Molnár Attila et al.: Jöttek - mentek. Langobardok és avarok a Kisalföldön - A Győr-Moson-Sopron Megyei Múzeumok Kiállításvezetője 3. (Győr, 2008)

Tomka Péter: Kora- és közép avar temető Ménfőcsanak-Bevásárlóközpont területén

Im Jahre 1995 legten wir im Laufe unserer Grabungen auf dem Territorium des Einkaufszentrums Ménfőcsanak (Warenhaus Metro) ein Gräberfeld mit 222 awarischen Gräbern und inmitten dessen ein selbständiges Pferdegrab frei. Seine regelmäßige Superposition wurde mehrmals untersucht: der früherer Nordwest-Teil des Gräberfeldes wurde später wieder genutzt. Es zeigte sich ein kleiner Unterschied in der Orientierung der Gräber der frühen und der mittleren Awarenzeit (von der sonst gewöhnlichen West-Ost- Ausrichtung wichen die früheren ein wenig südlich, die späteren ein wenig nördlich ab), diese Veränderung kann vielleicht mit der Auswirkung neuerer Grundstücksteilung erklärt werden. Das Gräberfeld wurde zwar gründlich geplündert, trotzdem ruht die innere Zeitordnung auf festem Fuße. Grund zu dieser Feststellung liefern die erwähnten Bestattungen auf frühere, die Analyse des Gräberfeldes, Zeitordnung der Perlentypen, Verwandtschaft der zum Vorschein gekommenen Funde, in drei Fällen sogar C-14-Datierung. Irgendwann zu Beginn des 7. Jh.s (vielleicht sogar früher) began man hier zu bestatten, die letzten Gräber wurden Ende 7. Jh. — Anfang 8. Jh. gegraben. Spätawarische — aber nicht allzu späte — Funde (Perlenreihe aus durchsichtigen melonenförmigen Perlen, gedrechselter Nadelbehälter, gegossenes Riemenende) kamen nur in drei Gräbern vor. Eine Überraschung bereitete nicht nur die Existenz des zur ständigen Siedlung gehörenden „dörflichen” Gräberfeldes — die Siedlung selbst wurde in Sichtweite gefunden. Womit niemand gerechnet hatte ist, dass der größte Teil des Fundmaterials (ob es nun zu Tracht oder Brauch gehört) in der Kleinen Tiefebene fremd ist. Das Györer Museum ist um solche Stücke reicher geworden, von denen es bis dahin kein einziges in der Sammlung gab. Als wären die Stücke aus dem Komitat Zala oder Baranya hierher gekommen. Bei Erfassung ähnlicher Gräberfelder und Funde zeichnete sich eine echte archäologische Subkultur ab: bei uns in der Gegend fremd, vielleicht ein Förderer des Fernhandels. Sie kamen irgendwo aus dem Südteil Transdanubiens, brachten spätantike und germanische Traditionen mit sich, siedelten sich im mittleren und nördlichen Teil der ehemaligen Provinz Pannonien punkthaft an, später erreichten sie auch das Wiener Becken und die heutige Südslowakei, inzwischen wurden sie von immer mehr „awarischen” Einflüssen berührt, langsam wurden sie akkultiviert, in der späten Awarenzeit ist ihre Existenz vorerst nicht zu belegen. Dann kann es auch kein Zufall sein, wo sie sich eben niedergelassen haben: an den Abzweigungen der alten römischen, nach Pécs (Sopianae) bzw. Szombathely (Savana) führenden Straßen. Wie schon gesagt, recht eigentümlich ist schon die Existenz des frühawarischen Gräberfeldes an sich. Besonders ist die Zeit des Gebrauchs: als die Tradition der frühen Einzelbestattungen und Gräberfeldflächen abbricht, und neue, große, fortlaufend gebrauchte Gräberfelder der mittleren und späten Awarenzeit angelegt wurden, ist hier ein laufender Übergang zu beobachten. Die Orientierung ist konsequent West—Ost; bei unseren frühen Awaren können wir von keiner einheitlichen Tradition sprechen, der Großteil der späteren großen Gräberfelder jedoch benutzt die Nordwest-Südost- Ausrichtung. Zuerst fällt in unserer Gegend die Haartracht mit Bleiröhrchen auf (wahrscheinlich zum Stützen des Haarknotens, in Männergräbern nicht als Tracht). 130

Next

/
Thumbnails
Contents