Demeter Zsófia - Kovács Loránd Olivér (szerk.): Alba Regia. A Szent István Király Múzeum évkönyve - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 36. (Székesfehérvár, 2007)

Tanulmányok - Régészet - Tóth Endre: In paradisum deducant te angeli… (A székesfehérvári szarkofágról)

Alba Regia 36 (2007) er in der Achse der Krypta der von ihm gestifteten Michaeliskirche, vor dem Altar der Heiligen Maria beigesetzt.93 Das flache Satteldach des Sarges ist figurai verziert. 150 Jahre nach seinem Tod wurde auf der Provinzialsynode von Erfurt seine Verehrung erlaubt, aber der Erhebung der Gebeine wurde noch nicht zugestimmt. Er wurde am 19. Dezember 1192 vom Papst heiliggesprochen und danach, am 16. August kam es zur feierlichen Translation. Der Sarkophag ist ein schlichter, behauener Sandsteinblock. Der Sargkasten ist unverziert, aber auf dem Satteldach sind Büsten von Engeln dargestellt, vier auf einer Seite und fünf auf der anderen. Auf eine Stirnseite wurde ein gleich­­schenkeüges Kreuz gemeißelt, die andere wird mit Agnus Dei verziert. Die nicht symmetrisch plazierten Engelköpfe sind zweifellos die Symbole der neun himmlischen Chöre. Diese — meinen Kenntnissen nach die früheste solche — Thematik des Deckels des Bernwardsarges macht uns darauf aufmerk­sam, dass es nicht unbedingt nötig ist, auch in den Engeln des Székesfehérvárer Sarkophags eine mit dem Beigesetzten direkt verbundene Deutung zu suchen. Das Relief enthält eine der Totenliturgie entsprechende Aussage. Das Erschei­nen der neun Chöre der Engel war wahrscheinlich die Anordnung des Bischofs selbst, vielleicht noch in seinem Leben oder als er starb. Das Thema der Steinmetzarbeit ist einerseits wegen der schöpferischen Phantasie des Bischofs mög­lich (sieh die Bronzesäule mit Reliefs im Dom zu Hildesheim, die er selbst anfertigen ließ), andererseits wegen einer anderen Erfahrung auf seiner Italienreise (in Italien konnte er mit Reliefs reich gezierte Sarkofage sehen). Es handelt sich hier nicht um irgendwessen Sarg, sondern um die letzte Ruhestätte eines teologisch gebildeten Bischofs, der wuss­te, was für Figuren auf einem Sarg dargestellt werden können. Der Sarkophag Bischof Bernwards, verziert auf eine besondere Weise mit die neun Chöre der Engel symbolisierenden Figuren wurde nach seinem Tod und nicht nach seiner Heiligsprechung gefertigt. Nach christlicher Auffassung spielen die Engel eine Rolle, wenn die Seele den Körper verläßt oder wenn sie in den Himmel gehoben wird. Das ist in den seit der Karolingenzeit für Sterbende gehaltenen Gebeten — wie auch in der Commendatio animae — zu lesen, worauf auch Ernő Marosi94 uns aufmerksam machte. Weder Bischof Bernwards Engel noch die des Székesfehérvárer Sarkophags bedeuten eine besondere Verbindung zum Verstorbenen, sondern sie ent­sprechen der zeitgenössischen und gleichzeitig der früheren und späteren christilichen Auffassung und den diese Auf­fassung ausdrückenden liturgischen Texten. Im diesem Fall ist das Thema der Darstellung auf keinem der beiden Sar­kophage eigenartig, denn das folgt aus aus den Gebeten für die Sterbenden und aus dem Text der Totenliturgie und das hätte überall in der christlichen Welt gemeißelt werden können. Unerwartet ist di & figurák Darstellung selbst, die in diesen zwei Fällen auf Grabmählern nördlich von den Alpen zum ersten Mal erscheint und die die frühesten bekann­ten Beispiele der grabplastischen Thematik sind, die die Engel beim Mitnehmen von Seelen, beim Wachdienst oder nur als einfache Anwesende auf den Grabsteinen darstellte.95 Es ist also gar nicht überraschend, dass die Engel in der funeralen Kunst der Romanik erscheinen und praktisch bis heute weiterleben. Umso mehr, weil die letzte Ruhestätte eines wahren Toten die Stadt Gottes symbolisiert.96 97 Bloß aufgrund der Anwesenheit der Engel ist es nicht festzustellen, ob ein aus seiner Umgebung herausgehobenes Grab­mahl für einen gewöhnlichen Sterblichen oder eines für eine heiliggesprochene Person gefertigt wurde, höchstens wenn es andere Merkmale — wie zum Beispiel eine Inschrift - nicht verraten. Im Falle des Székesfehérvárer Sarko­­phages, der den Forschern nach beide Aufgaben erfüllen konnte, scheint aufgrund der Darstellungen auf der Stirn­­und Rückseite unentschieden zu sein, ob er für einen als Heilig geehrten, einen Heiliggesprochenen oder für einen im kirchlichen Sinne gewöhnlichen Sterblichen gefertigt wurde. Beim Entschluss hilft die Darstellung der Aufnahme der Seele in den Himmel. c. elevatio animae Auf die kurze Seite des Sarkophags wurde die Szene der elevatio animae oder mit anderen Worten die der salvatio ani­­mae>>1 gemeißelt. Es wurde versucht, das Thema der Aufnahme der Seele zur Bestimmung des Verstorbenen im Sarko­phag - mit verschiedener Argumentation - zu verwenden. Einige verbanden die elevatio-Szene mit der Szene von Marias Tod,98 und darin sahen sie eine Andeutung auf Stephans Tod am Tage von Mariä Himmelfahrt. Andere ver­banden die Szene mit einer Angabe der Legende des heiligen Emerichs, wonach ein Kanoniker in der Lebensschrift von Eusebius, dem Erzbischof von Cesarea las, dass der Erzbischof gesehen hätte, dass die Engel Emerichs Seele ins Himmelreich trugen. Von einer Bemerkung von Gyula Moravcsik über Emerichs Tod99 ausgehend sah Árpád Nagy in 93 ...corpus Deo dilecti praesulis in crypta coenobii, quod ipse fundaverat, ante altare sanctae Mariae ... sepelitur, Tangmar, vita 81, Seite 1018. 94 MAROSI 2002, MAROSI 2007. 95 ESCHER 1912, von EINEM 1961, PANOVSKY 1964, ANGENENDT 1984, 116 usw. Bei uns ist es in Pilis auf dem Grabmahl der Königin Gertrud zu sehen: TAKÁCS 1994, 249. 96 WALLMANN 1996, 229-231 mit weiterer Literatur 97 Nach dem Wortgebrauch von CHAPEAUROUGE 1973. 98Nach der Meinung von KÁDÁR 1942-1943, 195, ist der seelentragende Engel die Übernahme der Koimeses-Szene. Bogyay dachte also an das Verscheiden von Stephan I. am Tage von Mariä Himmelfahrt also am Tage von Marias Tod (BOGYAY 1971, 8, BOGYAY 1972, 21-22). 99 . ..auch die Figur des die Seele tragenden Engels ist gu sehen, was mit der Erzählung der hegenden über Stephan und Emerich übereinstimmt: MORAVCSIK 1953, 105. 148

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