Demeter Zsófia - Kovács Loránd Olivér (szerk.): Alba Regia. A Szent István Király Múzeum évkönyve - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 36. (Székesfehérvár, 2007)

Tanulmányok - Régészet - Zsolt Petkes: Friedhofabschnitt aus dem 12. Jahrhundert in der Sárbogárder Kirchensenke

Alba Regia 36 (2007) Kiss können wegen der momentan geringen Gräberanzahl nicht bestätiget werden, jedoch werden die Ausgrabungen der nächsten Jahre diese Theorie höchstwahrscheinlich untermauern, oder denn auch entkräften. Die Theorie von Gábor Kiss ist auch deswegen Interessant, weil in ihr die eingesickerten petschenegischen Hilfstruppen, der Theorie von Mária Wolf gleich, militärische Aufgaben verrichteten. Sie nahmen an der Aufrechterhaltung der Ordnung im Inneren des Landes teil, schützten jedoch auch die frühen Burgwälle, und stellten einen großen Teil der früh entwickelten Vogt- bzw. Gespantruppen. Darauf, dass fremde Elemente in großer Zahl im ungarischen Heer dienten, wiesen schon mehrere hin,153 den Großteil dieser Truppen stellten höchstwahrscheinlich die im 11-12. Jhd. aus den östlichen Steppen hinausgedrängten petschenegischen und uzischen Gruppen. Eine besondere Beachtung gilt dem Fund aus der Ebene von Artánd-Zomlin, das bisher als einzige Bestattung den nach Ungarn eingewanderten Oghusen zuzuordnen ist. Nach der Meinung von Károly Mesterházy stammt die Fundsammlung von acht Pfeilspitzen, den Fragmenten eines Kettenhemdes und des Fohlengebisses aus dem Grab eines uzischen Kriegers, der mit den Kumanen ins Karpatenbecken gedrängt wurde.154 Er stützt seine Meinung auf die Form der Pfeilspitzen, die höher entwickelt, als die aus der Zeit der Landnahme sind; außerdem verbreitete sich der Gebrauch der Kettenhemden bei den östlichen Nomaden Mitte des 11. Jhd. Über den aufgezählten Argumenten sagte sogar Mesterházy selber, dass sie zu einer ethnischen Bestimmung nicht ausreichen, somit interpretiert er die Verbindung zur oghusischen Ethnie anhand des Namens der in der Nähe liegenden Siedlung.155 Nach der Durchsicht aller petschenegischer Fundstücke aus dem Karpatenbecken lässt sich feststellen, dass ein Teil derer nicht eindeutig von fremden abstammen kann; sie wurden zumeist nur wegen der geographischen Lage des Fundortes, geschichtlichen Schlussfolgerungen, oder wegen ihrem Typus in diese Gruppe kategorisiert. Entgegen der Ungewissheit müssen die Streufunde in den Gebieten, wo sich den schriftlichen Überlieferungen nach im 11-13. Jhd. späte Nomadenvölker ansiedelten, mit besonderer Beachtung untersucht werden; sie können zwar nicht eindeutig einer fremden ethnischen Gruppe hinzugeschrieben werden, allerdings könnte man dadurch wertvolle Informationen sammeln. Heutzutage ist uns das kumanische Fundmaterial wohl bekannt, jedoch können wir das der Petschenegen, die einen ähnlichen Werdegang hatten, nicht entsprechend separieren. Dies hat wohl mehrere Gründe. 1. Die Petschenegen siedelten sich in kleinen Gruppen an, ihre Zahl war den Kumanen deutlich unterlegen, und im Vergleich zu den Ungarn fast verschwindend gering.156 2. Den schriftlichen Überlieferungen nach kamen die ersten Einwanderungsgruppen bereits unter Fürst Taksony (955C1 970), und dann in mehreren Wellen bis zur ersten Hälfte des XII. Jhd.; allerdings kann man mit einer größeren Gruppe nur nach dem Fall der petschenegischen Herrschaft in der östlichen Steppe rechnen.157 Somit könnten zwischen der ersten und letzten Welle auch 150 Jahre vergangen sein, folglich waren die Petschenegen der ersten Welle zur Zeit der zweiten bereits assimiliert. Die Assimilierung der Petschenegen im 10. Jhd. wurde teils dadurch begünstigt, dass ihre Gesellschafts- und Wirtschaftsform dem der Ungarn sehr ähnlich war, somit machten sie die ersten Schritte auf dem Weg zum Christentum und der Feudalisierung gemeinsam mit den Magyaren. Somit sind die archäologischen Gegenstände der Einsiedler sehr schwer von denen der Magyaren zu unterscheiden, da sie in ähnlichen Gesellschaftsgruppen bei ähnlichen wirtschaftlichen und geographischen Gegebenheiten sich untereinander wahrscheinlich auch nicht unterschieden.158 Csanád Bálint machte auf die Tatsache aufmerksam, dass zwischen den Funden der magyarischen Elementen des X. Jhd. und den osteuropäischen Elementen des 10-11. Jhd. eine enge Verbindung besteht.159 Im Gegensatz dazu waren die späten Einwanderer mit einem festen, feudalischen, christlichen Staat konfrontiert, dessen Gesellschaft, Wirtschaft und Religion sich von der ihren grundsätzlich unterschied, somit sind auch ihre archäologischen Funde von denen der Magyaren auch leichter zu unterscheiden. Diese Separation wird hauptsächlich durch die Bestattungsrituale erleichtert. Die vorhin genannten Fundstücke sind außer der gelenklosen Trense, dessen ethnischer Hintergrund recht fraglich ist, alle der späteren Einsiedlungswelle zuzuordnen. 3. Die Petschenegen wurden anders als die Kumanen, nicht in zusammenhängenden großen Gebieten angesiedelt, sondern an verschiedenen Stellen des Landes, teils in recht weiter Ferne voneinander.160 Die Gebiete der Petschenegen hingen nicht zusammen, sie waren des Öfteren durch die Dörfer der Ungarn unterbrochen. Des Weiteren gab es in der Folgezeit auch Siedlungen von gemischten Bevölkerungsgruppen,161 somit erleichterte die enge Bindung an die Ungarn die Assimilierung der Petschenegen. 155 Fodor 2001a, 24-25. 154 Mesterházy 1976,78. 155 Mesterházy 1976,77-78. 156 Pálóczi Horváth 1989,33. 157 HATHÁZI 1996a, 230. >58 HATHÁZI 1996a, 226. '5’ BÁLINT 1994, 45. 1“ Hatházi 1996a, 231. 161 Hatházi 1996a, 244. 101

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