Szőllősy Csilla - Pokrovenszki Krisztián (szerk.): Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 44. (Székesfehérvár, 2016)

Tanulmányok/közlemények - Néprajz - Orosz György: "Csodálatos álmot láttam…" A Legszentebb istenszülő álam című nagyorosz egyházi népénekek a keresztény népi jámborságban és a magikus praktikákban

Oros% György: „Csodálatos álmot láttam. .."A Legszentebb istenssyilő álma című nagyorosz egyházi népénekek... György Orosz „ICH SAH EINEN WUNDERBAREN TRAUM...” Die GROßRUSSISCHEN GEISTLICHEN VOLKSGESÄNGE „TRAUM DER HOCHHEILIGEN GOTTESGEBÄRERIN” IN DER CHRISTLICHEN VOLKSFRÖMMIGKEIT UND IN DEN MAGISCHEN PRAKTIKEN Die geistlichen Volksgesänge und Prosatexte Typs „Traum der Hochheiligen Gottesgebärerin” (im katholischen Kulturkreis „Traum Marias”) gleich den Volksgesängen und Erzählungen mit dem Titel „Über die zwölf Freitage” bezeugen eindeutig, dass das im mythologischen Weltwild wurzelnde magische Bewusstsein bei den Osdawen und auch bei anderen europäischen Völkern nach der Bekehrung zum Christentum auch fernerhin erhalten geblieben ist bzw. es auf dem neuen, christlichen Boden reproduziert wurde. Gesänge und Gebete bzw. Erzählungen mit dem Titel „Mariens Traum” kommen sowohl im orthodoxen Osten als auch im katholischen Westen vor — wie Zsuzsanna Erdélyi darauf hinweist —, und sie sind auch heute rezent. Sie funktionieren seit dem Mittelalter bis zu unseren Tagen als schützende, Übel abwehrende Texte. „Mariens Traum” ist auch in Ungarn weit und breit verbreitet und gilt als „sehr kräftiges” Gebet sowohl unter den Ungarn als auch unter unseren nationalen Minderheiten. Der „Traum der Hochheiligen Gottesgebärerin” (Son Presvjatoj Bogorodicy) ist auch bei den Russen in vielen Textvarianten bekannt. Obwohl diese apokryphen Texte in der europäischen Tradition überall über einen amulettartigen Charakter verfügen, sollte man nach Meinung von L. Kretzenbacher die magischen Komponenten nicht überbetonen, die zur Verbreitung und Überlieferung dieser Folkloretradition beitrugen. Diese Komponenten — die Verwendung der Texte in magischer Funktion, die Schlussformeln — zählen zwar zum außerkirchlichen religiösen „Aberglauben”, der Inhalt der Gesänge/Gebete jedoch entstammt dem christlichen Traditionsgut, und sie sind nicht kirchenfeindlich. Ihrem Inhalt nach sind diese Gesänge bzw. Gebete wirklich nicht unchristlich, denn sie bearbeiten die Passionsgeschichte Christi und das mütterliche Leiden Mariens um den Verlust ihres eigenen Sohnes. Aber wegen der Schlussformeln durften sie die Genehmigung der Kirche nie erhalten. Das Traum-Motiv des „Traums der Gottesgebärerin” leiten die Forscher, die sich mit diesem Thema beschäftigen, aus verschiedenen Quellen ab, aber sie führen es meistens auf Apokryphen zurück. Dieses Element ergab sich nach Meinung von Zsuzsanna Erdélyi aus einer Geschichte im Neuen Testament: Das ist die Weissagung von Simeon, die er Maria im Jerusalemer Tempel über die zukünftige Passion Christi erzählt. Der Traum gilt in den verschiedenen Kulturen als Symbol des Todes. Die Gottesgebärerin verweilt zuerst in einem Zwischen-Traum-Zustand, dann verändert sich ihr Bewusstseinszustand: Es kommt eine aktive Bewusstseinsform bei ihr zustande und deren Produkt ist die Vision. Die Visonbilder in den Texten des „Traums der Gottesgebärerin” erweisen sich als wahr, sie erscheinen als wahre Seinsdinge. Auch selbst Christus bestätigt mit seinen Worten die Wirklichkeit des von der Gottesgebärerin Gesehenen, als er ihren Traum deutet und die Geschehnisse der folgenden Karwoche erzählt. Die Schlussformel spielt in den Texten „Traum der Hochheiligen Gottesgebärerin” eine Schlüsselrolle. Sie authentifiziert den Gesang oder das Gebet, lässt den in Ansicht gestellten gnadenreichen Nutzen wissen, manchmal verspricht sie sogar selbst das Heil. In anderen Fällen teilt sie mit, gegen welche Unheile und Gefahren ein gegebener Gesang, ein gesprochenes Gebet hilft. Zsuzsanna Erdélyi untersuchte die Herkunft der Schlussformeln der europäischen Volksgebetüberlieferung. Sie kam zur Erkenntnis, dass diese Schlussformeln ein ebensolches logisches Verhältnis ausdrücken wie die mittelalterlichen Ablassformeln. Mit dem in diesem Aufsatz erörterten Thema sind parallele Forschungen betreffs der religiösen Gattungen auch in den ungarischen Folklorewissenschaften zu beobachten. 341 i

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