Arrabona - Múzeumi közlemények 17. (Győr, 1975)

Balázs P.: Die Probleme des Raaber Zunftsystems in der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts

DIE PROBLEME DES RAABER ZUNFTSYSTEMS IN DER ERSTEN HÄLFTE DES XIX. JAHRHUNDERTS Der Handel und das Zunftgewerbe in Raab haben die Jahre der wirtschaftlichen De­konjunktur nach den napoleonischen Kriegen schmerzlich gefühlt. Das Volumen vom Getreidehandel verminderte sich beträchtlich und dem Nachlassen der Nachfrage der Industrie-Produkte zufolge verschärfte sich der Konkurrenz-Kampf auch innerhalb der Zünfte. Die Abhandlung bezeugt durch Beispiele, dass der Stadtmagistrat (auch zum Nachteil der Bewohner) die Zünfte systematisch unterstützt und mit denen gemeinsam die Zunahme der Zahl der Meister in den Zünften verhindert hat. Das enge Zusammenwirken zwischen dem Magistrat und den Zünften lässt von den 1830-er Jahren angefangen, parallel zum wirtschaftlichen Aufschwung, nach. Wir können etliche Fälle beobachten, wo der Magistrat den monopolistischen Bestrebungen der Zünfte gegenüber sich an der Seite der für die Meisterrechte kämpfenden Gesellen stellt. Der Stadtmagistrat geht aber allerzeit scharf gegen die Pfuscher vor und leidet nie deren Handwerksausübung. Gleichfalls schützt der Magistrat die Interessen der Zünfte gegen die Konkurrenz fremder Handwerker, vor allem gegen diejenige von Wien. Die Konkurrenz der Handwerker der mit Raab eng zusammengebauten Nach­barsiedlung Győrsziget war aber schwer zu bekämpfen. Die Konkurrenz zwischen den Handwerkern liess mit der Entwicklung der Waarenproduktion und mit der Zunahme der Markt nicht nach. Die privilegierte Lage der Zünfte verleitete sie manchmal auch zu deren Missbrauch. Das falsche Wiegen der Schlächter, die hohen Arbeitspreise der Maurer beschäftigten mehrmals den Stadt­magistrat. Das Recht der Gewerbeausübung wurde noch im letzten Jahrzehnt des Feudalis­mus von den Zunftmeistern als Familien-Fideikommis betrachtet. Viele Beispiele be­weisen, dass die Meistersöhne durch die Verkürzung der Wander jähre ihren Vorteil gewonnen hatten. Diejenige wurden bei der Aufnahme in die Zunft auch bevorteilt, die die Witwe oder die Tochter eines Meisters geheiratet hatten. Innerhalb der Zunft war das Schicksal der Gesellen menschlich unwürdig und aussichtslos. Könnten sie sich endlich zur Meisterschaft melden, so wurde die Aufgabe des Meisterstückes mit allen Mitteln verzögert. In vielen Fällen sollten die Gesellen ihr Meisterstück aus ausserordentlich teuerem Material und nach altmodischem Ge­schmack verfertigen. Der, im Jahre 1846 vor gebreitete Regel-Plan der Schuchmacher­Zunft beweist klar die Lage der Gesellen. Laut dessen wollten die Meister den bisher üblichen Brauch der halbjährigen Aufnahme-Kontrakte aufheben und die Arbeits­kündigung nach Belieben einführen. Viele der Meister arbeiteten schon gar nicht in ihren Werkstätten, sondern verbrachten ihre Zeit mit Garten-, oder Weinbau und Hessen die Arbeit auf die Gesellen. Das Schicksal der Lehrlinge war noch trauriger. Oft wurden sie als Hausgehilfen betrachtet und das Prügeln war ein üblicher Brauch. Man kann sich also kaum wurdern, wenn die ausgebeutete, perspektivlose Masse, — wie in Pest, so auch in Raab — zum Massenbasis der Revolutionsbewegung im Jahre 1848 wurde. Um die Mitte des XIX. Jahrhunderts genoss das Zunfthandwerk trotz den schon besprochenen Beschränkungen die Prosperität des Raaber Getreide-Handels und er­focht sich Ruhm im ganzen Lande. Das Aufblühen des Handwerks wurde auch durch die angewanderten Meister gefördert, unter denen viele Ausländer zu finden waren. Péter Balázs

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