Molnár Attila et al.: Jöttek - mentek. Langobardok és avarok a Kisalföldön - A Győr-Moson-Sopron Megyei Múzeumok Kiállításvezetője 3. (Győr, 2008)
Trughy Sándor: Komárom-Hajógyár avar nemesi temetője
Mit kleineren Unterbrechungen wurde zwischen 1979 und 1989 auf dem Gräberfeld Komárom—Lodenica gegraben. Auf dem Vorplatz zur Werft bargen wir im März 1979 bei Kanalisierungsarbeiten zum Bau des Schülerwohnheims das erste Grab. Auf dem beinahe völlig freigelegten Gräberfeld kamen 153 Gräber zum Vorschein, unter ihnen 63 reiche Reiterbestattungen, welche 41,2 % ausmachen. Auf dem Stadtgebiet fand man schon früher an mehreren Fundorten spätawarische Reitergräber (Váradi utca, Gadóci utca), sie konnten aber wegen hochgradiger Bebauung nicht völlig freigelegt werden. Unter den acht zum Vorschein gekommenen Friedhofdetails verdienen u. a. die Gräber des Friedhofs Munkásnegyed—Akasztódomb (Arbeiterviertel— Galgenhügel), die vom Autor dieser Zeilen freigelegt wurden, uns die auf Grund ihres Fundmaterials die ersten frühawarischen Bestattungen nördlich der Donaulinie sind. Auf diesem Gräberfeld des 8. Jh.s, der auch vom Aspekt der Schmiedekunst über hervorragendes Fundmaterial verfügte, sind Mitglieder der awarischen mittleren Adelsschicht begraben, die gemeinsam mit ihren vergoldeten Gürtelbeschlägen, Waffen und schmuckvoll aufgezäumten Reitpferden beerdigt wurden. Mit aller Wahrscheinlichkeit lebte ihr Großherr und sie gehörten zu seinem fürstlichen Gefolge. Ihrem Rang entsprechend war für die meisten eine große Grabgrube ausgehoben worden, ihre Länge konnte 250-300 cm erreichen, die Breite bewegte sich zwischen 200-220 cm, ihre Tiefe im Durchschnitt zwischen 200—250 cm. Die Form der Gruben ist rechteckig mit abgerundeten Ecken, sie sind spätawarischer Orientierung entsprechend NW—SO ausgerichtet. Krieger und Angehörige wurden in überwiegender Mehrheit in Grabkammern aus Holz bzw. Särgen beerdigt. Bei den strengen Riten der Reiterbestattung wurde der Krieger immer an die rechte Seite des Grabs gelegt, neben ihm findet man das Reitpferd in der gleichen Orientierung, mit dem Kopf nach NW In Kopfnähe legte man einstige Tränkeimer mit Eisenband. In zwei Fällen wurde auch der Lieblingsjagdhund auf einen kleinen Vorsprung zu Füßen des Kriegers gelegt. In mehreren Gräbern wurde die Grabkammer mit abgezogener Rinderhaut bedeckt, oft mit Schädel und Knochen der Gliedmaßen darin. Die Bestattung vonTierschädeln wird heute von der Mehrheit der Forscher als Totenopfer betrachtet. Im Hintergrund steht wahrscheinlich die Verehrung des Urtiers, den Hörnern wurde überirdische, unheilabwendende Kraft zugesprochen, symbolisch dienten sie dem Schutz des Toten. Bei den Grabungen waren an den Grabrändern die bräunlichen Verfärbungen der Grabkammern gut sichtbar, ihre Höhe lag zwischen 50—70 cm. Zu unserer größten Überraschung konnten wir in einigen Grabkammern an den Innenwänden auf größeren Flächen einen weißfarbigen Anstrich - wahrscheinlich Kalkanstrich — beobachten (zum ersten Mal bei der Freilegung eines awarischen Gräberfeldes), in Grab Nr. 114, 121, 122, 131, 140 gut sichtbar. Vorstellbar ist, dass einige Grabkammern gekalkt, getüncht waren, damit das Grab im Jenseits seinem Herrn als Haus dienen kann. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass diese Grabkammern Nachahmung der Balkenhäuser (auf der Erdoberfläche) der einstigen Siedlung waren. Laut István Bóna „offensichtlich ist, dass dort, wo die Männer mit Pferd, silberbeschlagenem Waffengürtel und Waffen ins Jenseits geschickt wurden und ihre Frauen mit Silber- und Goldohrgehänge im Dorffriedhof ruhen, dort gab es nicht lediglich in die Erde gehöhlte armselige Hütten. Ihr Wohnplatz waren awarische Zelte (Jurten), um die sie von den Byzantinern beneidet wurden, sowie Holzhäuser...” Sicherlich hat auch ein Teil ihrer Adeligen in solchen Bauten gewohnt, die mit Holzschnitzereien verziert waren. Demnach können wir annehmen, dass 210