Népi építkezés – A Magyar Népművészet Évszázadai III. – Szent István Király Múzeum közleményei: D sorozat (1972)
HISTORISCHE BAUSTILE UND DIE VOLKSARCHITEKTUR Nachdem es Mode war, die Rolle der Bauernschaft in der Wechselwirkung der baulichen Stileinwirkungen bald zu leugnen und bald zu betonen, betrachten wir heute die Bauernschaft als Teil einer komplexen Gesellschaft und die bäuerliche Kultur als Teil einer komplexen Kultur; wir nehmen eben die Tatsache zu Kenntnis, dass sich gewisse Wesenszüge der Architektur anderer Gesellschaftsschichten und der historischen Baustile in der Bauernkunst, so auch in der Bauernarchitektur durchgesetzt haben. Diese Anpassung an die verschiedenen Stiltendenzen erfolgte in der Volksarchitektur jeweils nach dem örtlichen bäuerlichen Geschmack und der Funktion der Dorfgebäude, ohne dabei die vom Mittelalter geerbten Eigenheiten des Grundrisses und der Struktur zu verändern. Die siedlungswissenschaftliche Untersuchung der Gemeinde Úszód, woibei ganze Gassenzeilen und die Stirnseiten der Gebäude erfasst wurden, gibt den Gedanken ein, dass die Fassade der Häuser gleichsam als Festtracht des Dorfes aufgefasst werden kann. Die stilistischen Merkmale der verschiedenen Epochen ergeben ebenso ein Gesamtbild, wie sich die von den vorangegangenen Generation geerbten Kleidungsstücke in der Tracht der Bäuerin schliesslich als ein spezifisches, jedoch harmonisches Ganzes präsentieren. An den Fassaden in Úszód erblickt man die barockartigen Umrisse, die die kunsthistorische Analyse von den Kuppelformen der ungarischen Barockschlösser ableitet, ebenso wie die klassizistischen Säulen und Wandpfeiler. Die Forschungen der ethnologisch orientierten Kunsthistoriilker und Architekten sowie der kunsitbewanderten Ethnographen ermöglichen uns, das Thema milt Hülfe einzelner Elemente der verschiedenen Stilepochen zu illustrieren. In der Tat geht es nur um das Illustrieren: Die gegenseitige Übernahme eines Stilelementes oder eines Gliedes vermag keineswegs die Beziehungen zwischen der dörfisch-bäuerlichen und der städtisch-bürgerlichen oder höfisch-aristokratischen Architektur zu charakterisieren. Andrerseits gewährt der über die Grenzen von Epochen und Gesellschaftsschichten führende Weg der einzelnen Elemente und Motive einen Einblick in die wechselvollen Beziehungen, die die Dorfkultur mit der gesamten nationalen Kultur verbinden. Den mittelalterlichen geschriebenen und gegenständ- 33