Arrabona - Múzeumi közlemények 8. (Győr, 1966)

Uzsoki A.: Lenau und Mosonmagyaróvár

Klassen hatte. Um diese Zeit wurden auch die Ringmauern abgerissen, die bereits der Entwicklung der Stadt hinderlich im Wege suanaen und bei der Städteplanung nicht geringes Kopfzerbrechen verursacht hatten. Die Stadtregelung war dann der Anlaß, um einige Straßen zu pflastern und die Stadt zu beleuchten. Gesteigert wurde dieses zivilisiercere Leben, diese Urbanisierung noch durch die Theaterabende von tanrenden Schauspielertruppen. Es lebte sich gut in cter stillen Kieinstadt. Die Komi­tatsfoeamten, das Beamtenpersonal des erzherzoglichen Herrschaftsgutes, die Lehrer­scnaft der Landwirtschaftlichen Lehranstaic und des Gymnasiums repräsentierten die Intelligenz der Stadt. Die Hörer der Landwirtschaftlichen Lehranstalt versuchten in dieser Kleinen Weit mit ihren abgesondert nebeneinander lebenden Klassen und zwischen der Bürgerschaft Fuß zu fassen. In dieses kleinstädtische Milieu kam im Oktober 1822 Nikolaus Niemfosch von Strehlenau, nachdem er in Pozsony (Preßburg) seine juristischen Studien aufgegeben, und sich in Wien — dem Rat Frigyes Kleyles folgend — entschlossen hatte, Landwirt­schaft zu studieren. Kleyle studierte damals in Wien Philosophie, absolvierte später die Landwirtschaftliche Lehranstalt und wurde erzherzoglicher Gutsbeamte. Niemfosch hatte sich in der Lehranstalt nicht einschreiben lassen, er studierte .als außer­ordentlicher Hörer. Seine Mutter übersiedelte mit ihrem zweiten Gemahl, dem Arzt Károly Vogel in das benachbarte Moson, wo sie unter ärmlichen Verhältnissen lebten. Lenaus ehrgeizige Großmutter, die in Stoekerau lebte, unterstützte ihren Enkel und wollte ihn zu einem angesehenen Staatsbeamten erziehen. Die großmütterliche Unterstützung ermöglichte es ihm, den Eindruck eines wohlhabenden jungen Mannes Zu erwecken, den die Bewohner von Magyaróvár nur „Herr von Niemfosch" nannten. Er wohnte im Obergeschoß des am nördlichen Stadttor gelegenen Thorwächterhauses tjetzt Lenin út 47.) Zwei Fenster blickten auf den großen Marktplatz (gegenwärtig: November 7. tér). Eine Holztreppe führte in die Küche, aus der man in ein größeres Zimmer gelangte, neben dem eine Kammer lag. Hier wohnte Lenau vom Oktober 1822 bis zum Frühjahr 1823. Die Steinbank, die vor dem Haus gestanden hatte, befindet sich zur Zeit — zum Gedenken an den Dichter — vor dem Hauptgebäude der Agrar­wissensehaf fliehen Hochschule. Die Biographen des Dichters berichten über seinen Aufenthalt in Magyaróváj nicht viel und auch das wenige entspricht nicht immer der Wahrheit. Auf Grund der deutschsprachigen Handschrift László Veszelys möchten wir über das Leben des Dichters in unserer Stadt erzählen, soweit es nämlich mit Hilfe der spärlichen Anga­ben überhaupt möglich ist. Der junge Niemfosch war ein verschlossener Mensch, der sich nur selten in Gesell­schaft sehen ließ. Zu seinem Freundeskreis gehörten Frigyes Kleyle und der junge Gutsbeamte László Veszély, den Lenau bei Kleyle kennengelernt hatte, wo sie dann häufig zusammenkamen. Die drei jungen Leute waren miteinander gut Freund gewor­den und blieben oft stundenlang in heiterem, entspannten Gespräch beisammen. Sie musizierten auch, denn Lenau spielte sehr talentiert mehrere Musikinstrumente. In Magyaróvár spielte er! Violine, aber nur seinen Freunden, denn er scheute sich, vor der Öffentlichkeit aufzutreten. Wer seine tiefempfundenen, -mit meisterhaftem Können gespielten Walzer hörte, hätte am liebsten gleich getanzt, seine „langsamen Weisen" aber versetzten die Freunde in eine echt ungarische traurig-fröhliche Stimmung. Lenau liebte die Natur. Er ritt gerne aus, die Leitha entlang oder in die eigenar­tige Sumpfwelt „Hanság". Seine Liebe zur Natur hatte ihn doch veranlaßt, Landwirt­schaft zu studieren. Er hatte seine Rechtsstudien in Pozsony an den Nagel gehängt, weil ihm die Rabulistik verhaßt war. Er liebte es, im Park von Magyaróvár spazieren zu gehen, sein Lieblingsplätzchen, wo er gerne saß, lag am Leithaufer, unweit des Eingangs. Er lernte leicht, das Studium der Landwirtschaft bereitete ihm keine Schwierigkeiten. Er war ein gerngesehener, angenehmer Gesellschafter. Obwohl er sehr ernst war, konnte er auch geistreich witzig sein, ohne aber jemanden dabei zu kränken. Daß er ein weltberühmter Dichter werden sollte, ahnte niemand, denn auch im engsten Freundeskreis sprach er nur selten darüber, daß er Gedichte schrieb. Übri­gens nahmen nicht einmal seine Freunde das Dichten ernst, sie meinten, es handle sich bloß um ein jugendliches Reimeschmieden. Eines Tages erschien er unerwartet bei Veszély und teilte ihm mit, daß Kleyle und er nach Bordács (unweit von Moson) geladen seien, wohin die Mosoner Damen einen Ausflug planten. Veszély der seinen Freund nur zu gut kannte, warnte Lenau, daß er sich in der Mosoner Frauengesellschaft schwerlich wohl fühlen werde. Ent­täuscht erschien Lenau tags darauf bei Veszély und gestand ihm, daß ihm die Gesell­183

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