Arrabona - Múzeumi közlemények 7. (Győr, 1965)
Lengyel A.: Die Entwicklung des autonomen adeligen Komitates Győr bis 1526
konnten. Diese Abänderung bot dem niederen Adelstand gewissermaßen die Möglichkeit der Sicherung ihres Vermögensrechtes, das durch die in Interessengemeinschaften und Ligen zusammengeschlossenen Oligarchien gefährdet war. Im Komitat Győr war dies bis zu einem gewissen Grad möglich gewesen, weil die einflußreichen Oligarchen — die Faimilien Garai, Hédervári und Rozgonyi — sich auch gegenseitig befehdeten. Anderseits aber verstärkte der von den Oligarchen ausgeübte Druck das Zusammengehörigkeitsgefühl der nobiles und führte zu gemeinsamen Kraftanstrengungen — die von der eigenartigen politischen Linienführung König Sigismunds noch unterstützt wurden — und zeitigte einen Fortschritt in der Entwicklung des autonomen, adeligen Komitates. Es wurde eine Aktion gestartet, um das immer noch bestehende patrimoniale (erbherrliche) Recht, das zwischen dem Obergespan und Vizegespan bestand, zu liquidieren. Der Wirkungsbereich der komitatlichen Gerichtsbarkeit weitete sich; die Ober- und Vizegespane mußten einen Eid ablegen, ja noch mehr, in einem Justizdekret (1435) war sogar der Wortlaut der Eidesformel festgelegt. Im Interesse der räumlichen Gliederung der Administration kam es mit der Zeit zu einer Ausgestaltung von Kreisen (járás), die der Kompetenz eines Stuhlrichters unterstanden. Der Einfluß dieser Symptome machte sich in der Zeit János Hunyadis geltend, als sich nämlich die Kräfteverhältnisse sukzessive zu Gunsten der Stände zu verschieben begannen. In zahlreichen Komitaten — so auch im Komitat Győr — gab es bereits zwei Vizegespane, die an der Spitze der Administration tätig waren, und gemeinsam mit ihren Vertretern ihre vielschichtige Arbeit verrichteten. Unter Mathias Corvinus hatte sich das Staatsgewalt-Gepräge der komitatsbehördlichen Tätigkeit noch weiter gefestigt, weil der König die endgültige Liquidierung der Ligen beschlossen hatte, und seine Bestrebungen von den Städten tatkräftig unterstützt wurden. Die Unterstützung der Stadt Győr beanspruchte der König vornehmlich bei der Bekämpfung der Übergriffe, die sich die kirchlichen Großgrundbesitzer zu schulden kommen ließen, so daß enge Beziehungen zwischen dem Komitatssitz Győr und dem königlichen Hof entstanden, vornehmlich in jener Zeit, als infolge der treulosen Unterschlagungen des Gutsverwalters Tamás Debrenthei die Burg Pannonhalma unmittelbar dem König unterstellt wurde. Es ist unbestreitbar, daß Mathias Corvinus gegen Ende seiner Regierung eine Zentralisation anstrebte, die aber die Entwicklung des autonomen, adeligen Komitates nicht beeinflußte, im Gegenteil, in den 1480er Jahren war das Ansehen des Komitats Győr größer als jemals zuvor, das sich auch den kirchlichen Großgrundbesitzern und auch den Héderváris gegenüber Geltung verschaffte. Nach dem Tod Mathias' Corvinus änderte sich die Lage ... Wladislaw Jagelló führte die Zentralisationspolitik des Königs Mathias nicht weiter, so daß der Stand der Barone (Freiherren) wieder erstarkte, die Macht ergriff und sich bereicherte. Bei diesem Vorstoß wurde auch ein Teil der nobiles mitgerissen, was sich naturgemäß auf das Leben des adeligen Komitats nachteilig auswirkte. Die Rolle der heimlichen Drahtzieher hatten die feudalen Oligarchen übernommen, die den Bestrebungen gegenüber, die eine Schmälerung des Ansehens und des Machtbereichs des Komitats bezweckten, gleichgültig gegenüberstanden. Die wohlhabenden und minder begüterten nobiles konnten sich nur schwer mit der neuen Lage abfinden, auch ihre beim Reichstag eingebrachten Proteste blieben erfolglos. Die inneren Gegensätze verschärften sich immer mehr und mehr, die Türkengefahr wurde drohender, gleichzeitig aber verwickelte sich das Land in außenpolitische Wirren und die Staatsorganisation geriet in einen Zustand der Zerrüttetheit. Unter solchen Umständen ereignete sich die tragische Niederlage gegen die Türken bei Mohács, und zeitigte eine langewährende Lähmung der Staatsverwaltung im zerstückelten Land. A. Lengyel 235