Szőllősy Csilla - Pokrovenszki Krisztián (szerk.): Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 45. (Székesfehérvár, 2017)

Tanulmányok/közlemények - Néprajz - Lukács László: A karácsonyfa elterjedése a Kárpát-medencében

László Lukács: Die Verbereitung des Christbaumes im Karpatenbecken Oberpullendorf, oder in der Heanzerei. In den Bezirken Güssing und Jennersdorf wird der Stamm des herabhängenden Christbaumes zugespitzt und ein Apfel darauf gestochen. Es gab auch am Stamm aufgehängte Christbäume mit der Spitze nach unten, ihre Zahl war jedoch gering. Im Burgenland hatten 150 Belegorte herabhängende Christbäume, davon wurde aber nur ein halbes Dutzend „verkehrt herum“aufgehängt.11 Leopold Schmidt erwähnte, dass die derzeitige Illustration zu Hebels Gedicht Die Mutter am Christabend (1820) einen herabhängenden Christbaum darstellt.12 Hier beschreibt Hebel nicht den herabhängenden Christbaum, sondern nur einen Baum, den die Mutter ins Zimmer bringt, auf dem Geschenke hängen. In einem seiner anderen alemannischen Gedichte können (Eine Frage) wir über den herabhängenden Christbaum lesen: Der Wienechtchindli-Baum verrothet bald, me alli Muetter sin im gansée Dorf. Do hangt e Baum, nei lueg me doch und /ueg! ln alle Näste nüt als Zuckerbrod. Das burgenländische Verbreitungsbild des herabhängenden Christbaumes ist auch geeignet, die Richtung und die Zeit der Verbreitung des ihn ablösenden stehenden Christbaumes festzustellen. Aus der Karte ist abzulesen, dass der stehende Weihnachtsbaum im Burgenland von Norden nach Süden verbreitet wurde. Seine Verbreitung dauerte auch während der Datensammlung noch an; so war dieser Verlauf gut untersuchbar und dokumentierbar. Der herabhängende Weihnachtsbaum ist nicht nur in Ostösterreich, sondern auch in den mittleren und südwestlichen Regionen des deutschen Sprachgebietes (Egerland, Sachsen, Thüringen, Frankenland, Eisass, Baden, Pfalz) bekannt.13 Wegen seiner Verbreitung in Ungarn und in der Slowakei beschäftigen sich auch die ungarischen und slowakischen Volkskundeatlanten mit ihm, sodass wir deren Karten neben die schon untersuchte österreichische Karte legen können. Der Magyar Néprajzi Atlas% (MNA — Atlas der Ungarischen Volkskultur) ist zwischen 1987—1992 erschienen.14 Sein Material wurde von 1959 an über ein Jahrzehnt lang gesammelt. Die 169. Fragegruppe seines Fragebogens bezieht sich auf den Weihnachtsbaum: Wann wurden Weihnachtsbäume zuerst aufgestellt? Seit wann ist der Weihnachtsbaum im allgemeinen Gebrauch? Wie wurde er heimisch, wer hat ihn eingeführt (die lokalen Intellektuellen, die Handwerker, aus dem Nachbardof, aus der Stadt usw.)? Was sagt man den Kindern, wer den Christbaum bringt (das Christkindl, ein Engel usw.)? Wie heißt der Weihnachtsbaum? 1st das Beschenken der Anderen am Heiligabend in Brauch; wer beschenkt wen und womit? Aus den — auch die schweizerischen und österreichischen Erfahrungen benutzenden Fragen — etwa 410 Belegorten des ungarischen Sprachgebietes wurden drei Karten angefertigt, die sich mit dem Christbaum beschäftigen. Alle drei sind die Werke von Zsolt Csalog. Karte Nr. VI1I/533 des MNA zeigt die Verbreitung der Formen vordem stehenden Christbaum B. Weihnachtsgrünzweige), so kann sie zusammen mit der schon untersuchten Karte Nr. 2/29 des österreichischen Atlasses als ein Paar betrachtet werden. Im ungarischen Bereich gibt es acht, im österreichischen nur fünf Formen des Weihnachtszweiges. Die vertrockneten Zweige, die Geranie, die Malve und der Rosmarin kommen als Weihnachtszweige zum Beispiel nur im Ungarischen vor, während die hängende Tanne, der Wacholder, der Schlehdorn, die Miste! und die immergrünen Zweige, die keine Tannen sind, in beiden Werken auftauchen. Es fällt auf den ersten Blick auf, dass diese älteren Formen in Österreich auf einige gut umgrenzbare Gebiete konzentriert sind, während sie in Ungarn das Zentralgebiet des ungarischen Volkes im Karpatenbecken ausfüllen. Im Osten (in Siebenbürgen und in der Moldau) erscheinen sie nur sehr spärlich. In Transdanubien war die hängende Tanne oder der Tannenzweig dominant. Außer eines kleineren Gebietes in den Komitaten Vas und Zala sowie einer größeren Landschaft in den Komitaten Baranya und Somogy (wo keine Vorgänger des stehenden Tannenbaumes existierten) war in Transdanubien und in der Kleinen Ungarischen Tiefebene (auch in der Großen-Schüttinsel sowie zwischen den Flüssen Waag und Eipel) der herabhängende Christbaum charakteristisch, welchen wir schon aus dem österreichischen Atlas vom benachbarten Burgenland kennen. In ganz Transdanubien und in der ganzen Kleinen Ungarischen Tiefebene konnte spärlich auch Wacholder als Christbaum benutzt werden. Im an Tannenwäldern reicheren Westtransdanubien zeigt die Karte keinen Wacholder an. In Kaposkeresztúr (Kom. Somogy) und in Gyulaj (Kom. Tolna) sind der stehenden Tanne Schlehdorn, Hagedorn oder andere Arten von stacheligen Zweigen vorausgegangen. In Ordacsehi (Kom. Somogy) waren neben dem Wacholder auch Schlehdorn, Hagedorn oder andere Arten von stacheligen Zweigen beliebt. In Mittel- und Osttransdanubien sowie in der Kleinen Ungarischen Tiefebene konnten auch spärlich die Mistel, die Thuja, der Buchs, die Zeder, der Oleander oder andere immergrüne 11 SCHMIDT 1963, 215-231. 12 SCHMIDT 1963, 236. 13 KROGMANN 1962-1963, 66-68; HANDSCHUH 1990, 225-227. 14 BARABÁS 1987-1992. 411

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