Arrabona - Múzeumi közlemények 6. (Győr, 1964)

Lengyel A.: Territoriale und soziale Zusammensetzung, organische Entwicklung des königlichen Komitates Győr

ferner ersichtlich, daß die beiden Organisationen auf das Zusammenfallen der Wir­kungsbereiche bedacht waren. Im Zusammenhang mit dem Gesagten sei der Vollständigkeit halber erwähnt, daß es innerhalb der Grenzen der Burggrafschaft (des königlichen Komitates) Győr auch Besitztümer gab, die zu anderen — zuweilen weit entfernt liegenden Burggraf­schaften gehörten. Das Entstehen dieser Besitztümer ist in den meisten Fällen auf Umsiedlung, Beerbung oder Abwanderung zurückzuführen, mitunter aber auch auf Schenkungen des Königs. Gewiß besaß auch das königliche Komitat Győr Güter in anderen Komitaten, die aber in den zeitgenössischen Aufzeichnungen und Urkunden nicht konkret erwähnt werden. Innerhalb der Grenzen des Comitatus Jaurinensis hatten die Burggrafschaften Mosón, Pozsony, Szolgagyőr und Komárom Burgbesitz­tümer, doch bestanden sie naturgemäß nur bis zum Verfall der Institution der könig­lichen Komitate, bzw. der Burgverfassung. (Dieser Vorgang begann im allgemeinen nach dem Mongolensturm.) Hinsichtlich der organischen und funktionellen Fragen, aber auch der Analyse der sozialen Lage müssen noch einige Probleme kurz geklärt werden. Die vielschichtige Tätigkeit des Gespans machte alsbald die Ernennung eines Stellvertreters in der Person eines comes curialis (udvarbíró) notwendig, dessen Amt sich anfangs nur auf die Gerichtsbarkeit erstreckte. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts aber gingen infolge der häufigen Abwesenheit des Burggrafen auch die wirtschaftlichen und administra­tiven Arbeiten auf ihn über. — Hier müssen wir auch die kleineren Ämter erwähnen, die von einem Leutnant, Centurio und Decurio bekleidet wurden und die einesteils militärisch, andernteils administrativ tätig waren. Das Volk, das auf dem Gebiet des königlichen Komitates lebte, bestand aus zwei sozialen Schichten, den Burghörigen und den Burgknechten. Die Abstammung der ersteren kann bis auf die Urgemeinschaft zurückverfolgt werden. Innerhalb der Sippen bildeten sie die mittlere Schichte und versahen später — als Freie — den Militärdienst und ihre Aufgabe war auch die Verteidigung der Burg. Diese Klasse zerfiel später auf mehrere Gruppen, unter denen die vornehmste mit den servienti verschmolz. Die ärmeren aber arbeiteten in Feldgemeinschaften. — Die andere, weit größere Schichte der Burgknechte verrichtete — im wahrsten Sinne des Wortes — Knechtarbeiten: bes­tellte den Boden, war beim Transport und beim Burgbau tätig. Hierher gehört auch die Gruppe der auf den königlichen Dominialgütern beschäftigten Knechte, udvar­nitis (udvarnokok) genannt. Die Burgknechte mußten ihre obligaten Dienstleistungen in Geld, Naturalien entrichten und Fronarbeit leisten. Ihre soziale Lage war natur­gemäß überaus nachteilig und obwohl in seltenen Ausnahmefällen auch ihnen der Weg zum Aufstieg offen stand, war ihr Leben voller Demütigungen und endloser Leiden. Mit der Donation der Güter gingen auch die Burgknechte in den Besitz der neuen geistlichen oder weltlichen Herren über. Die ständige Verschlechterung ihrer Lage war auf die wachsende Ausbeutung ihrer Herren zurückzuführen. Diese Lage änderte sich mit der Zeit nur insofern, als anstelle des königlichen Komitates das autonome adelige Komitat trat, und durch die Abnahme des königlichen Dominial­besitzes auch die Schenkung von Gütern abnahm. 11 A. Lengyel 39

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