Arrabona - Múzeumi közlemények 4. (Győr; 1962)
J. Kalmár: Kommandantenabzeichen-Armbrustpfeilspitze
Beachten wir bei diesen zwei Stücken die Wiederholung des „v" Buchstabens, die Übereinstimmung zwischen der Krone und der kronenartigen, abschliessenden Zier, ausserdem die Gleichartigkeit des Schuppenmusters auf der Tülle. Auf Grund der im spätgotischen Geschmack gehaltenen Zier und der Buchstaben ist auch diese Pfeilspitze in die 2. Hälfte des XV. Jahrhunderts zu setzen. Von ähnlichem Äusseren, doch einfacher, ist die Pfeilspitze des Bakonyer Museums in Veszprém; der linke Flügel des Blattes weist eine eingeschlagene „i" Minuskel auf. Ober dem Buchstaben finden wir eine zweireihige Punzierung, die Andeutung einer Feder. Die Tülle ist schmucklos, die Kante geht ohne Übergang in die Tülle über 1. Hälfte des XV. Jahrhunderts. Gelegentlich einer Inventaraufnahme des Waffenbestandes im Balatonmuseum zu Keszthely wurden wir bei genauerem Betrachten der Pfeilspitzen auf eine Armbrustpfeilspitze aufmerksam, die, was ihre Masse anbelangte, von den übrigen, normalen Exemplaren abwich. Nach gründlicher Reinigung wurde eine „i" Minuskel sichtbar, darüber die Abbildung einer Vogelfeder. Die Pfeilspitze wurde auf dem Gebiet der Gemeinde Csabrendek gefunden, in 4 km Entfernung von der Burg Sümeg. Unser folgendes Exemplar stellt eine sogennante bärtige Pfeilspitze vor, mit zwei Barten. Auf dem rechten Flügel ihres Blattes entdecken wir eine gravierte 1 , gotische „a" Minuskel, der Fortsatz des Bartes ist mit gravierter Schraffierung geziert. Seit dem XIV. Jahrhundert entstanden nacheinander die St. Sebastianbrüderschaften, Gilden und Schützengesellschaften, welche eigentlich zu dem Zwecke dienten, die Schützen auch in Friedenszeiten nicht aus der Übung; kommen zu lassen. In Ungarn bestanden ebenfalls Armbrustsohützengesellschaften. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass diese, mit besonderer Sorgfalt ausgeführten Pfeilspitzenexemplare Würdezeichen von Mitgliedern oder Kommandanten einer Schützengilde vorstellen. Sie wurden gelegentlich bei Prozessionen oder Zunftaufzügen getragen. Die meisten Schützengilden wählten den hl. Sebastian zu ihrem Schutzpatrone und nannten sich entweder von der Gründung oder Wiedererneuerung — welch letzteres 'Ereignis in der Regel mit der Gründung verwechselt wurde — an St. Sebastianbrüderschaften. Das Tragen des Pfeiles wurde zu besonders strenger Vorschrift, wenn die Schützengesellschaft im Jahre zum ersten-oder zum letztenmale auf den Schiessplatz ausrückte. Wenn die Forschung auch bis heute nur wenig heimatliches Material über das Wirken der Armbrustschützengilden aufzuweisen hat, so haben diese dennoch bestanden und waren tätig, wie dies die in vaterländischer Erde gefundenen, einschlägigen Pfeilspitzenexemplare nachweisen. J. Kalmár 84