Demeter Zsófia (szerk.): Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 41. (Székesfehérvár, 2012)

Tanulmányok - Lukács Miklós: Das Bauopfer-Motiv in der deutschprachigen Literatur

Alba Regia 41. (2012) Großer Unterschied zwischen den zwei Balladen ist noch, das im Rumänischen überhaupt nichts im Dunkeln gelassen wird, es entsteht überhaupt kein „Balladenschatten”, dem Leser ist also der ganze Hintergrund bekannt. Die rumänische Ballade ist deshalb auch viel länger, als die ungarische. Angesichts dieser großen Unterschiede lässt es sich ruhig behaupten, dass die beiden Balladen nur sehr wenig miteinander zu tun haben. Meiner Meinung nach haben alle Bauopfer-Balladen sowieso ähnliche Züge aufzuweisen. Bauopfer in Griechenland: Die Ballade von der Arta-Brücke Die uralte Ballade vom Bauopfer für die Arta-Brücke wirft einen neuen Gesichtspunkt zur Frage Bauopfer auf: Sie sagt aus, dass die Opfer als Geister für immer an die Brücke gebindet werden, um sie vor alles Bösen zu beschützen. Eine ziemlich neue Auffassung im Vergleich zu den anderen Geschichten, wo die Opfer die „höheren Mächte” befriedigen. Die Geschichte handelt von 45(!) Baumeistern, die die Arta-Brücke umsonst bauen, weil sie immer einstürzt. Da hören sie eine Stimme vom Himmel: Des Oberbaumeisters Frau muss geopfert werden. Der Oberbaumeister sendet einen Nachtigall mit einer Nachricht: Die Frau soll sich spät anziehen und spät mit dem Mittagessen zur Brücke kommen. Der Vogel aber verwechselt das Wort „spät” mit „schnell”, so kommt die Ehefrau schon sehr früh an. Der Ehemann lässt seinen Ring in die noch unfertige Brücke fallen und bittet seine Frau, sie rauszuholen. Während sie sucht, bauen die Meister sie heimlich in die Brücke ein. Die Frau verflucht deshalb zuerst die Brücke, weil nicht nur sie, sondern auch ihre zwei Schwestern (in andere Brücken) eingemauert wurden: Jeder der darauf tritt, soll sterben. Dann wird sie aber darauf hingewiesen, dass sie noch einen Bruder hat, so nimmt sie also den Fluch zurück, um wenigstens ihn nicht zu gefärden.28 Die Geschichte weist Motive auf, die in keinen anderen Bauopfer-Ballade vorhanden sind. Diese sind die folgenden: 1. Es wird den Meistern vorgeschrieben wer genau das Opfer sein muss. 2. Die Frau wird durch einen Boten zur Baustelle gebeten. 3. Die Frau wird mit List an die passende Stelle gelockt. 4. Das das Opfer das Gebäude verflucht, den Fluch aber dann zurücknimmt, ist noch in keiner früheren Ballade vorgekommen, sowie auch die Einmauerung ihrer Schwestern. Wie in allen Ländern gibt es in Griechenland auch mehrere Varianten der Ballade, die in vielen Zügen von einander abweichen. Bis jetzt sprach ich von der Variante an den Ionischen Inseln, aber die anderen Varianten können sehr verschieden sein. In Kephallonien geht der Gatte nach dem Beschluss sofort nach Hause und offenbart ihrer Frau alles. Die Frau leistet überhaupt keinen Widerstand, im Gegenteil: Sie leistet ihrem Mann mit Freuden Gehorsam, sie bittet ihm nur, zuerst das Kind stillen und einschläfern zu dürfen. Hier wird natürlich auch die Ringszene herrausgelassen. In einer kappadokischen Variante kann der Meister zwischen sich und seiner Gattin wählen. Zuerst ist er bereit, sich selbst aufzuopfern, dann aber überreden ihn die Bauleute, doch ihre Gattin einzumauem, denn „Ein Weib findest du noch einmal wohl, den Kopf, den findest du nimmer.”29 In anderen Varianten (in Zypern zum Beispiel) wird ein Bote gesandt um die Frau herbeizurufen, aber die Gattin ahnt schon ihr düsteres Schicksal, nimmt von den Nachbarinnen Abschied und geht in Trauerkleidern zum Meister. Über die Herkunft der Ballade wurde viel gestritten: Einige Forscher (wie zum Beispiel der bulgarische M. Arnaudoff) glauben, die griechische Ballade sei der „Vater” der europäischen Bauopfer Balladen, während andere, so der Ungar Lajos Vargyas meinen, Ursprung dieses Balladentyps sei im Norden (vielleicht in Ungarn) zu suchen. Lajos Vargyas begründete seine Theorie unter Anderem damit, das in der kappadokischen Variante (die als älteste Version der Ballade gilt) die Flüsse Euphrat und Donau existieren, wo das einfache Volk in Griechenland (die die wichtigsten Verbereiter der Balladen sind) wohl nie den Euphrat und die Donau gesehen habe, sie muss die Geschichte also von Ausländern gehört haben. Darauf antwortet Megás, dass diese beiden Flüsse Grenzflüsse des byzantinischen Reiches waren, wo die griechischen Bauern-Soldaten früher harte Kämpfe geführt haben, die Urahnen der Griechen haben also diese Flüsse gesehen.30 Es ist hier nicht meine Aufgabe, diesen Streit zu entscheiden oder auch nur einen Standpunkt zu fassen. Jedenfalls müssen hier nicht nur die einzelnen Motive in den Balladen, sondern auch die geografischen und historisten Züge untersucht werden. 28 In: KIND, Theodor: Anthologie neugriechischer Volkslieder. Veit u. Comp, 1861. S. 91-95. 29 MEGÁS 1976, 197. 30 MEGÁS 1976, 139. 51

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