Arrabona - Múzeumi közlemények 12. (Győr, 1970)

Jenei F.: Károly Kisfaludy

KÁROLY KISFALUDY Károly Kisfaludy (1788—1830) entstammte einer uralten ungarischen Adelsfa­milie. Seine Geburt kostete seiner Mutter das Leben, was sein Vater niemals verges­sen konnte und ihm zeitlebens nachtrug. Er kam dem Wunsch seines Vaters nach und wurde Offizier, nahm an den napoleonischen Feldzügen teil. Nach dem Frieden von Schönbrunn im Jahre 1809 quittierte er seinen Dienst, obwohl ihn deshalb sein Va­ter enterbte. Er zog nach Wien und wurde Kunstmaler. In der Gesellschaft der Wie­ner Literaten lernte er die zeitgenössische deutsche dramatische Schauspieldichtung kennen. 1815 reiste er nach Deutschland, in die Schweitz und nach Italien. Unterwegs bildete er sich in der Malerei weiter, studierte nebenbei auch die Welt des Theaters, vornehmlich in Italien, wo er auch Goldonis Theater gründlich kennenlernte. 1818. kehrte er zurück und ließ sich 1819 in Pest nieder. Er lebte auch weiterhin von seiner Malerei unter dürftigen Verhältnissen. Auch in Pest suchte er die Gesellschaft der Li­teraten. Bereits beim Militär hatte er zu schreiben begonnen. Nun holte er seine dra­matischen Schauspiele hervor und bearbeitete sie neu. Sein Drama „Tatárok Magyar­országon" (Die Tataren in Ungarn) wurde am 18. April 1819 in Székesfehérvár urauf­geführt. Das Drama hatte großen Erfolg. Dieser Tag war nicht nur deswegen denk­würdig, weil ein neuer ungarischer Autor auf dem Plan erschien, vielmehr deswe­gen, weil diese Erstaufführung den Beginn einer neuen ungarisch-literarischen Ära, der Romantik und Reformzeit bedeutete. Nachdem das Drama auch in Pest erfolg­reich gespielt wurde, schrieb Kisfaludy ein Stück nach dem anderen, Dramen und auch Lustspiele. Mit seinen — gleichsam dem ungarischen Boden entwachsenen — Stücken war der Zauber der bis dahin aus Fremdsprachen übersetzten Stücke auf den ungarischen Bühnen gebrochen, denn er versah die Theatergesellschaften mit originalen Programmen. 1822 gab er das literarische Handbuch „AURORA" heraus. Seitdem schritt Kisfaludy von Erfolg zu Erfolg, als Schriftleiter der AURORA war er bereits zur führenden Persönlichkeit des Pester literarischen Lebens geworden. Die AURORA wurde das wirkungsvolle Organ der Literatur der Reformzeit. Kisfa­ludy verfolgte hohe, ansoruchsvolle Ziele. Er war ein vortrefflicher Organisator, der der Literatur der Reformzeit und der Romantik ein°n Leserkreis organisierte. Er war nicht nur ein vorzüglicher dramatischer Schauspieldichter der historischen Roman­tik, sondern auch ein hervorragender Meister des Lustspieles. Der Schreiber von Lust­spielen, die auf Situationskomik beruhten, wechselte alsbald zu Charakterkomödien über. Diese rastlos tätige Künstlerpersönlichkeit, die in jeder Kunstgattung Wertbe­ständiges zu schaffen vormochte, starb jung am 25. November 1830, ohne die weit­greifenden Pläne, mit denen er sich trug, verwirklichen zu können. Es fragt sich, wie der in Tét, im Komitat Győr geborene Károly Kisfaludy zu sei­ner engeren Heimat stand. Er war nicht nur der Dichter des Kisalföld — der Klei­nen Ungarischen Tiefebene — sondern ganz Westungarns. Die Gestalten seiner Lust­spiele und seiner Kurzgeschichten war^n in di Q s Q r Gegend zu Hause. Er schilderte die Weh u \ uiiaen faerrenhöfe, wie er sie erlebt hatte: Den Kampf zwischen dem Al­ten und dem Neuen, zwischen den rucKsomuig-n Vätern unci der fortschrittlichen Jugend. Dieser Kampf war der Quell, aus dem er schöpfte, der seine Werke so le­bensvoll und bewegt erscheinen läßt. Und diese Welt war auch die Welt des Komi­tats Győr. Ferenc Jenéi 244

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