Demeter Zsófia (szerk.): Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 41. (Székesfehérvár, 2012)
Tanulmányok - Lukács Miklós: Das Bauopfer-Motiv in der deutschprachigen Literatur
Alba Regia 41. (2012) Völkerwanderung die Fundamente der Bauopfer-Ballade ins Karpatenbecken gebracht haben, wovon diese sich unter den anderen Völkern Osteuropas verbreitete. Zuerst haben sie die Bulgaren übernommen, doch wollten sie die Last der Schuld von den Schultern des Oberbaumeisters nehmen, so schrieben sie den Verrat der anderen Maurer hinein (sie haben ja ihren Frauen alles über das Bauopfer verraten). Das aber nimmt der Ballade das schicksalshafte Geschehen weg, so auch ihre tragische Schönheit. Von Bulgarien gelang die Ballade zu den Rumänen, die gerade das Gegenteil bewiesen, indem sie nach der Schicksalshaften Ermordung der Frau die Mauer auch mit dem Tode bestraften. Von den Bulgaren gelang die Geschichte noch zu den Serben, Albanen und Griechen. Letztere haben die Schicksalshaftigkeit ein wenig übertrieben. Das Opfer wird schon im voraus von den überirdischen Mächten ausgewählt, die Maurer können nichts dagegen unternehmen, so verliert die Geschichte all ihre Spannung. Als Datum der Balladenüberlieferung von Ungarn zu Bulgaren bezeichnet Vargyas entweder das Zeitalter der Landnahme (von ca. 800 bis ungefähr 1000 n. Ch.), oder die Periode der Herrschaft von Ludwig I. (den Großen) von 1342 bis 1382. Letzteres Datum scheint zu stimmen, da Ludwig einen Fürstentum in Bulgarien gegründet und mehrere Garnisonen in Vidin und Laganj plaziert hat. Außerdem hat er erfolgreiche Feldzüge gegen die Türken nach Bulgarien geführt. Der Kulturaustausch zwischen den zwei Völkern im Mittelalter muss wohl hier abgeschlossen sein, denn während der Türkenherrschaft war kein direkter Kontakt möglich. BAUOPFER IM DEUTSCHEN SPRACHGEBIET Ich bin hiermit zum eigentlichen Kern meiner Abhandlung angelangt: Zu den Bauopofer-Funden und Quellen im deutschen Sprachgebiet. Als kleine Einführung möchte ich noch den Artikel von Wilhelm Jesse über das Bau- und Totenopfer vorstellen. Bauopfer oder Totenopfer? Der Autor beginnt damit, dass in einigen Heimatmuseen Deutschlands solche Tongeschirre in den urzeitlichvorgeschichtlichen Sammlungen zu sehen sind, von denen die Wissenschaft schon lange weiß, dass sie eigentlich aus dem Mittelalter stammen. Aber hier geht es nicht um die Datierung der Funde, sondern eher um die Fundumstände. Die Art und Weise, wie sie vergraben wurden lässt die Wissenschaftler annehmen, dass diese Gefäße aus rituellen und abergläubischen Gründen so vergraben wurden. Solche funde wurden aufgezeichnet in Braunschweig, Liegnitz, Brünn, Ratibor, Breslau, Böhmen, Mähren, Frankfurt an der Oder, Blocksberg bei Holtenau, Havighorst bei Ahrensböck (beide in der Region Holstein), Hassenbüttel bei Wesselburen, auf der Insel Röm, Alt-Strunz, Kontopp, Freystadt (beide in Schlesien), sowie aus Lüneburg, Hameln, Bremen, und aus dem Freistaat Bayern. Es können aber auch noch weitere Funde geben, die nicht überliefert wurden. Die Charakteristiken dieser Funde sind: Alle wurden bei privaten Wohnhäusern gefunden; unter oder in den Fundamenten, oder im Hof und Garten; für alle wurde absichtlich ein Loch oder Öffnung angefertigt und mit Lehmboden, oder Holzeinfassung ausgestopft; „in Ratibor zum Beispiel waren es fünf brunnenartige Vertiefungen von drei Meter Tiefe mit Bretterverschalung, in denen nicht weniger als elf Gefäße in zwei Schichten übereinander standen.”35 Die Funde stammten wahrscheinlich aus dem 11-16. Jahrhundert. Sie waren Gefüllt mit pflanzlichen und tierischen Überresten, die zur menschlichen Nahrung angehören (Weintrauben- und Kirschkerne, Walnüsse, Getreide, Eierschalen, ganze Eier, Hühner- und Pferdeknochen oder Schädel, Brandreste). Es ist wahrscheinlich, dass diese Überreste als Bauopfer vergraben worden waren. Die üblichen Plätze für diese Bauopfer sind unter der Türschwelle, unter der Diele, oder am Balken. Besonders wirksam für ein Schutzzauber gegen böse Geister sind Pferdeköpfe und das „Gründonnerstagsei”. In Niedersachsen hat man ein Ei in ein Loch des Ständerbalkens gelegt (das war das sog. „Ständerei”). Dem Autor nach lebt das Bauopfer in der Grundsteinlegung und im Werfen von Münzen in Brunnen weiter. Die christliche Kirche hat versucht, mit der Hausweihe zu Epiphania, Karsamstag, Ostern den heidnishen Brauch zu überwinden. „Unter kirchlichem Einfluss und doch als eine Fortsetzung des alten heidnischen Brauches wird auch das Vergraben von 35 JESSE 1930, 2. 53