Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. A Szent István Király Múzeum Évkönyve. 28. – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1999)
80 Rechter Eckstein mit Weinleseszene B:45, H: 130, T: 29. Das Relief zeigt symmetrisch zur Darstellung des linken Ecksteines einen nach links gewendeten Jüngling bei der Traubenlese. Er greift mit seiner rechten Hand nach einer vor seinem Gesicht herunterhängenden Traube. In der gesenkten linken Hand hält er eine übergroße Traube, die hier vom Knie bis zur Hüfte reicht. Der nach rechts schwingende Mantel scheint auch den rechten Arm an der Schulter zu umfassen, davon abgesehen ist die Figur nackt. Sie wirkt unproportioniert, der Körper ist zu kurz, der Hals dagegen stark, der Kopf groß. Das Kinn wird stark betont, die Stirn ist niedrig, die Gesichtszüge etwas grob. Das Standmotiv mit zwei leicht angewinkelten Beinen wirkt labil. Die Figur steht auf einem niedrigen Sockel, die in eine seichte Nische gesetzte Darstellung wird auf diesem Eckstein von einem geraden Randstreifen eingefaßt. Die Weinranke im oberen Bildbereich wirkt auch hier schwerelos schwebend und entfaltet sich fast symmetrisch zu einer senkrechten Symmetrieachse mit je einer Traube zu beiden Seiten des Jünglings. In der verbleibenden Sockelfläche ist ein nach links schwimmender Delphin zu erkennen. Im Gegensatz zu dem schön ausgearbeiteten Hauptbild wirkt diese Darstellung eher naiv und amateurhaft und war vielleicht als witziges Detail als Pendant zu der verdrehten Ziege auf dem korrespondierenden Eckstein gedacht. Auf der rechten Seitenfläche ist eine schön detaillierte Weinrankc dargestellt. Sie wächst aus einem Kantharos, dessen Bauch mit Blattmotiven geschmückt ist, der aber gegenüber den großen fünf- und siebenteiligen Blättern und den dicken Trauben zierlich wirkt. Die seitliche Bildfläche wird nur links von einer Randzone begleitet. Die Oberfläche zeigt eine Klammerbettung nach links und eine schräg nach hinten. Der vordere Steg am linken Rand ist unversehrt, der hintere, breitere Steg ist abgeschlagen. Auch an der Rückseite - soweit von unten erkennbar - hat das Stück eine Nut für den Anschluß der Seitenfläche. Obwohl die Klammerungen geringfügig unterschiedlich sind, dürfte mit diesem Stück der zweite korrespondierende Eckstein vorliegen. Die vordere Klammer verläuft diesmal waagrecht, die hintere schräg nach innen. (Abb. 9, 79; Taf. Vllt) Die zwei korrespondierenden und wohl vom selben Grabdenkmal stammenden Eckblöcke gehören zu den schönsten Funden des Komplexes. Die Darstellungen sind überaus originell, schwerelos schweben die Weinranken über den Knaben, die übergroßen, prallen Trauben sind zum Greifen nah. Auch die Weinranken der Seitenflächen sprengen fast den kleinen Kantharos, aus dem sie wachsen. Die beiden Bilder der Vorderseiten sind nicht vollständig gleich und dadurch sehr lebendig. Links entspringt der Traube eine mutwillig eingerollte Ranke, die sich rechts im Zaum hält. Die Haltung der Jünglinge in ihrer spielerischen Tätigkeit ist ähnlich. Sie sind als jugendliche Genien zu interpretieren und entsprechen den mehrfach belegten Eroten bei der Weinlese. Beide Jünglinge stehen etwas linkisch und unnatürlich, ihre Köpfe sind im Verhä'tnis zu den Körpern zu groß, die Oberkörper zu kurz geraten. Die nach oben, den Trauben zugewandten Gesichter zeigen grobe Züge, ein