auch wenig authentische Sagen aufge­zeichnet. Das steht besonders für das Hajdúság genannte Siedlungsgebiet der einstigen Heiducken. Der Verfasser möchte einen Ansporn zur Forschung geben, indem er die Beschreibung der erwähnten historischen Volksüberlieferungen unternimmt. Im vorliegenden Aufsatz werden die an die Person Bocskais und an den Kampf gegen die Habsburger anknüpfenden Volkssagen und Überlieferungen vorgestellt, der folgenden Gruppierung gemäß: 1. Die Ursprungssage der Bocskai-Familie, 2. An die Bocskai-Güter anknüpfende Sagen, 3. Das Andenken des Bocskai-Freiheitskampfes, 4. Bocskais Namen bewahrende Gedenkstätten, Bocskai-Reliqien. Die Ursprungssage der Bocskai-Familie basiert auf dem Glauben, daß die Zwillinge gebärende Mutter eine Sünderin ist. Im Gegensatz zur uralten Auffassung wiederspiegelt die Sage bereits eine entwickeltere Anschauungsweise, die den Zwil­lingsmord verurteilt. Der Ahne der Bocskai-Sippe wäre nämlich mit seinen fünf Zwil­lingsbrüdern zusamen „zufällig" der Vernichtung entgangen. Das zweite Kapitel behandelt die Überlieferungen bezüglich der Bocskai-Familie und persönlich István Bocskai. Besonders in Kismarja (Kom. Hajdú-Bihar), im alten Stammessitz der Bocskai gibt es diesbezügliche Erinnerungen und sagenartige Er­zählungen. Unter den im folgenden Teil aufgezählten Erinnerungen an Bocskais Freiheitskampf seien besonders jene Sagen hervorgehoben, die mit dem Herrgott­Anger bei Nagykereki (Kom. Hajdú-Bihar) und dem Pfeilschütz Hajdú Perse (ebda.) verbunden sind. Ein bedeutender Teil der hier angeführten Angaben bezieht sich auf Siege über die Söldner der Habsburger. Auch den siegreichen Vorstoß der Hei­ducken in Richtung Nord- und Westungarn kann man gewissermaßen im Volksmund verfolgen. Der abschließende Teil zählt die Überlieferungen jener Ortsbenennungen auf, die Bocskais Namen enthalten, ferner die von ihm benannten Reliquien: Ge­denksbäume, Kleidungsstücke und andere Objekte. Der Großteil der hier gebrachten Erzählungen und Sagen ist eine örtlich gebun­dene Überlieferung: sie knüpfen sich an Städte, Anger, Gemeinden usw. Der Aufsatz berührt die Frage der Nachlaß Überlieferung nicht und geht auch auf keine Fragen der Kunstgattung ein. Das erstrangige Ziel des Verfassers war diesmal lediglich durch eine Zusammenstellung der Bocskai-Überlieferungen einen Antrieb zum Sammeln des Volkssagenmaterials im Heiduckenland zu geben. 231

Next

/
Thumbnails
Contents