Arrabona - Múzeumi közlemények 13. (Győr, 1971)

Domnkos O.: Die Blaufärberwerkstätte von Csorna

DIE BLAUFÄRBERWERKSTÄTTE VON CSORNA Das Blaufärbergewerbe war im 18—19. Jahrhundert vom Standpunkt der Farb­gebung der ungarischen Volkstracht von entscheidender Bedeutung. In den Blaufärb­erwerkstätten wurde nämlich neben den industriell hergestellten Stoffen auch das Hausmacherleinen der Bauernschaft gefärbt. Einen bedeutenden Teil des Rohmate­rials der Blaufärber lieferten die Dorfweber, die sich eigens darauf spezialisiert hatten. Im 18. Jahrhundert nach Ungarn eingewanderte österreichische, deutsche, böh­mische und mährische Färbermeister waren es, die das Blaufärbergewerbe in Ungarn heimisch machten. Zumeist vererbte sich das Gewerbe vom Vater auf den Sohn. Wenn es aber in einer Familie mehrere Söhne gab, verließen sie ihren Heimatsort und grün­deten anderwärts neue Werkstätten, so daß sich diese überaus wichtige Textiltechnik landweit verbreitete und aufblühte. Die Blaufärberwerkstatt von Csorna wurde ein Jahrhundert lang von einer Fa­milie betrieben, vergrößert, erweitert, modernisiert, bis dann aus der kleinen Werk­statt eine richtige kleine Fabrik entstanden war. Auch als dann um die Mitte des 19. Jahrhunderts die Industrialisierung im ganzen land große Fortschritte machte, konnte sich der Betrieb behaupten, weil er gediegene Arbeit leistete und für den Bedarf seines Kundenkreises mit marktgängiger Ware sorgte. Unter dem ständig wachsenden Druck der Konkurrenz um die Wende des 20. Jahrhunderts wurde der Betrieb mechanisiert, neue Muster wurden herausgebracht und stets Qualitätsarbeit geliefert, so daß der Kundenkreis nicht nur erhalten blieb, sondern sich noch ver­größerte. In den 1910er Jahren, als bereits eine Dampfmaschine mit 15 PS die zeit­gemäße Appreturmaschine, den Zylinder, den Kalander, die Perrotine-Maschine und auch die modernisierte Mangel antrieb, war die Kapazität des Betriebs am größten. Der erhalten gebliebene Grundriß veranschaulicht die zweckmäßige Einrichtung des zeitgemäß umgebauten Betriebs. Nach dem ersten Weltkrieg war eine Stagnation zu verzeichnen, und erst nach der großen Wirtschaftskrise erlebte der Betrieb wieder einen bedeutsamen Auftrieb. Diese Blütezeit dauerte bis zum zweiten Weltkrieg. Nach Kriegsende wurde die Arbeit wieder aufgenommen, aber in Handtechnik wie zu Großvaters Zeiten. Die zeitgemäße Indanthren-Färbung wurde erst jüngst in der Werkstatt eingeführt, wo der Meister allein seinen kleinen Betrieb unterhält. Die Vorfahren der Fraszt-Familie stammen — wie man es sich erzählt — aus Bayern. Urkundlich wurde János Fräst 1777 erstmalig hier in Ungarn erwähnt, als der zuvor in Loretto arbeitende Färbermeister in die Pozsonyer Schön- und Schwarz­färber Innung aufgenommen wurde. Einige Jahre später arbeitete er in Kőszeg. Von hier aus zerstreute sich die Familie; einer seiner Söhne, Franz, eröffnete 1811 in Csep­reg eine Blaufärberei; ein anderer, namens Sebestyén, kaufte sich 1829 in Csorna ein Haus und gründete eine Werkstatt. In dem gleichen Jahr übernahm Antal die väter­liche Werkstatt in Kőszeg. Die Werkstatt in Csorna ist nunmehr die letzte Färberei, die ihre Arbeit ungebrochen fortsetzt. Die Werkstätten in Csepreg, Kőszeg, später in Devecser und Kaposvár, die im Besitz der Familie waren, existieren heute nicht mehr. Neben dem Problem der Anschaffung der Färber-Rohmaterialien behandelt die Studie auch die Technologie dieses volkswirtschaftlich wichtigen Gewerbes. Die nöti­gen Angaben stammen von Familienmitgliedern, vom alten Gehilfen und von der Verkäuferin. Gestützt auf die erhalten gebliebenen Geschäftsbücher, Rechnungen und anderen schriftlichen Unterlagen entstanden die Karten, die die weitverzweig­ten Handelsbeziehungen der Blaufärber Fraszt-Familie dokumentieren. Die Auswahl der Bilder aus dem Musterschatz veranschaulicht neben den wich­tigeren Entwicklungsmomenten der Blaufärber-Technologie auch die typischen Stoff­muster, aus welchen Hemden, Kleider, Schürzen, Vorhänge, Tischtücher, Bettdecken usw. angefertigt wurden. O. Domonkos 159

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