Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. A Szent István Király Múzeum Évkönyve. 33. 2003 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (2004)

Tanulmányok – Abhandlungen - Fitz, Jenő: Gorsium–Herculia. I. Forschungen. III. p. 25–53.

dass sich die vermutete SW-NO-Hauptstraße (decumanus maximus) nach dem zweiten (östlichen) Nymphäum als Treppe fortsetzte, bedeutete, dass die mit Treppen und Zierbrunnen, auf dem oberen Niveau mit Säulenreihen verzierte Mauer nicht der Eingang des heiligen Bezirks von der Hauptstraße der Siedlung bzw. von dem diese unterbrechenden Platz unbekannter Größe sein konnte. Die frühere Freilegung war nur in der vermuteten Breite der Straße vorgenommen worden, aber nicht südlich da­von. Die repräsentative Mauer passte keineswegs zu einer durchschnittlich breiten Straße, eher zu einem großen Platz. 29 Die Tatsache, dass der Tempel nicht in der Achse der Mauer und der oben angeführten Erscheinungen zum Vorschein gekommen ist, bedeutete, dass er nicht an der entsprechenden Stelle gesucht worden war. Die Widersprüche wurden durch die in den neunziger Jahren durchgeführten Grabungen beseitigt. Der Tempel wurde 1996 auf dieser Anhöhe gefunden, zu der die Trep­pe neben dem östlichen Zierbrunnen führte, südlich der in der zweiten Periode nicht existierenden SW-NO­Hauptstraße. Unter dem Niveau von Gebäude LXXIII aus dem 4. Jahrhundert (Fedák 1998, 254-255) zeigten sich riesige Pfeiler, von denen sich im Laufe der weiteren Freilegungen herausstellte, das sie zur Säulenreihe der Tempelfassade gehörten. Die 13 Meter breite Westfassade des auf einem Podi­um errichteten Tempels wurde von vier auf den erwähn­ten Pfeilern stehenden Säulen verziert (Fedák 1998, 256­257). Seine nördliche und südliche Längswand waren 40 Meter lang, er gliederte sich in einen geräumigen pronaos und eine cella. Im Zentrum des Pronaos kann ein Posta­ment gestanden haben, eventuell der Sockel einer Skulp­tur. Die breiten und tief fundamentierten Mauern waren ­mit Ausnahme einiger weniger Teile - später abgetragen worden. Darum konnte bisher keine Spur von einem Um­bau festgestellt werden. Das Gehniveau allerdings wurde durch eine bedeutende Auffüllung erneuert (Fitz 2002, 114), zum Niveau des Nymphäums führte eine noch der Freilegung harrende Treppe hinunter. Die Niveauverhält­nisse und das Fundmaterial - unter anderen weitere Zie­gelstempel der legio X Gemina - datieren seine Errich­tung eindeutig in die Zeit Kaiser Trajans (Fedák 1998, 256-257). Unmittelbar unter dem frühen Gehniveau des Tempels zeigten sich bereits zum Militärlager gehörende Phänomene, ähnlich den anderen Gebäuden aus der zwei­ten Periode. Dadurch, dass der Tempel gefunden worden war, än­derten sich in bedeutendem Maße unsere bisherigen Vor­stellungen. Die erwähnte Schlussfolgerung, nach der der heilige Bezirk nicht nur der Hügel nördlich der decuma­nus maximus sein kann, bewahrheitete sich. Ja, sein be­deutendstes Gebäude befindet sich südlich von diesem, d. h. die Ausmaße des heiligen Bezirks sind ein Mehr-faches Bis Mitte der neunziger Jahre war es nicht möglich, auf dem Gelände vor der repräsentativen Mauer Grabungen vorzunehmen. von dem, was die Forschung bisher angenommen hatte. Die Mauer mit den Zierbrunnen und Treppen bildet nur die nördliche Mauer des Platzes vor dem Tempel, einen Teil derselben. Die repräsentativen Hallen konnten Schauplatz der wichtigsten Ereignisse bei den Feierlich­keiten gewesen sein. Aus all dem folgt, dass an der Süd­seite des Platzes weitere zum heiligen Bezirk gehörende Hallen, Heiligtümer, Basilken, den Zeremonien dienende Gebäude unbestimmter Funktion zu erwarten sind, und anders zu bewerten sind auch sämtliche Bauten, die den Platz von Westen her umgeben. Seit 1996 wurde der Versuch unternommen, erst den zentralen Platz zu bestimme, dann wurde mit der Freile­gung des Tempels begonnen. Bei diesen Forschungsarbei­ten kam auch der äußere Rand des Gebäudes (Gebäude XCVI) zum Vorschein, das den Platz von Süden her ab­schließt (Fitz 1998, 250, Abb. 9) und das die - bisher vermutete - Bestimmung der Ausdehnung des Platzes ermöglichte. In der Achse des Tempels und der nördli­chen Gebäudegruppe, wo eventuell der Hauptaltar der Provinz gewesen sein konnte, kam eine größere, auf ein Steinfundament deutende Schuttschicht zutage. Die Breite des Platzes beträgt zwischen der Nordmauer mit den Nymphäen und dem die Südseite abschließenden, an den Anfang des 2. Jahrhunderts datierten Gebäude XCVI 45 Meter. Westlich bildet das Heiligtum mit Säulen (Gebäu­de XXVII) den Abschluss des Platzes, das von dem den Platz im Osten abgrenzenden Tempel (Gebäude LXX) 90 Meter entfernt ist, d. h. seine Maße sind denen des Forum Romanum ähnlich. Vorerst ist noch nicht geklärt, in wel­chem Maße das Ge-bäude XCVII den Platz durch die Wiederaufbauarbeiten nach den Markomannenkriegen einengte. Seine mit auffallend starken, riesigen Pfeilern verstärkte Mauer kann - bis zu dem westlichen Winkel der repräsentativen Mauer - die ursprüngliche Ausdeh­nung des Platzes bedeutend verringert haben (Fitz 1998, 250, Abb. 9). Durch die Kenntnis vom Augustus-Tempel (Gebäude LXX), aber insbe-sondere der Ausmaße des Hauptplatzes wegen modifiziert sich die Deutung der zweiten Periode innerhalb des Siedlungszentrums, aber auch die Rolle sämtlicher bisher nicht zum heiligen Bezirk gerechneter Gebäude aus dem 2./3. Jahrhundert grundlegend. Der Hauptplatz befand sich vermutlich im Zentrum des heili­gen Bezirks, an seinen vier Seiten konnten Gebäudereihen ähnlichen oder abweichenden Maßes gestanden haben. Zur Beurteilung der Ausdehnung der Area sacra stehen gegenwärtig drei Anhaltspunkte zur Verfügung. Der sich nördlich des Platzes erstreckende Teil war zwischen der diesen abschließenden Mauer mit Treppen und der nördli­chen Umfriedigung des heiligen Bezirks ungefähr 100 Meter breit. Die gleiche Breite kann an der westlichen Seite festgestellt werden, wo der am westlichen Ende stehende Tempel mit Säulenreihe (Gebäude XXVII) und das sich in der Nähe der Sárvíz erhebende letzte Gebäude LXIXÇFùz 1995, 324; Fitz 1998, 238) ebenfalls ein 100 39

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