Arrabona - Múzeumi közlemények 31-33. (Győr, 1994)
Gecsényi Lajos: Gazdálkodás és társadalmi mobilitás a „győri pusztán” a XVII. században
Wirtschaft und soziale Mobilität in der "Raaber Puszta" im XVII. Jahrhundert Infolge der Feldzüge der türkischen Heere wurde im Laufe des XVIJahrhunderts ein bedeutender Teü der durch den Fluß Donau, durch die Gebirgen Vertes und Bakony umgrenzten, südlich von Raab in der Ebene liegenden Siedlungen verwüstet, die Dorffluren blieben unbestellt. Diese Gegend ist zu Beginn des XVII. Jahrhunderts in den Quellen schon oft unter der Bezeichnung "Raaber Puszta" erwähnt, sie wurde das Randgebiet der türkischen Besatzungszone. Der Hotter der sog. Pusztadörfer wurde nur aus der Akkerfeld bestellung herausgenommen. Ab der Mitte des XVI. Jahrhunderts verlegte sich eine der wichtigsten Handelsstraße und zugleich Zwischenstation des gestiegenen Viehhandels in die Umgebung von Raab. Auf den Wochen- und Jahresmärkten der Stadt tauschten mehrere tausend Viehe den Besitzer, welche von den Viehhändlern in den hiesigen Weiden aufgebessert wurden. Das Bauerntum mancher erhaltengebliebenen Orte hielt - ähnlich wie die Bewohner der Marktflecken in der Ungarischen Tiefebene - auch selber zahlreiche Viehe im eigenen Hotter und in den umliegenden Puszten. Die Ingebrauchnahme dieser Puszten erfolgte in verschiedenen Formen. Manche (Raaber) Viehhändler, die zum Adel gehörten, erwarben von den Eigentümern selbst die Flächen für paar Jahre oder bekamen sie sie für ein Jahrzehnt als Pfand, wie einen feudalen Grundbesitz samt Bewohnern und Nutznieung. Zahlreiche Stadtbürger, Dorfbauer und Kleinadelige (eventuell die Dorfgemeinschaf t) erwarben für je ein Jahr das Pachtrecht zur Fläche dh: das Recht zum Weiden, Mähen und zur Wasserbenutzung. Schließlich erwarben die Viehhändler von der Tiefebene nur das Recht zum Weiden für Tage oder für je eine Woche gegen das nach der Zahl der Viehe gezahlte sog. Weidegeld. Die pachtähnliche Benützung ermöglichte nicht nur das Weiden, sondern auch die ständige Sicherung des Futtervorrats und des Heus. In den Puszten draußen wurden die Viehe, die Schafe und die Pferde von Viehhirten, Schafhirten und Pferdehirten gepflegt, die aus den umliegenden Dörfern in einem Ring von einem Durchmesser von 20-30 Kilometern aufgenommen wurden, und aus dem Leibeigenenzustand vorübergehend herausgerissen ihre Arbeit verrichteten. In der zweiten Hälfte des XVHJahrhunderts, noch vor den Türkenkriegen gibt es zahlreiche Anzeichen, daß die Bewohner der abermals angesiedelten Dörfer die zur Weide gebrauchten Flächen wieder in die Ackerfeldbestellung einbeziehen. Dieser Prozeß hat sich nach den Türkenkriegen bedeutend beschleunigt und bereitete dem Pusztapachtsystem allmählich ein Ende vor. Lajos Gecsényi 93