Héthy Zoltán szerk.: Bihari Múzeum Évkönyve 3. (Berettyóújfalu, 1982)

NÉPRAJZ — VOLKSKUNDE - Die Umwandlung des herkömmlichen Familienmodells innerhalb der Gesellschaft eines Dorfes (Tépe) in Bihar

Agnes Fehér DIE UMWANDLUNG DES HERKÖMMLICHEN FAMILIENMODELLS INNERHALB DER GESELLSCHAFT EINES DORFES (TÉPE) IN BIHAR In soziologischen und gesellschaftsethnologischen Forschungen wird ganz ein­deutig immer wieder jener Prozess besonders betont, der sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten sowohl auf dem Lande als auch in der Stadt in Bezug auf die Umw andlung der Familienform vollzogen hat. Die vorliegende Studie berichtet von der Untersuchung herkömmlicher und umge­wandelter Familientypen in einem Dorf in Bihar. Charakteristisch für die traditionelle Familienform waren die streng nach dem Geschlecht gehaltene Arbeitsteilung, die leitende Rolle des Familienoberhautes in der Wirtschaft und im Haushalt sowie die produktive Tätigkeit innerhalb der Familie. Die heute als „offen" geltende Familien­form hat sich in einem langwierigen und sehr widersprüchlichen Prozess heraus­gebildet. Bei dem jetzigen Modell kann beobachtet werden, dass die Produktion nicht mehr in der Familie abläuft, dass die Verbraucherfunktion in den Vordergrund tritt, dass die Frau in immer stärkerem Masse am Arbeitsprozess teilhat, und dass das Prinzip von der Arbeitsteilung nach dem Geschlecht nicht mehr in Funktion ist. Die Zielsetzungen der Familie und die Hauptzüge ihrer Lebensweise gestalten sich ebenfalls um. Diese Umwandlung der Familienform auf dem Lande wird zum Gross­teil durch jene Urbanen Wirkungen gefördert, die die auswärts beschäftigten Arbeiter von ihrem Arbeitsplatz in der Stadt „mitbringen", sowie auch durch den über die Massenkommunikationsmittel wirkenden Faktor der Anschauungsformung. Die Daseinsberechtigung der Institution Familie wurde nicht von einem einzigen Angabenvermittler aus dem untersuchten Dorf in Frage gestellt. Die Notwendigkeit des Vorkandenseins der Familie wurde von ihnen mit moralischen, materiellen, wirt­schaftlichen und praktischen Aspekten in gleichem Masse begründet. Besonders im Prozess der Nachkommenserziehung wurde die Herausbildung der familiären Kreise als wichtig angesehen. Demzufolge muss heutzutage auch in der Gesellschaft des Dorfes mit einer quali­tativen Umwandlung des Familientyps gerechnet werden. Es kann festgestellt werden, dass jene hauptsächlichen Unterschiede, die einst die Familienform auf dem Lande und in der Stadt voneinander trennten, heute praktisch im Verschwinden sind. 258

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