Glasierte Keramik in Pannonien. König Sankt Stephan Museum, 29. August–31. Dezember 1992 – Szent István Király Múzeum közleményei: D sorozat (1992)
Die Herstellung glasierter Gefäße in Savaria Eine der ältesten Städte Pannoniens ist Savaria, die vom Kaiser Claudius gegründet und mit dem Rang einer Kolonie beliehen wurde. Die Stadt entstand an der verkehrsreichen Bernsteinstraße dort, wo sich schon in früheren Zeiten ein bedeutender Handelsknotenpunkt gebildet hatte. Beweis dafür ist, daß das Kollegium der Kaufleute emonenser Herkunft hier, in der Flur von Savaria noch vor der Gründung der Kolonie seine Votivtafel geweiht hatte. (Savaria 1971, Nr. 70.) Der Handelsverkehr der Bernsteinstraße bestimmte die Entwicklung der Stadt sehr wesentlich, und die auf diesem Wege ankommenden Strömungen beeinflußten das Kultur- und Kunstleben von Savaria. Sie wirkten auch auf den Werdegang des Handwerks von Savaria. Auch in Savaria finden wir die charakteristischen Töpfereien der Römerzeit. Unser ältester Hinweis auf einen Töpferofen stammt aus einer literarischen Notiz von János Varsányi. (Varsányi 1871, 213.) In den 1870er Jahren berichtet Vilmos Lipp (Lipp 1880, 62) über drei mit Keramik angefüllte Töpferöfen, die in der Flur von Szombathely - an einer nicht näher bestimmten Stelle - zusammen mit ringsum liegender, zahlloser Keramik. Lampen und Lampennegativresten zum Vorschein gekommen waren. Von den in der Folge aufgedeckten Töpferöfen sind die Fundorte bereits genau bekannt. Sie liegen im nordwestlichen Teil der Stadt, auf dem Abhang zum Bach Perint (Burányi 1875, 65) Zeichnet man die in Savaria bis heute ans Tageslicht gekommenen Töpferöfen in eine Karte ein, so zeichnet sich vor unseren Augen im nordöstlichen Teil der Stadt, hart an der Stadtmauer das Töpferviertel ab. (Abb. 1) In diesem Töpferviertel befinden sich neben dem großen Ziegelofen auch kleinere runde und eckige Öfen zum Ausbrennen von Gefäßen (Szentléleky 1969, 34). Zu diesem Töpferviertel gehörten die Überreste der im Ruinengarten István Járdányi Paulovics freigelegten Töpferei (Abb. 2). (Buócz 1971, 39.) In den Jahren der römischen Herrschaft sind hier die verschiedensten Keramikarten hergestellt worden. Unter diesen ist die Herstellung des sogenannten rätischen Geschirrs (Szőnyi 1973, 95) und der glasierten Keramik hervorzuheben. Unter allen Bauten, die in den Winkeln der im Ruinengarten-Bischofsgarten als Kunstdenkmal gezeigten großen Straßenkreuzung stehen, sind wir auf die Spuren von Töpfereien gestoßen. Unter den im Zuge jahrelanger Ausgrabungen gefundenen Öfen ist ein kleiner, viereckiger Ofen hervorzuheben (Abb. 3), der in einem Raum des sich in der nordwestlichen Ecke der sog. großen Straßenkreuzung hinziehenden Gebäudekomplexes im Jahre 1974 zum Vorschein kam. In der südwestlichen Ecke des Gebäudeteils schälte sich, ganz an die Wände geschmiegt, der viereckige Rost des kleinen Ofens heraus. Über dem Ofen und auf dem Rost, hie und da in den Feuerraum gefallen, lagen grünglasierte terrakotta Tierfiguren, Menschenfiguren und Gefäßscherben, sowie ein aus Golddraht gefertigter Ring herum. An der nordöstlichen Ecke ist auch der ausgehende Teil des die zum Brennen hineingestellten Gefäße überdekkenden Gewölbes über dem Rost erhalten geblieben. Der Ofenrost wurde von aus Ziegeln sorgfältig gebauten, gewölbten Rippen gehalten. Die Rippen nahmen in gleichmäßigem Abstand von einander N-S-Richtung ein. Der Rost selbst setzte sich aus mit Lehm vermischten Gefäßscherben zusammen. Vor allem das Scherbenmaterial der dünnwandigen, dunkelterrakotta, ja schon fast bordeaurot getönten, metallgrau glänzenden Becher wurde zur Herstellung bzw. Einschmierung des 58