Módy György szerk.: Bihari Múzeum Évkönyve 4-5. (Berettyóújfalu, 1986)

NÉPRAJZ — VOLKSKUNDE - „Wie schön heidet die Herde von Marosi..." — Folklore und Wirklichkeit

Zoltán Zsúpos „WIE SCHÖN WEIDET DIE HERDE VON MAROSI ..." FOLKLORE UND WIRKLICHKEIT In der Volksüberlieferung nehmen jene Geschichten, Märchen, Sagen und Balladen einen spezi­fischen Platz ein, die sich an wahre Ereignisse oder einzelne Personen knüpfen. Ihre Untersuchung hat zu wertvollen Schlussfolgerungen geführt, da sie die Möglichkeit bieten, gleichzeitig die Grund­lagen der Wirklichkeit in der Volksüberlieferung als auch den Folklorisierungsprozess und die Rolle der Individuen zu klären. In allen Zeiten hat es immer wieder Menschen gegeben, deren man in der Volksüberlieferung irgendeiner Tat oder einer Eigenschaft wegen lange Zeit gedenkt. So eine Gestalt war auch László Marosi, der Spross einer verarmten Adelsfamilie aus Kraszna­mihályfalva im ehemaligen Komitat Közép Szolnok, der zu Beginn der 1800er Jahre für die in Be­rettyóújfalu lebende Bauernschaft recht unerwartet auftauchte und Später zum angesehensten Grund­besitzer der Siedlung murde. Diese fast einem Märchen gleichende Tatsache sowie die darauffolgende Ereignisse im Leben der Familie Marosi boten der Bauernschaft dann eine gute Grundlage dafür, den einzelnen Gliedern der Familie immer mehr Aufmerksamkeit zu widmen und die Geschichten über sie vom Vater auf den Sohn vererbt, bis zum heutigen Tage am Leben zu erhalten. In der vorliegenden Studie wird unter Zuhilfenahme schriftlicher Quellen ein Vergleich zwischen der Volksüberlieferung und den wahren Ereignissen angestellt. Dabei stellt sich heraus, dass die in der Bauernschaft bewahrten Geschichten einen wahren Kern besitzen, und dass bei der Verschmelzung von rationalen und irrationalen Elementen die rationalen den Vorrang bekommen haben. Bei der Untersuchung der Ballade „Wie schön weidet die Herde von Marosi" darf die Möglich­keit dessen, dass diese Ballade neuen Stils zu Beginn der 1840er Jahre in Berettyóújfalu entstanden ist, nicht ausgeschlossen werden. In der Gesamtheit der Volksüberlieferung sprechen die Sympathien der Bauerschaft für Marosi, in dessen Gestalt der arme Bursche aus dem Märchen zu Leben erwacht ist und den Weg nach obeni beschritten hat. 271

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