Szőllősy Csilla - Pokrovenszki Krisztián (szerk.): Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 45. (Székesfehérvár, 2017)

Tanulmányok/közlemények - Néprajz - György Orosz: "Jesus Christ corssed the golden bridge riding on a donkey" pagan-Christian variants of the "Second Merseburg in Cantation" in the course of elastic missionary activity

György Orosg: „Christus Jesus war zu Esel über die goldene Brücke gefahren” Heidnisch-christliche Varianten des Zweiten Merseburger... Yggdrasil genannt, die als struktureller Grund der Welt gilt. Yggdrasil, der der Baum des Lebens und Schicksals ist, knüpft sich an die Mythen um Odin. Yggdrasil bedeutet: ’Pferd von Ygg’, also von Odin. Ygg ist einer von seinen vielen Namen mit der Bedeutung ’der Schreckliche’.26 Das Pferd galt als Odin geheiligtes Opfertier. Das Pferdeopfer ist sicherlich indoeuropäischer Herkunft. Seine Spuren finden sich auch bei den Germanen.27 Papst Gregor I. schreibt in dem „Brief an Bonifatius über die Missionsarbeit in Deutschland’’ (um 732)28: „Dabei bast Du auch berichtet, dass etliche Deute Fleisch vom Wildpferd essen, sehr viele auch vom Hauspferd. Das dafst Du, heiligster Bruder, auf keinen Fall weiterhin geschehen lassen, vielmehr unterbinde das auf alle mögliche Arten mit Christi Hilfe völlig und lege ihnen die verdiente Buße auf; denn es ist unrein und abscheulich. ” Die Annahme, dass die Beschwörung und das christliche Gebet unabhängig voneinander existiert haben, ist nicht zu beweisen, und dazu wissen wir, dass die Geisdichen in den frühesten Zeiten die ärztliche Behandlung mit den zu ihrer Verfügung stehenden Mitteln betrieben.29 Um die Beschwörungsformeln endgültig auszurotten, versuchte das Christentum sie durch die der Form nach ihnen sehr ähnlichen Heilungsgebete zu ersetzen. Diese beruhen aber bereits auf christlichen Anschauungen und wenden sie sich an Gott, die Gottesmutter, Engel, Heilige usw. Durch die Vermittlung der Geistlichkeit wurden sie auch den früheren Kennern von Beschwörungsformeln zugänglich. Unter ihrem Einfluss dringen in die Beschwörungsformeln christliche Elemente ein, heidnische Namen werden beseitigt. Im Allgemeinen herrscht aber auch weiterhin die alte heidnische Grundlage vor, obgleich sie in der mündlichen Überlieferung immer unverständlicher wird. Dennoch gelang es der christlichen Geistlichkeit nicht, die Beschwörungsformeln endgültig zu vernichten. Unter dem Einfluss des Christentums erhielten die Beschwörungsformeln den Anstrich von christlichen Gebeten und so entstanden Beschwörungen in Gebetform.30 Die beiden „Merseburger Zaubersprüche” wurden erst im 10. Jahrhundert von einem christlichen Mönch niedergeschrieben, auf einem leerstehenden Blatt einer lateinsprachigen Handschrift, obwohl sie dem Inhalt nach echt heidnisch sind. Der christliche Mönch schrieb die beiden heidnischen Zaubersprüche nicht als Schreibprobe nieder, sondern deshalb, weil er fest an ihre magische Kraft glaubte. Der „Zweite Merseburger Zauberspruch” zeigt so merkwürdige Berührungen mit einem altindischen Spruch, dass man für beide eine alte indogermanische Formel als Grundlage voraussetzen möchte.31 Gusztáv Heinrich bringt in seiner Geschichte der deutschen Literatur eben diesen altindischen Zauberspruch aus dem ,ßitharvaveda” (IV, 12) in ungarischer Übersetzung.32 Zsuzsanna Erdélyi weist darauf hin, dass der „Zweite Merseburger Zauberspruch” sich in ganz Europa verbreitete. Er lebt nicht nur in der Volksüberlieferung fast zu unseren Tagen, sondern er wurde auch in manchen mittelalterlichen Kodizes aufgezeichnet.33 Auch nach der Christianisierung konnte sich der „Zweite Merseburger Zauberspruch” noch im Volksmunde, aber lange Zeit auch in einem bestimmten Teil der Geistlichen behaupten. Im Laufe der Zeit wurde er im christlichen Sinn umgedichtet. In meinem Aufsatz bringe ich vier heidnisch-christliche Varianten des „Zweiten Merseburger Zauberspruches”: die eine („Jesus ritt einmal gur Kirche’) veröffentlichte Gusztáv Heinrich,34 die andere („Gegen Fußschmergen’) die ungarische Folkloristin Zsuzsanna Erdélyi,35 und zwei weitere entnahm ich dem Buch der ungarischen Ethnographin Eva Poes, das den Titel „Magyar ráolvasások.” (Ungarische Beschwörungen) trägt.36 Magie und Beten stehen in krassem Widerspruch miteinander. Magie ist die Übertragung des eigenen Willens auf die Umwelt. Der Magier will selbst die Welt beherrschen und die Natur aus eigener Kraft lenken. Beten ist dagegen Flehen im christlichen Sinn. Jesus Christus sagte von der Kraft des Gebetes: „Bittet, und es wird euch gegeben werden; suchet, und ihr werdet finden; klopfet an, und es wird euch aufgetan werden. ” (Mt 7,7)37 Das Grundgebet des Christentums ist das Vaterunser. Es 26 TOKAREV 1988,1. 596, 607-608. 27 ELIADE 1994,191. 28 Zitiert nach: Briefe des Bonifatius = Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, Bd. IVb, hrsg. v. Reinhold Rau, Darmstadt 1968, a. a. O., S. 99-101. In: HUG 1981, 141-142. 29 MANSIKKA 1909,100. 30 KARSKIJ 1926,9,11. 31 VOGT-KOCH 1913,1. 4. 32 HEINRICH 1886-1889,1. 27. S. dazu: http://de.wikipedia.org/wiki/Atharvaveda (2017. február 6.) 33 ERDÉLYI 1999,123. 34 HEINRICH 1886-1889,1. 26-27. 35 ERDÉLYI 1999,122. No 9. 36 PÓCS 1986, II. No XV. 1. 2. S. 429-430; No XV. 1. 9. S. 431. 37 Das Neue Testament 1915. 346

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