Szőllősy Csilla - Pokrovenszki Krisztián (szerk.): Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 45. (Székesfehérvár, 2017)
Tanulmányok/közlemények - Néprajz - Lukács László: A karácsonyfa elterjedése a Kárpát-medencében
László Lukács: Die Verbereitimg des Christbaumes im Karpatenbecken Weihnachtsbaum seiner Kindheit lesen.38 Die Tatsache, dass auf dem Miskolcer Markt schon in den 1910er Jahren Christbäume verkauft wurden, zeugt auch von den Nord-Süd-Kontakten vor und während des Ersten Weltkrieges. Die Christbäume wurden von Sajóréde (Nordgömör) her auf die Märkte transportiert,39 sie wurden in großen Zahlen verkauft, mit ihnen wurde Handel getrieben, so können wir annehmen dass sie auch zu Hause aufgestellt wurden. Unsere Annahme wird vom Atlas der Slowakischen Volkskunde bestätigt: Am Belegort Nr. 167, Sajóréde (Rejdová, im heutigen Landkreis Rozsnyó) ist der Christbaum schon vor 1918 erschienen. Weil der Christbaum zuerst bei Bürgerfamilien in den Städten und in der Haupstadt erschienen ist, mussten bei seiner Verbreitung auch die bei den Familien dienenden Mägde eine Rolle spielen. Sie dienten als Vermittlerinnen zwischen Stadt und Land, Dorf und Hauptstadt, denn nach einigen Jahren städtischer Arbeit kehrten sie zurück in ihr Heimatdorf. Ihre Arbeit als Dienerinnen der Familien erlaubte ihnen Einblick ins Leben der Herrenfamilie sowohl im Alltag als auch während der Festlichkeiten. Während des weihnachtlichen Einkaufs half die Magd auch beim Tragen des Christbaumes, hat den ihr vielleicht noch fremden oder bescheiden erscheinenden Christbaum kennengelernt und geschmückt, hat von ihren Herren auch am Heiligabend Geschenke unter dem Baum bekommen und musste nach dem Epiphaniafest auch den abgeschmückten Baum entsorgen. Mit alldem bereitete sie sich auf ihre spätere Rolle als Mutter vor, denn nach ihrer Heirat wird ja auch sie Weihnachtsbäume für ihre Kinder in ihrem Haus aufstellen. Die Dienstmägde waren meistens Immigrantinnen aus entfernten Regionen, nach Budapest kamen sie zumeist aus dem Oberland und aus Siebenbürgen. In der Landeshauptstadt Budapest arbeiteten selbst im Jahr 1910 67.922 Dienstmägde, die später eine sehr Große Rolle in der heimischen, siebenbürgischen und oberländischen Verbreitung des Christbaumes gespielt haben.40 Im Jahr 1880 wurden in Budapest 28.986 Dienstmägde angestellt. Von ihnen waren 66,6% Ungarinnen, 21,8% Deutsche und 8,9% Slowakinnen. Diese Angaben zeigen, dass sehr viele von ihnen vom Oberland gekommen sind.41 42 Der Christbaum hat sich in der Hauptstadt und in den Städten Transdanubiens verhältnismäßig schnell, in den Dörfern jedoch viel langsamer verbreitet. Auf dem Platz vor dem alten Pester Rathaus hat man in den 1860ern regelmäßig große Tannenmärkte abgehalten. Am 21. Dezember 1861 hat die Zeitung S^egederNachrichten davon berichtet, dass: „In den vergangenen Tagen drei Schiffe voller Christbäume nach Test kamen. “ Sobald die Eisenbahnlinien fertig wurden, hat man auch mit dem Zug Christbäume nach Pest transportiert. Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts war in den ungarischen Dörfern der Christbaum hauptsächlich unter den Familien der protestantischen Seelsorger, Lehrer, Notare und Gutshofangestellten verbreitet. Unter den Bürgern wurde er in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch die Schriftsteller und Zeichner der Kinderliteratur und Bildzeitungen bekannt, aber auch die Weihnachtsanhänge der Zeitungen und die Weihnachtspostkarten haben eine Rolle bei seiner Verbreitung gespielt. Zsigmond Szendrey schrieb im Handbuch Die Volkskunde des Ungartums in Bezug auf den Beginn der 1930er Jahre das Folgende: „Heutzutage werden die Geschenke bei Herren- und Bürgerhäusern an den Christbaum gehängt oder darunter gestellt, das Volk jedoch mag selbst heute noch keine Christbäume auf stellen. “42 Vor dem Ersten Weltkrieg hat das gewöhnliche Volk in mehreren Gemeinden des Komitates Fejér keinen Christbaum aufgestellt. In seinem 1890 erschienenen Buch Gegenwart und Zukunft der protestantischen Kirche in Sárkeresztúr hat Lajos Lévay erwähnt: „Der Christbaum ist hier noch unbekannt. Aber das Singen, Schießen und Klingel-Läuten ist immer noch üblich und beliebt. “43 Die Meinung über den Christbaum bei katholischen und kalvinistischen Familien in Seregélyes (Kom. Fejér) wurde schon oben zitiert.44 In Sárkeresztes (Nachbardorf von Stuhlweißenburg) hat zuerst 1890 die Familie des reformierten Seelsorgers und Schriftstellers Kálmán Babay (1862—1933) einen Weihnachtsbaum aufgestellt, unter den Bewohnern jedoch wurde er erst nach dem Ersten Weltkrieg beliebt. Den ersten Christbaum im Dorfe konnte man haargenau mit den entsprechenden Personen und dem entsprechenden Jahr verbinden: „Mein älterer BruderFerenc (Juhász) ^ 1895geboren. Der mit ihm gleichaltrige Sohn des Priesters Babay, der Vad, hatte einen Christbaum, als er klein war. Zuerst hatten ja solche Priester und Notare einen. Man hielt ihn für einen katholischen Weiß-nicht-Was, später hat er sich aber verbreitet. “ In Sárkeresztes hat der Dorfnotar, Bruder des Kalvinistischen Seelsorgers, das Beispiel verfolgt: er hat für seinen in 1895 geborenen Sohn Dezső einen Christbaum aufgestellt. In Csókakő (Kom. Fejér) wurde er erst später üblich:,Anscheinend hat ihn der Notar Heltay hereingebracht, er hatte Zuerst einen, langsam hat man ihn aber übernommen. “Imre Heltay war der Dorfnotar vom Ende des 19. Jahrhunderts bis 1913. 38 BERZEVICZY 1907, 82-84. 35 PALÁDI-KOVÁCS 1982, 313. 40 GYÁNI - KÖVÉR 2001, 338-339. 41 GYÁNI 1983,24, 51-52. 42 SZENDREY o.J. 284. 43 LÉVAY 1890,121. 44 KOVÁCS 1984,11. 416