Demeter Zsófia - Kovács Loránd Olivér (szerk.): Alba Regia. A Szent István Király Múzeum évkönyve - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 36. (Székesfehérvár, 2007)
Tanulmányok - Régészet - Tóth Endre: In paradisum deducant te angeli… (A székesfehérvári szarkofágról)
Alba Regia 36 (2007) III. Deutung Die Deutung des Székesfehérvárer Sarkophags ist eine schwere Aufgabe. Es gibt kein Material zum Vergleichen: ich denke nicht an den Stil der Meißelung. Obwohl die Verzierungen des Sarkophags wohl bekannt sind, blieb in Ungarn nicht einmal ein ähnlich gemeißelter Sarkophag erhalten. Bei der Bearbeitung des Materials sind alle Schwierigkeiten der Deutung der unikalen Gegenstände zu bekämpfen. Die Steinsärge der Herrscher und Kirchenoberhäupter im 11-12. Jahrhundert wurden in den seltesten Fällen mit Reliefs geschmückt. Deshalb ist es unentbehrlich, den Sarkophag und die Bestattung in Bezügen zu untersuchen, die bis jetzt nur begränzt untersucht wurden. Um den Bestattungsritus kann man nicht herumkommen. Herrscher und hohe Persönlichkeiten der westlichen Nachbarsländer wurden nicht in oberirdischen Sarkophagen57 beigesetzt; oder nur der Deckel des Steinsargs ragte über das Bodenniveau heraus. Hinsichtlich des Ritus berief sich nur Tamás Bogyay auf byzantinische und russische (Kiev) Paralelle.57 58 Wir kennen die oberirdischen Denkmäler der Székesfehérvárer Königsgräber der Arpaden nicht, wir wissen nicht, ob auch andere in oberirdischen Sarkophagen beigesetzt wurden.59 Im Byzantinischen Reich blieben kaum einige Sarkophage samt Deckel erhalten. Auch verzierte Sarkophage gibt es weniger als ein Dutzend. Nur Sarkophage aus Kiev stehen unversehrt zur Verfügung.60 Die mittelbyzantinischen Sarkophage sind nicht figurai verziert, sondern sie haben eine säulenund arkadengeschmückte Struktur.61 Ihren Meißelstil — vom Székesfehérvárer Sarkophag abweichend — charakterisieren abgerundete, bogenförmige Formen und Flächen sowie Flachreliefs. Die Grundfrage: inwieweit sind der Stil und die Datierung der ähnlichen heimischen Fragmente zur Untersuchung des Székesfehérvárer Sarkophags benutzbar und bestimmend. Die königlichen Bauarbeiten im 11. Jahrhundert — wie zum Beispiel die Abtei von Zalavár — waren „geplante” Arbeiten zur Erfüllung der dort nötigen Aufgaben. Zur Fertigung des Herrschersarkophags konnten die Meister dieser Meißelwerkstätte entweder in Anspruch genommen werden oder nicht. Die Frage ist: als die Meißelung des Sarkophags nötig wurde, wurde ein Steinmetz von den königlichen Baustellen gebracht oder von dort, wo man in der Fertigung eines Sarkophags schon Praxis hatte? Die Fertigung eines geschmückten Sarkophags gehörte nicht zu den gewöhnlichen Aufgaben.62 Zweifellos sind die Reliefs des Sarkophags einigen Reliefs von Zalavár ähnlich.63 Bedeutet es eine gleichzeitige Fertigung, eine genetische Verbindung oder nur die Herkunft aus einem gemeinsamen Künstlerkreis? Die für den Sarkophag charakteristischen formellen Lösungen können nämlich bei den mittelbyzantinischen Steinmetzarbeiten sowohl im Reich als auch in den Grenzgebieten verallgemeinert werden. Wie zum Beispiel die plastisch gestalteten Reliefs vor einem tieferen Hintergrund, die Flechtbandrahmen, das dreigeteilte Band, dreiarmige, flächenausfüllende Elemente und Rosetten. Diese Verzierungen sind bei zahlreichen byzantinischen oder italo-byzantinischen Denkmälern zu beobachten. 7. Die Darstellungen a. Die Struktur der Verzierung Die Blüten an den beiden Rändern der Stirnseite des Sarkophags sind „am leichtesten” zu deuten, weil sie formell keine Analogie haben. Ich habe eine einzige gemeißelte Form gefunden, die aber zu den aus der Antike überlieferten, symmetrisch aufgebauten Pflanzenverzierungen gehört, deren untere Blätter sich nach innen, die Blätter über ihnen nach unten biegen: das obere Blatt endet aber — ganz ungewöhnlich — in einer „zapfenförmigen” Blüte. Es handelt vom Geländer des Klosters Lavra auf dem Athos-Berg, dessen zwei mit Flechtbandrahmen verzierte Platten aus dem 11 .Jahrhundert ähnlich gestaltet sind.64 Es ist kaum zu bestreiten, dass die beiden Pflanzen auf dem Sarkophag die seit Jahrhunderten gewohnten antithetischen Bäume ersetzten, die das Paradies andeuten.65 Der in ein Quadrat oder Rechteck gezeichnete Kreis kommt häufiger vor, als dass er zu einer Datierung mit engerer Zeitspanne verwendet werden kann. Diese Art von Geflechtmustern kommt im Ausland häufig, aber hie und da auch in Ungarn vor. Heimische Beispiele: Fragment einer Steinplatte aus Zalavár,66 aus der Kirche in Dombó (der mittlere Faden ist breiter, um 110067); Fragment aus Székesfehérvár68 (aus zweiadrigem Faden, um 1030-1080), aus der Burg in Esztergom69 (aus dreiadrigem Faden) und aus Feldebrö aus zweiadrigem Faden.70 Dieses Motiv ist auch unter den 57 Summiert sich: MEIER 2002 58 Bogyay 1972,12. 59 Außer dem Sarkophag des Heiligen Gellert kennen wir keine oberirdischen Sarkophage aus der Arpadenzeit BENKŐ 2005. 60 JASTRZEBOWSKA 2002 mit der früheren Literatur, TOl.OCKO 1996, 125, 74. <•' Sieh: FELD 1970, PAZARAS 2002. 62 Wir wissen, dass die Tumba von Herzogin Margit aus rotem Marmor von den Meistern Albert und Peter aus Lombardién gefertigt wurde: Legenden und Ermahnungen aus der Arpadenzeit, übersetzt von ÉRSZEGI 1983, 143. 63 Zum ersten Mal hat es Henszlmann aufgeworfen: 1864,123, ENTZ 1964, BOGYAY 1972. « GRABAR 1974, 68. Nr. 62. Pl. XXXIX. = PAZARAS 1989, Bild 50. 65 NAGY Á. 1972. 66 Tóth S. 1994,81 (1-14). 67 Nagy S., Dombó, Novi Sad 1974., Bild 38, Tóth S. 2001, 415-416. 68 TÓTH S. 1994, 68-69. (1-5). 69 TÓTH S. 1994, 69 (1-7). 145