Arrabona - Múzeumi közlemények 21. (Győr, 1979)

Szabó P.: Zunfttruhen in dem „Xántus János” Museum von Győr (Raab)

ZUNFTTRUHEN IN DEM „XÁNTUS JÁNOS" MUSEUM VON GYÖR (RAAB) Der durch die Tätigkeit des Zunftgewerbes bestimmte Zeitabschnitt ist gleichzeitig eine bedeutende Epoche der Gewerbegeschichte. Die Rolle der Handwerkerbevölke­rung in der Harstellung und im städtischen Leben ist ein wichtiger Faktor der Wirt­schaft-, Gesellschaft- und Kulturgeschichte. Die Folge dieser Erkenntnis ist, dass die Geschichtforschung grosse Interesse widmet der Studierung des Handwerks und der Zünfte. Die vielfältige, ihre Ansichtspunkten und Methoden nach vielseitige Arbeit schöpft die Beweise ihrer Feststellungen in erster Linie aus dem Kenntnismaterial der schriftlichen Quellen. Die Bearbeitung gegenständlicher Andenken mit sekundären Informationswert hat sich erst in den letzten Jahren entwickelt, eindeutig beweisend damit den historischen Wert der von den Zünften stammenden Gegenstände. Mit dem Vorstellen des Zunftmaterials in dem Museum von Győr wollen wir die differenziertere Untersuchung des Handwerks und der Zünfte ermöglichen, um zu dem Ziel der Andenkensammeln zu nähern; nämlich „dass Ungarns Kultur-, Ge­werbe- und Handwerksgeschichte mit einer bedeutenden Quelle, die Geschichte der städtischen Bürgerschaft mit einem neuen, wesentlichen Beitrag bereichern sollte ..." Ein typisches gegenständliches Andenken, das Symbol des Zunftes ist die Zunft­truhe. So ist es selbstverständlich, dass wir die Bekanntmachung der Zunftsammlung mit der Vorstellung des reichen Zunfttruhe- Materials des Raaber Museums anfan­gen. In dem historischen Teil betrachten wir den Ursprung der Zunfttruhen, die Ge­wohnheiten des Gebrauchs und die Entwicklung der Sammlung. Eigenartiges Problem ist für die Forschung der Raaber Zunftgeschichte, dass das Stadtarchiv und fast alle schriftlichen Andenken wurden bei der türkischen Be­setzung von 1594 zerstört, so sind war auf sekundäre Quellen hingewiesen. Über die klassische Epoche des Entstehens der Zünfte in dem 16. Jh. existieren keine authentischen Aufzeichnungen mehr. Von Gründung und Gebrauch der Truhen ste­hen auch Daten erst aus dem 17. Jh. zur Verfügung. Diese informieren uns über die ausgebildeten, traditionellen Form des organisatorischen Lebens. Damals war die Herstellung der Truhen eine natürliche und notwendige Aufgabe. Die Quellen be­richten von Schenken (den Schlossergesellen von Raab wurde von ihrem Dekan in 1610 geschenkt), von Herstellen durch den neu aufgenommenen Meister (Hans Henn in 1659, ein Jahr nach dem er Zunftmitglied geworden ist, verfertigte die Zunfttruhe), von einfachen Austausch (als die Schlösser in 1842 anstatt der „veralteten und un­brauchbaren" Truhe eine neue bestellten). Die Verzierung der früheren Truhen hütet noch das biblische Sinnbild. Die Ke­rubgestalten auf den Truhen der Fleischhauer und Tischler zeigen die Kenntnis des Bundeslade-Motivs in der blühenden Zeit der Neuorganisierung der Zünfte im 17. Jh. Die Urkunden aber widmen keinen besonderen Augenmerk mehr der ideellen Funk­tion der Zunfttruhen. Die Zunftartikel weisen eher auf die praktische Rolle, auf die Funktion bei den Versammlungen und im organisatorischen Leben hin. In den Zeiten des Verfalls wird das einstige Wahrzeichen der Zusammengehörigkeit zu Büromöbel, Geldkasse, nach der Klauzál-schen Verordnung in 1848 sogar zu Krankenkasse umgestaltet. Ein Dokument der bei dem Wahl des Zechmeisters üblichen Truhebegleitung wurde eben auf dem Schlüsselversteck der Zunfttruhe geschrieben aufbewahrt, aus 1827. Das Benehmen vor der offenen Truhe ist eine immer wiederkehrende Mahnung, hauptsächlich in den Verhaltungsregeln für die Gesellen. Die Sammlung der Zunftreliquien begann sich schon mit den 1850-er Jahren. Zu grossen Zunehmen kam es nach der Abschaffung der Zünfte in 1872, und nach der Entstehung der Innungen. Der nach Vollkommenheit bestrebende Kustos Etel Méry brachte fast alle übriggebliebenen Andenken in das — damals von den Benediktiner­Orden verwalteten — Museum. Das, und die spätere vereinzelte Bereicherungen hat­ten zur Folge, dass heute sozusagen das ganze charakteristische Material — Gegen­stände und Dokumente — im Besitz des Xántus János Museums ist. In den Katalog-Teil der Abhandlung wurde das Zunfttruhe-Material des Mu­seums nach Stilepochen geordnet. Am wesentlichsten ist die Gruppe aus dem 17. Jh., der Blütezeit der Neugestaltung der Zünfte. Diese Truhen behüten noch den klassi­224

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