Népi építkezés – A Magyar Népművészet Évszázadai III. – Szent István Király Múzeum közleményei: D sorozat (1972)

hatte. In dieser auf Schlichtheit eingestellten Epoche wur­de das Aussehen der vielen neuen Herrensitze und Pfar­reien vom .Klassizismus bestimmt, der sich dem Ge­schmack des klassisch gebildeten ungarischen Hochadels mit Leichtigkeit anpasste. Dank seiner Schlichtheit fand der klassizistische ungarische Herrenhaus-Stil unschwer seinen Weg zur Volksarchitektur. Besonders anschaulich erinnern der, Dielen der Bauernhäuser in der Grossen Ungarisichen Tiefebene an die Kolonnaden der Landsitze. Hier bezeugten die Dorfhandwerker starke Phantasie und einen sicheren Formensinn in der Errichtung der mit Pfeilern unterstütz­ten Diele, die nicht mit Bögen, sondern mit geraden Balken abgeschlossen wurden. Unter den stilistischen Merkmalen des Klassizismus möchten wir besonders das Timpanon her­vorheben. Dieses imposante Bauelement, das mit seinen Säu­len die Atmosphäre der Anitáiké heraufbeschwörte, schimücfcte die breite Eingangsfassade der Schlösser und der öffentli­chen Gebäude; seine bäuerlichen Formvarianten zeigen sich auf den intimen Rahmen der Fenster und Türen. Die baulichen Stilelemente beschränkten sich nicht nur auf die Fassaden der Bauernhäuser, sondern machten sich auch im Inneren des Hauses und an den Möbeln geltend. Die Anfänge der Anwendung verschiedener stilistischer Merkmale in ganz Europa auf die Zeiten zurückzuführen sein, da die Bau- und Möbeltischlerei noch nicht voneinan­der getrennt waren und der Tischler sich ganz natürlich der Zierelemente der Gebäude bediente, wenn er gelegent­lich an einer Kiste arbeitete. Dieser Verzierungsmethode begegnen wir auch in der Praxis der bäuerlichen Tischlerei, die seit dem 18. Jh. im­mer deutlicher zum Vorschein trat, aber selbstverständlich schon viel früher nachweisbar war. Besonders die archi­tektonische Formulierung der Schränke, Bänke, Stühle und Kisten verdeutlich die Herkunft der Zierelemente, die sich mit ihrer Blütenornamentik und vom örtlichen Geschmack geprägten geschnitzten oder gemeisselten Motiven unter die der Architektur entliehenen Formen einfügen. In den reichen Marktgemeinden der Tiefebene, wo sich derartige Möbel der grössten Nachfrage des 18. und der ersten des 19. Jahrhunderts blühende Zentren der bäuerlichen Tischlerei, von denen sich Hódmezővásárhely u.a. mit der Mehrheit unserer Exponate auszeichnet.

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