Arrabona - Múzeumi közlemények 9. (Győr, 1967)

Batári F.: Tischlergesellen in Győr im XVII. Jahrhundert

Pozsony erbaten — zusammengestellt, um strittige Fragen zwischen Meistern und Gesellen ordnen zu können. In 17 Punkten der Urkunde sind die Pflichten und Rechte der Gesellen festgelegt, die Strafen, die verhängt werden können und der maximale Lohn. Der 10. Artikel, der die Zahl der Gesellen, die aufgenommen werden können, einschränkt, könnte als eine Vorform der späteren Arbeitskraftwirtschaft gelten. Die besprochenen Satzungen erwähnen neben den immer häufiger gewordenen strittigen Fragen, die zwischen Meistern und Gesellen aufkamen, auch die Vielzahl der wan­dernden Handwerksgesellen, die nach Győr kamen. Daß diese Voraussetzung auf Wahrheit beruht, bezeugen Eintragungen aus dem 17. Jahrhundert im Gesellenbuch. Seit Anfang des Jahres 1674 bis zum Ende des Jahrhunderts — inklusive 1699 —, d. h. innerhalb eines Viertel Jahrhunderts, hatten sich 397 Tischlergesellen bei der Györer Zunft gemeldet (Beilage III). Die 37 Büchsenmachergesellen machen nur einen kleinen Anteil davon aus. Eine Untersuchung der Ortszuständigkeit der Tischlergesellen ergibt 230 verschi­edene, im Gesellenbuch eingetragene Ortsnamen (Beilage IV). Es wird offenkundig, daß die Mehrheit der Wandergeseilen, die nach Győr kamen, aus deutschsprachigen Gebieten stammte. Wenn wir aus den Eintragungen die eine oder andere Gruppe gesondert betrachten, ist naturgemäß die Zahl der ungarischen Tischlergesellen — 60 — die höchste. Eine eingehendere Betrachtung ergab, daJß die Mehrzahl der deutschsprachigen Gesellen aus den Alpenländern kam: aus Österreich 54, aus Schwaben 34, aus Bayern 20, aus Franken 19, aus der Schweiz 15 Tischlergesellen. Die große Zahl der aus süddeutschen Ländern gekommenen Gesellen ist beachtenswert. Dies erklärt den süddeutschen Einfluß, der sich in der ungarischen Tischlerkunst des 17. Jahrhunderts bemerkbar machte. Unter den ausländischen Städten steht Wien mit 10 Gesellen an erster Stelle. Je vier Tischler gesellen kamen aus Braunschweig, Lübeck, Mainz, Münster und Wroclav, (Breslau) je drei aus Bautzen, Berlin, Bremen, Brixen, Innsbruck, Steyer und Straßburg. Im Falle Straßburg handelt es sich nicht eindeutig um die Stadt im Elsaß, weil es im 17. Jahrhundert mehrere Städte dieses Namens gab. Die meisten Büchsenmachergesellen waren Ungarn und stammten zumeist aus Rohone. Es stellt sich wie von selbst die Frage, was wohl die Ursache gewesen sein mochte, daß so viele Wandergesellen aus weiter Ferne nach Győr kamen? Ist es denk­bar, daß die alten Meister den Kontakt mit ihrer einstigen Heimat nicht aufgegeben hatten? Oder war es die heldenhafte Romantik der Grenzfesten, die sie undwider­stehlich anzog? Oder das bunte Leben und Treiben, das sich an der Berührungslinie von Morgen- und Abenland entwickelt hatte? All dies mag ja dabei mitgespielt haben, wir aber wollen in erster Linie an den guten Ruf der Györer Tischlermeister denken. Daß wir Recht haben, ist auch durch das auf uns überkommene, überaus wertvolle Denkmalgut der Györer Tischlerei bestätigt. Den Kern der Sammlung bildet die unvergleichlich reichhaltige Zunftladen-Sammlung des Xántus János Museums. Beilage I ist die auf 1663 datierte Zunfturkunde. Beilage II ist die buchstaben­getreue Übertragung des mit gotischen Buchstaben geschriebenen „Gesellen Buches" in Lateinschrift. Beilage III ist das Namensverzeichnis der Tischlergesellen die im Zeitraum 1674—1699 nach Győr kamen. Obwohl bei mehreren Namen im Gesellenbuch der vereinigten Zunft das Handweck des betreffenden Gesellen nicht angegeben ist, haben wir sie in das Namensverzeichnis der Tischlergesellen aufgenommen und mit einem Fragezeichen ohne Klammer bezeichnet. Der Wahrscheinlichkeitsrechnung gemäß könnten etwa 10 Gesellen nicht Tischler gewesen sein. Beilage IV macht den Heimatsort der oben erwähnten Gesellen bekannt. Die Namen der allgemein bekannten Orte geben wir in der gegenwärtig gebräuchlichen Form bekannt, die weniger bekannten in der ursprünglichen Schreibweise. Die häufig falsch geschriebenen Namen kleinerer Gemeinden berichtigten wir mit Hilfe des „I. Hübners reales Staats-, Zeitungs und Conversations-Lexicon"-s Leipzig, 1777. F. Batári 125

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