Héthy Zoltán szerk.: Bihari Múzeum Évkönyve 2. (Berettyóújfalu, 1978)
TÖRTÉNELEM — GESCHICHTE - Angefochtene Abgeordnetenwahlen im Komitat Bihar (1861—1913)
József Ruszoly ANGEFOCHTENE ABGEORDNETENWAHLEN IM KOMITAT BIHAR (1861—1913) Der Verfasser bearbeitete in seiner Monographie über die jahrhundertealte heimische Geschichte der Wahlgerichtsbarkeit (A választási bíráskodás története magyarországon. Szeged. 1976. Manuskript der Kandidatdissertation — Die Geschichte der Wahlgerichtsbarkeit in Ungarn) die Geschichte der durch Petition angefochtenen Abgeordnetenwahlen mit Methoden der Staats- und Rechtsgeschichte. Die Gruppierung der Petitionsangelengeheiten aus fachichem Standpunkt her, im Notfall ihr Umbrechen nach den einzelnen Detailinstituten erschwerte die gründliche historische Vorführung der zeitlichen und territorialen Zusammenhäge von Erreignissen, die in diesen verborgen sind. Der Verfasser versuchte im Laufe seiner Vorarbeit die Geographie der heimischen Wahlgerichtsbarkeit zu entwerfen, wegen der vielen unbekannten „äusseren" Faktoren gelang es ihm aber bloss einige Tatsachen zu fixieren. Er hat festgestellt, dass in kürzeren Zeitperioden — so z. B. um die Periode des Ausgleiches und nach 1905 — in bestimmten, hauptsächlich in den Komitatsmunizipien von gemischter Nationalität überdurchschnittliche Wahlpetitionen entstanden. Hierher gehörte mit den Komitaten Szatmár, Szilágy und Arad zusammen auch das Komitat Bihar, aus dessen echtungarischen Wahlbezirken bei den zuständigen Behörden gar keine Beschwerden erhoben wurden, im Verhältnis zu den Wahlbezirken von gemischter Nationalität bzw. überwiegend rumänischem Charakter, wo umso mehr Klagen laut geworden waren. Der Verfasser untersucht in der Abhandlung die Wahlpetitionen, die im Komitat entstanden in der Zeitperiode 1861—1913, beachtet die zeitlichen und territoriellen Zusammenhänge und führt uns die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse vor, die sich in diesen wiederspiegeln. Der Gesetzartikel V. Jahre 1848 über die Volksvertretung im Parlament ermöglichte für Bihar die Wahl von 12 Abgeordneten. Dementsprechend wurde das Gebiet des Munizipiums durch die ständige Kommission des Komitates in 12 Wahlbezirke geteilt. Von diesen waren die Bezirke von Báránd, Berettyóújfalu, Bihar, Hosszúpályi, Nagyszalonta und Székelyhíd heinahe ausschliesslich ungarische, die von Margitta und Ugra mit rumänischer Minderheit, aber mit ungarischer Mehrheit gemischte, die von Belényes, Élesd, Magyarcseke und Tenke mit ungarischer Minderheit und rumänischer Mehrheit rumänische Wahbezirke. Im Bezirk von Belényes, wetteifern ten 1861 zwei rumänische Kandidaten miteinander: der griechisch-orinetale János Pap unter Farben der ungarisch-rumänischen Partei und Péter Paál (Pável) unter der rumänischen Fahne. Das Mandet erhielt Pap, unterstützt auch von der frisch organisierten, verfassungsmässigen Komitatsverwaltung. Der gestürzte Kandidat versuchte mit Hilfe der örtlichen rumänischen Intelligenz und des griechischkatholischen Bischofsgutes vergebens zu petitionieren. Die Unabhängigkeitspartei erwarb 1901 den nach dem Ausgleich regierungsfreundlichen Bezirk, aber der frühere Abgeordnete Ferenc Barta stürzte gegenüber János Buteán, dem rumänischen Gymnasiumdirektor, der durch die liberale Regierungspartei kandidiert wurde. Der von Barta 1906 wieder angeschaffte Bezirk wurde im Sommer 1907 leer, da der Abgeordnete wegen seiner Ernennung zum Notar auf sein Mandat verzichtete. Bei der Wahl von 27. August 1907 erhielt das Mandat László Lukács (Lukaciu), Kandidat der starken Rumänischen Nationalpartei gegenüber Árpád Kardos, dem Winkelbankier aus Budapest, der die Unabhängigkeitspartei und damit auch das handvolle Ungarntum unwürdig representierte. Durch die Wahl in Belényes wurde klar, wie sich die von der rumänischen kirchlichen und weltlichen Intelligenz gut organisierte Nationalitätenpartei auf diesem Gebiet zu Hause fühlte. 194