übermäßig starkes Kinn und eine niedere Stirn. Die Hände sind klauenartig dargestellt, der Daumen steht immer nur den von der Seite gesehenen restlichen Fingern gegenüber. Diese Haltung paßt bei der rechten Hand des rechten Knaben, mit der er die Traube ergreift, sie paßt aber nicht bei der jeweils anderen Hand beider Knaben. Die frontal gezeigten Körper selbst sind vernachlässigt. Der elegante Schwung der Mäntel läßt erwarten, daß sie jeden Moment von den Schultern rutschen. Während der rechte Knabe zumindest mit einem Fuß auf einem niedrigen Podest steht und das Relieffeld von einer regelmäßigen Rahmenleiste umgeben ist, fehlen Podest und Rahmen auf dem linken Stein. Auf dem verbleibenden Sockelfeld stehen sich die verdrehte Ziege und ein Delphin gegenüber. Obwohl der Meister sichtlich Schwierigkeiten mit der Darstellung menschlicher Gestalten hatte, üben die Figuren durch ihre naive, aber doch im wesentlichen gut getroffene, heitere Tätigkeit einen großen Reiz aus. Die verdrehte Ziege und den skizzenhaften Delphin mit Kullerauge und großer Schnauze empfindet man ebenfalls als lustiges Beiwerk. Auch die Ausführung der Volutenhenkel an den Kantaroi als unmotivierte Schnörkel läßt ahnen, daß der Meister so ein Gefäß vermutlich noch nie selbst gesehen hatte. Das dekorative Motiv der aus einem Krater wachsenden Weinranken ist häufig anzutreffen. Allein in Aquincum kommt es dreimal auf rechteckigen Wandplatten (Kuzsinszky 1900, 58, Abb. S. 59; Nagy 1946, 19, Abb. 13. Németh 1999, 47, Nr. 116.) und zweimal auf Bogenplatten, Seitenwänden von Ädiculen, vor. Dies deutet darauf hin, daß dieses Motiv sehr beliebt war. Der dem dionysischen Gedankenkreis zuzuordnende Weinstock symbolisierte die Hoffnung auf ein glückliches Weiterleben im Jenseits. Tatsächlich finden sich Weinranken vor allem im Osten 2 und Süden der Provinz Pannonién an sehr vielen Grabdenkmälern in allen denkbaren Positionen. An der Grabädicula der Ennii in Sempeter sind die Eckelemente des Sockelgeschosses zu beiden Seiten des Reliefs der Europa auf dem Stier mit Weinranken verziert (Klemenc u.a. 1972, Block 243, Rekonstruktion neben S. 12.). Im Stadtgebiet von Teurnia kamen mehrere Denkmäler mit dem „Lebensbaummotiv" zum Vorschein, darunter eine besonders schöne Reliefplatte mit traubenpickenden Vögeln und gegen Schlangen kämpfenden Reihern (Glaser 1997, 18, 83 ff, Nr. 86, Taf. 47.). Den Weinreben kam jedoch eine Position zweiter Klasse zu. Sie waren ein rahmendes, füllendes, schmückendes Motiv, geeignet vor allem für Zwischenbilder und Rahmungen von Grabstelen und Seitenwänden von Ädiculen. Auf den Ädiculawänden von Intercisa ranken die Weinreben wie auch der gleichbedeutende Efeu in dem schmalen Reliefstreifen zwischen den Pilastern der Seitenwände auf {Intercisa 1954, Nr. 158, 159.) und schmücken die Seitenflächen von Ecksteinen {Intercisa 1954, Nr. 163, 164.). Seitenflächen und die Nebenbilder zu beiden Seiten der Inschrift auf der Frontseite von Sarkophagen sind ebenfalls geeignete Positionen für Weinranken (Savaria 1971, Nr. 150; Erdélyi 1974, 65, 68 ff, Nr. 66, 73, 74.). 2 Farkas-Gablcr 1994, 68: Im Raum Arrabona kaum vorhanden. Im Raum Savaria jedoch belegt: Savaria 1971, 40, 9 Nennungen im Register; Burger 1991, 24, 15 Nennungen im Register. Das Fehlen in der Limesregion ist vielleicht auf die insgesamt kargere Kunstlandschaft zurückzuführen. 12